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Feenfuchs und Feuerkuss

Feenfuchs und Feuerkuss

Titel: Feenfuchs und Feuerkuss
Autoren: Lariane Westermann
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Sofas hervorragte. Er hatte Kopfhörer in den Ohren und
der Sound des Liedes brachte seinen Körper in leichte Bewegung. Luisa schlich
sich näher heran. Leise hörte sie die Musik, es war ein wilder Beat, der wenig
zu Sams ruhiger Fassade passte.
    Plötzlich flog sein Kopf zu ihr
herum. Luisa schrak zurück und spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss.
    „Hi“, sagte sie.
    Sam zog an dem weißen Kabel
seiner Kopfhörer. Er nickte ihr zu. „Sollen wir hier bleiben?“
    Seine dunkle Stimme, die einen
bezaubernden, englischen Akzent hatte, nebelte Luisa augenblicklich ein.
    Sie blinzelte. „Hier?“
    „Hier. Im Schülercafé.“
    „Oh“, machte Luisa und lächelte
verlegen, „Klar. Wieso nicht, Kommt bestimmt niemand während der siebten Stunde
her.“ Sie ließ sich neben Sam auf das Sofa fallen… und kippte gegen ihn, weil
die Federn altersschwach waren und einfach nachgaben.
    „Tschuldigung“, nuschelte sie und
drückte sich hastig von ihm ab.
    Ihr Kopf musste rot wie eine Tomate
sein. Dass Sam sie still von der Seite anblickte, machte es nicht gerade
besser. Schnell ließ sie ihre Locken vor ihr Gesicht fallen.
    Wie sollte sie die nächsten zwei
Stunden mit Sam Weston bloß überstehen?
    „Hast du Hausaufgaben auf?“
    Sie nickte, kramte ihr Matheheft
hervor und zeigte ihm die Aufgabenstellungen, die sie für Morgen vorbereiten
sollten.
    „Schöner Wal“, bemerkte Sam.
    Nun war es endgültig um ihre
Gesichtsfarbe geschehen. Würde das Feuerlöscherrot jemals wieder verschwinden?

    Nach dem dritten Graphen waren
ihre Wangen wieder etwas blasser, dafür rauchte nun ihr Schädel. Die
Schulleiterin hatte nicht übertrieben, als sie Sam angepriesen hatte: Er konnte
ihr aus dem Stehgreif alle Fragen beantworten und wie durch einen Zauber
erkannte er immer, woran es gerade in ihrem Gehirn hakte.
    Ihre Konzentration litt nur
leider sehr unter seiner unwiderstehlichen Stimme: Sie war dunkel und ruhig und
zog sie in die mathefreien Untiefen ihres Gehirns hinab. Dennoch schaffte er es
irgendwie, ihr zum ersten Mal seit Jahren richtige Antworten zu mathematischen
Fragen zu entlocken.
    Gerade war ihm das wieder gelungen.
    „Gut“, meinte er und nickte
zufrieden.
    „Du bist ein Genie“, entfuhr es
Luisa und sie ergriff seinen Unterarm. „Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals etwas Richtiges über Zahlen
gesagt zu haben.“ Sie lachte ausgelassen. Dieser Junge war Gold wert!
    Plötzlich wurde ihr seine warme
Haut unter ihrer Handfläche bewusst. Hastig beendete sie den Körperkontakt, der
ihr plötzliches Herzrasen verursacht hatte. Sie band sich ihre widerspenstigen
Locken in einem losen Zopf zusammen.
    „Vielleicht liegt es daran, dass
du lieber Meerestiere zeichnest, als Mathe zu machen?“, fragte Sam und
blätterte kurz durch ihr Heft.
    Überall Wale, Fische und Muscheln…
Das war ihr vorher gar nicht bewusst gewesen. Luisa legte die Stirn in Falten und
schlug das Matheheft zu. „Mein Papa ist Meeresbiologe“, sagte sie zerstreut.
    „Cool“, erwiderte Sam.
    „Es geht. Er ist eigentlich immer
weg und im Moment wissen wir nicht einmal, wo er ist.“
    „Wie kommt das denn?“
    „Der Empfang auf hoher See lässt
leider zu wünschen übrig.“ Luisa lachte auf. „Und mein Papa vergisst im Kampf
für bedrohte Meerestiere bedauerlicher Weise alles andere.“
    „Also, ich kann’s verstehen. Ich
liebe das Meer auch. Ich bin an der Küste aufgewachsen und war jeden einzelnen
Tag surfen.“
    Luisa versuchte zu lächeln, aber
Gedanken an ihren Vater machten dies immer schwer. Sie wollte Sam erklären,
dass sie Ansgar Frost einfach unheimlich vermisste. Jetzt, wo ihre Mutter ihr
Ophelia weggenommen hatte, sogar noch mehr. Aber irgendwie war ihre Kehle wie
zugeschnürt.
    „Ok, dann lass uns jetzt Englisch
machen.“ Sam sah regelrecht begeistert aus.
    Luisa bemerkte, dass ihre Augen an
seinem Mund hängen geblieben waren, der mit einem verführerischen, englischen
Akzent so intelligente Dinge sagen konnte. Aber dann riss sie sich von dem
schönen Anblick los und sagte: „Das wird jetzt peinlich. Ich bin eine absolute
Null in Englisch. Ich würde am liebsten im Boden versinken.“
    „No
one is born a master“, beruhigte Sam sie.
    Luisa blinzelte. Nie zuvor hatten
englische Worte so schön in ihren Ohren geklungen. Natürlich liebte sie Lieder
von amerikanischen oder britischen Bands, aber ohne Instrumente als Begleitung
hatte sie Englisch nie zuvor als angenehm empfunden. Mit Sam könnte sich
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