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Feenfuchs und Feuerkuss

Feenfuchs und Feuerkuss

Titel: Feenfuchs und Feuerkuss
Autoren: Lariane Westermann
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dies
aber vielleicht in Zukunft ändern.

    Eine halbe Stunde später hatte
Luisa Englisch-Hausaufgaben erledigt, für die sie sonst Stunden gebraucht
hätte.
    „Du solltest Lehrer werden“, meinte
sie.
    Sam sah sie überrascht an. „Findest
du?“
    „Ja, absolut. Du bist richtig
gut.“
    Einer seiner Mundwinkel hob sich
schwach. Das musste Luisa sich merken, Komplimente schienen ihm zu gefallen.
Oder zumindest belustigten sie ihn. Wenn sie also sein schönes Lächeln noch
einmal sehen wollte, musste sie sich nicht wieder Stroh ins Haar stecken wie
heute Morgen. Vielleicht reichte das ein oder andere Kompliment auch aus. Und
wenn sie mal ehrlich war, Sam Weston bot genügend Gelegenheiten, um Lob
auszusprechen. Allein in diesem Moment hätte sie gerne etwas Nettes über seine
grau-grünen Augen gesagt, die sie aufmerksam musterten.
    „Ich will eher was im
Kulturbereich machen. Oder Richtung BWL“, wandte Sam nun ein.
    „Ich würde gerne Tierärztin
werden.“
    „Dann musst du aber dringend
bessere Noten schreiben.“
    Luisa machte große Augen. Aber wo
er Recht hatte… „Ist ja schon in Planung.“
    „Du wirst das auch schaffen. Bist
ja nicht auf den Kopf gefallen. Höchstens ein bisschen unkonzentriert.“
    Luisa verzog das Gesicht. Bis
heute war sie sich nie unkonzentriert vorgekommen, aber Sam war einfach eine
Ablenkung sondergleichen. Sein Wuschelkopf, seine Stimme, sein Mund… Luisa
erhob sich schnell, bevor ihre Schwärmereien noch auffielen.
    „Wie hat es dich eigentlich nach
Deutschland verschlagen?“ Luisa stellte sich vor, wie Jeska ihr zujubelte, weil
sie die Neugierde ihrer Freundin etwas stillen würde.
    „Mein Vater hat hier einen Job
gefunden. Er ist Übersetzer und arbeitet jetzt für einen Energiekonzern in der
PR-Abteilung.“
    „Also nicht das MI6“, murmelte
Luisa und musste lachen, als sie sich nun Jeskas enttäuschtes Gesicht ausmalte.
    „Wie bitte?“
    Luisa winkte ab. „Meine Freundin
ist Verschwörungstheoretikerin.“
    Sam schien nicht ganz folgen zu
können. Sie versuchte ihn abzulenken und sagte: „Wenn du willst zeige ich dir
mal die schönen Seiten des Ruhrgebiets.“
    Er nahm das Angebot nicht an,
lächelte nur und Scham durchfuhr Luisa. Hastig fragte sie: „Und was macht deine
Mutter?“
    Er sah auf die Uhr.
    Langweile
ich ihn? Plötzlich
war ihr die Fragerei sehr peinlich.
    „Ich bin zu neugierig“, entschuldigte
sie sich. „Du musst nicht antworten.
    „Schon ok.“ Sam lehnte sich
zurück. Er hatte eine Kette um, mit kleinen, gelblichen Perlen, die wie vom
Meerwasser gebleicht aussahen. „Sie ist Erzieherin und konnte in einem
Kindergarten anfangen. Meine Großeltern mütterlicherseits leben auch hier.“
    „Da hast du es aber gut. Meine
Großeltern leben auf Feuerte Ventura. Ich sehe sie eigentlich nie.“
    Sam hob die Augenbrauen. „In
England haben wir zusammen mit meiner Oma gewohnt. Sie konnte nicht mitkommen.“
Er sah gedankenverloren aus dem Fenster. „Vielleicht wollte sie auch nicht.“
    „Ist sie jetzt alleine in
England?“ Luisa biss sich auf die Zunge. Warum konnte sie nicht aufhören, Sam
auszuquetschen?
    Sein Kopf fuhr zu ihr herum und
es sah aus, als ginge eine Tür in seinen Augen zu.
    „Mein Cousin besucht sie jetzt
häufiger.“
    Luisa fuhr sich vor Verlegenheit
durch die Haare und schaute nun ebenfalls auf die Uhr. Die Zeit war um. „Ich
glaube, meine Franz-Sachen schaffen wir nicht mehr.“
    „Franz-Sachen?“, wiederholte Sam irritiert.
    „Französisch“, erklärte Luisa. „Sorry.“
    „Ach so. Hast du morgen denn Franz ?“
    Luisa lachte auf. „Nein. Erst
übermorgen.“
    „Dann kann Franz ja noch warten.“
    „Du lernst schnell.“ Luisa
versuchte sich an einem Augenzwinkern, das in die Hose ging, woraufhin Sam
leise lachte.
    Natürlich hatte er ein
wundervolles Lachen, das ihr fast die Schuhe auszog.
    Sie stand auf, warf sich ihre
Tasche über die Schulter und ging schon ein paar Schritte auf die Tür zu, damit
er ihre Begeisterung nicht sehen konnte.
    Zusammen verließen sie das Schülercafé.
An den Spinden hielten sie kurz. Sam holte seinen Motorradhelm aus einem davon hervor.
Schweigend liefen sie aus der Schule heraus. Nur wenige Schüler waren auf dem
Hof. Luisa genoss diesen Moment, in dem Sam Weston mit seinen langen Beinen neben
ihr her lief und sein Schatten auf sie fiel.
    „Bis morgen dann“, sagte sie am
Schultor.
    „Bis morgen, Luisa“, antwortete
Sam, ging zu den Roller- und Motorradparkplätzen
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