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Feenland

Feenland

Titel: Feenland
Autoren: Paul J. McAuley
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diese Art von Fragen zu stellen. »Und du hast
dir gedacht, daß ich deine Idee in die Tat umsetzen soll? Die
Lösung dieses Problems wäre eine Menge Kies wert.«
    »Wenn du unbedingt über Geld reden willst«, meint
Billy Rock lässig, »dann fangen wir doch mal bei deinen
Schulden an. Wie ich höre, ist dir gestern ein Deal geplatzt,
und es wäre durchaus möglich, daß du diesen Monat
nicht zahlen kannst. Ein Mann in deiner Lage sollte froh um jedes
Geschäft sein, das ihm angeboten wird.«
    Also hat ihm doch Billy Rock die Tour versaut. Und Alex ist
sicher, daß der Tip irgendwie von Perse stammt. Vielleicht
macht Doggy Dog hinter dem Rücken von Billy Rock seinen privaten
Handel mit Perse.
    »Du streichst den Betrag, den ich deiner Familie schulde,
wenn ich dir diesen Gefallen erweise?« fragt Alex.
    Er muß an Billy Rocks Onkel denken, nüchterne,
würdevolle Herren mit piekfeinen seidenen
Nadelstreifen-Anzügen aus der Jeremy Street. Sie könnten
Anwälte oder Banker sein und mißbilligen den
ordinären Umgang und Stil ihres Neffen. Aber wenn diese Sache
schiefgeht, wird es nicht Billy Rock sein, der auf die Schnauze
fällt.
    Billy Rock fegt den Einwand mit einer Handbewegung beiseite.
Kleinkram. »Wir wollen Killing Fields in ein paar Tagen
ganz groß auf den Aktienmarkt bringen«, sagt er.
»Dafür schmeiße ich eine Riesen-Party. Du kommst doch
auch, oder?«
    Alex läßt die Zigarettenkippe fallen und tritt sie mit
dem Absatz seines Bauarbeiter-Stiefels aus. »Klar«, sagt er
vorsichtig. »Wenn es irgendwie geht…«
    »Das Hauptproblem, das du zu knacken hast, ist diese
Hormon-Synthese«, erklärt Doggy Dog. »Wir kommen ohne
weiteres an Weibchen ran, verstehst du, aber die sind genauso steril
wie die Männer. Dein Job besteht darin, das Zeug
zurechtzuschneidern, das sie in Hitze bringt. Klar, Mann, wir
würden auch lieber zu einer richtigen Biotech-Firma gehen, aber
diese Drecksäcke hängen uns sofort bei den koreanischen
Puppen-Herstellern hin.«
    »Mit den Hormonen allein ist es sicher nicht getan«,
sagt Alex.
    »Das laß mal unsere Sorge sein«, bremst ihn Doggy
Dog. »Du machst das Hormon – und sonst nichts!«
    »Zum einen sind die Eingriffe, mit denen ihr das Ding da
unten in eine Kampfpuppe verwandelt habt, allesamt somatischer
Natur«, fährt Alex ruhig fort. »Mit anderen Worten
– sie gehen nicht ins Erbgut ein.«
    Doggy Dog grinst amüsiert. »Es gibt Mittel und Wege, die
Veränderungen bereits im Blastula-Stadium vorzunehmen, noch vor
der Unterteilung in somatische Zellen und… wie heißt das
Zeug?«
    »Generative Zellen.« Alex fragt sich, woher der kleine
Gangster sein Wissen hat.
    »Yeah, genau. Auf diese Weise werden die Veränderungen
weitergegeben.«
    »Es ist illegal, generative Zellen genetisch zu
verändern«, sagt Alex. »Selbst hier in diesem Land. Echt illegal, meine ich.«
    Doggy Dog kriegt einen Lachanfall, der ihn fast von den Beinen
wirft. Endlich hat er sich so weit beruhigt, daß er sagen kann:
»Mann, das soll die kleinste deiner Sorgen
sein!«
    »Du hast nichts zu befürchten«, meint Billy Rock,
»so lange du genau das tust, was ich von dir verlange.«

 
4    Dealing
     
     
    Am nächsten Tag trifft sich Alex mit Howard Perse in einem
Pub abseits der Whitechapel Road. Perse bearbeitet gerade einen
Doppelmord, zwei Usbeken, die man am Morgen in einer Ecke des
Friedhofs von Bethnal Green gefunden hatte – Rücken an
Rücken gebunden und beide durch Kopfschüsse
getötet.
    »Wir fahnden nach den Tätern, um sie bei uns
einzustellen«, meint Perse mit müdem Sarkasmus. »Die
Opfer waren zwei ganz miese Schweine, die mit Heroin aus der alten
Heimat dealten. Aber mit derart primitiven Drogen geben sich Leute
wie Sie nicht ab, Sharkey, stimmt’s?«
    »Für Sie immer noch Mister Sharkey«, sagt Alex. Er
kauert müde und gereizt auf einem unbequemen Hocker vor einem
kleinen runden Tisch mit gesprungener Marmorplatte und einem schweren
gußeisernen Gestell und schwitzt in seinen grünen
Tweed-Anzug. Auf dem Tisch stapeln sich die leeren Biergläser.
Eine schläfrige Wespe summt von einem Glas zum anderen und
wieder zurück. Über ihnen rührt ein Deckenventilator
die Zigarettenrauch-Schichten durch, aber gegen die Hitze kämpft
er vergeblich an. Die Sonne, die durch das verschmierte Fenster
einfällt, brennt grell auf die nikotinfleckige rote
Velourstapete und umgibt die Köpfe der Kneipenbesucher mit einem
hellen Schein, als seien sie Heilige, die sich hier
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