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Feenland

Feenland

Titel: Feenland
Autoren: Paul J. McAuley
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geimpft haben, überlegt er. Keine Chance,
daß der von selbst auf den Dreh gekommen ist. Diese Kanalratte
Doggy Dog beobachtet Billy mit der Miene eines Lehrers, der einen
geistig minderbemittelten Schüler das kleine Einmaleins abfragt.
Alex nimmt sich vor, Doggy Dog in Zukunft mit mehr Vorsicht zu
begegnen.
    Drunten in der Manege sticht und schlägt ein Wärter mit
einer langen Bambusstange auf die Puppe ein. Der Wärter
trägt dick gepolsterte Schutzkleidung, Kettenpanzer-Handschuhe
und eine Art Schutzhelm mit einem Gitter-Visier. Nachdem der Mann die
Puppe etwa eine Minute lang gereizt hat, entwindet sie ihm
plötzlich den Stab und schlägt die spitzen Zähne in
das eine Ende. Das drei Zentimeter starke Bambusrohr zersplittert mit
einem Geräusch, das an einen Pistolenschuß erinnert. Die
Puppe schleudert die Stange zur Seite, spuckt Holzstücke aus und
starrt den Wärter mit dumpf triumphierender Bosheit an.
    »Ich denke, die Puppen würden in jedem Fall
gewinnen«, sagt Alex.
    Billy Rock scheint die Antwort zu gefallen. »Klar«,
entgegnet er nachdenklich. »Die Frage ist nur, wie viele einer
umlegen könnte, ehe er selbst dran glauben muß. So was
sorgt für Spannung und bringt Massen von Zuschauern,
oder?«
    »Wenn du Leute findest, die bescheuert genug sind, um gegen
diese Bestien in den Ring zu steigen.«
    »Da sehe ich kein Problem«, meint Billy Rock.
    Doggy Dog wird ungeduldig. »Hör mal, Boss, sag ihm
endlich, worum es geht, okay? Ich muß dir nämlich noch was
draußen auf der Baustelle zeigen.«
    »Hey!« Billy Rock dreht sich um und fixiert Doggy Dog
mit seiner Spiegelbrille. »Wer schafft hier an, du oder
ich?«
    »Es geht um den Beton, den sie verwenden…«
    »Scheiß auf den Beton! Siehst du die Stiefel
da?«
    Alex und Doggy Dog werfen einen Blick auf die Stiefel, die Billy
Rock immer noch gegen die Brüstung der Holzbande stemmt.
    »Die Dinger kosten tausend Pfund«, erklärt Billy
Rock, an Alex gewandt, »und dieser kleine Blödian erwartet
allen Ernstes, daß ich damit in die Baugrube steige und mir
seinen beschissenen Beton ansehe! Das sind echte
Straußenleder-Stiefel, Mann! Die gibt es heute nicht mehr!
Glaubst du, daß ich die trage, weil ich durch den Matsch waten
will? Wenn ich das wollte, Dog, dann hätte ich mich so angezogen
wie du!«
    Doggy Dog ist gereizt. »Die zocken dich voll ab, Mann!«
faucht er. »Aber ich hab dich gleich vor diesen Billig-Firmen
gewarnt. Bei dem Preisangebot können die nur dann Profit machen,
wenn sie dich an allen Ecken und Enden bescheißen! Und genau
das tun sie! Verladen dich, wo es geht, und scheren sich einen Dreck
um deine Anweisungen! Du mußt endlich was dagegen
unternehmen.«
    »Sag ihnen, sie sollen sich gefälligst an den Vertrag
halten, oder ich lasse sie mit in die Fundamente einbetonieren!«
erklärt Billy Rock dem Jungen. »Wozu zahle ich meine Leute,
wenn ich mich um jeden Furz selber kümmern muß?« Er
wendet sich an Alex: »Verstehst du, alle behaupten, ich
hätte keine Ahnung vom Geschäft. Aber das hier wird der
Knüller auf dem Freizeit-Sektor! Ich sehe schon Familien mit
Kind und Kegel in die Arena strömen und Popcorn, T-Shirts,
Deppenkappis und all den Shit kaufen. Vielleicht vergebe ich sogar
Konzessionen. Was hältst du davon? Soll ich dir einen Stand im
Kassenbereich reservieren?«
    »Ich werd mir’s überlegen.« Alex ist ein wenig
erleichtert. Billy Rock braucht ihn vermutlich irgendwie für
dieses Projekt. Damit kann er leben. »Glaubst du wirklich,
daß sich Puppen züchten lassen?« fragt er.
    »Es ist gegen das Gesetz«, gibt Doggy Dog zu
bedenken.
    »Stimmt«, sagt Billy Rock, »aber das heißt
noch lange nicht, daß man es nicht machen könnte. Versteh
mich recht, dieses Ding hat nichts mit der Killing
Fields- Arena zu tun. Es ist ein ganz privates Vorhaben, von dem
meine Onkel nichts zu wissen brauchen.«
    »Das wird was für Sportsfreunde, die ihr eigenes
Material in den Ring bringen wollen – so ähnlich wie
Rennpferde«, erklärt Doggy Dog. »Züchten ist eine
Kunst, verstehst du, und für Kunst zahlen die Leute ’ne
ganze Stange mehr als für die blanke Technik. Die Puppen, die
diese blöden Koreaner verhökern, sind alle männlich
und alle garantiert steril. Aber sie haben das Zeug in sich, das uns
weiterhilft. Es muß nur entwickelt und in Gang gebracht
werden.«
    Alex hat sich bereits den Kopf zerbrochen, woher die weibliche
Puppe stammt, aber unter den gegebenen Umständen erscheint es
ihm nicht ratsam,
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