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Feenfuchs und Feuerkuss

Feenfuchs und Feuerkuss

Titel: Feenfuchs und Feuerkuss
Autoren: Lariane Westermann
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Titel, sie
litt gerade schrecklich.
    Ob
Ophelia gerade wieder geritten wird? Sie versuchte nicht daran zu denken, was gerade mit ihrem Pferd passierte.
    „Luisa, könntest du bitte Werthers
Konflikt in dem Brief vom 30. Mai beschreiben?“
    Luisa zuckte zusammen und starrte
in das verkniffene Gesicht ihrer alten Deutschlehrerin.
    „Entschuldigung, ich habe gerade
nicht zugehört.“ Sie strich sich verlegen eine schwarze Locke hinter die Ohren.
    „Gerade nicht zugehört? Ich habe
den Eindruck, dass du in den letzten Wochen weder zugehört noch irgendwas
Konstruktives von dir gegeben hast.“ Frau Müller-Reineke schrieb eine kurze
Notiz in ihr kleines schwarzes Buch.
    Mist, das hatte ihr gerade noch
gefehlt! Sie versuchte, sich zu konzentrieren und blätterte hektisch in ihrem
Heft. Was für Konflikte konnte eine Romanfigur mit Liebeskummer schon haben?
Ihre eigenen Probleme waren momentan wichtiger.
    Aber wenn sie es sich jetzt auch
noch mit Frau Müller-Reineke verscherzte, dann sah sie ihr Pferd nie wieder.
Und da ihr schon bei dem Gedanken, die Osterferien, die in zwei Wochen
anstanden, ohne Ophelia verbringen zu müssen, die Haare zu Berge standen,
wollte sie sich ein Leben ohne ihre Fuchsstute gar nicht erst vorstellen.
    Der strenge Blick ihrer
Deutschlehrerin brachte die Gedanken an ihr Pferd zum Stillstand und Luisa
versuchte zu verstehen, was Werther in seinem Brief an Lotte sagen wollte. Aber
kaum hatte sie ein paar Zeilen gelesen, schlichen sich ihre Gedanken wieder
zurück zu Ophelia.

    Die Klingel rettete Luisa. Hastig
packte sie ihre Sachen zusammen. Goethes Werther landete dabei ganz tief unten in ihrer Tasche, wo schon ihr Matheheft und ihr
Englischbuch Eselsohren kriegten. Sie eilte an Frau Müller-Reineke vorbei und
vermied es sie anzuschauen. Trotzdem spürte sie die durchdringenden Augen ihrer
Lehrerin auf sich, als sie die Klasse verließ. Es schien allgemein ein neues
Hobby zu sein, Luisa Frost fest im Blick zu haben. Wenn das mal nicht auch das
Werk ihrer Mutter war.

    Molly und Jess warteten schon im
Schülercafé auf sie. Die beiden waren in einem anderen Deutschkurs als sie
gelandet, ganz zu Luisas Leidwesen, aber jetzt konnte sie ihre Freundinnen in
den Arm nehmen und ihnen endlich von ihrem schrecklichen Morgen erzählen.
    Molly war aber schneller als sie
und fragte: „Wie geht es Ophe…“ Luisa fiel ihr verschwörerisch dreinblickend
ins Wort: „Ich werde Ophelia so schnell ich nur kann da rausholen und zu eurem
Hof zurückbringen – aber wisst ihr, was heute Morgen vor Deutsch passiert ist?“
    Jeska wurde sofort hellhörig und
ihre eisblauen Augen weiteten sich. „Was?“
    „Meine Mutter hat Frau Kunze
damit beauftragt mir einen Nachhilfelehrer zu besorgen!“
    „Hinter deinem Rücken?“ Jeska sah
entgeistert aus.
    „Ja. Und wisst ihr, wer es ist?“
    „Kaspar aus der 12?“, versuchte
Molly ihr Glück – sie stand schon seit einem Jahr auf den Jungen mit dem Alfa
Romeo.
    Luisa schüttelte ihren Kopf und
ließ die Katze aus dem Sack: „Es ist Sam Weston!“
    Jeska quiekte verzückt: „Sam Weston?
Es ist wirklich unglaublich! Du bekommst Nachhilfe von Sam Weston! Unglaublich!“
    Molly schaute sie kritisch an. „Sag
bloß dein neues Lieblingswort ist jetzt ‚unglaublich'. Ich hatte mich gerade an
‚unfassbar' gewöhnt. Und was war es davor?“
    Luisa kicherte. „Da war alles
‚unmöglich' und davor ‚ungewöhnlich', oder?“
    Jess zog lässig eine Augenbraue
hoch und band sich ihre langen, braunen Haare, die ab der Mitte knallrot
gefärbt waren, zu einem Pferdeschwanz zusammen. Ihr roter Nagellack passte
natürlich perfekt zu ihren Haarspitzen. „Lenk doch nicht vom Thema ab! Ich habe
das Gefühl mit unserem Engländer stimmt was nicht!“
    „Jetzt fang bitte nicht wieder
mit deinen Verschwörungstheorien an“, fuhr Molly auf. „Wir hatten deswegen
schon genug Ärger!“ Sie runzelte die Stirn und trank einen Schluck von ihrem
Kaffee.
    Aber Jeska ließ sich nicht
beirren und mutmaßte: „Bestimmt hat er Verbindungen zum Königshaus oder sein
Vater arbeitet beim Geheimdienst der Queen.“
    „Dem MI6?“, hakte Molly belustigt
nach.
    „Ja, beim MI6, genau. Und sie
müssen hier in Deutschland untertauchen, da Sams Vater ein Staatsgeheimnis
aufgedeckt hat“, flüsterte Jeska und beugte sich dabei immer weiter zu Luisa
und Molly herüber.
    „Du hast unseren letzten Detektiv-Einsatz
hoffentlich nicht vergessen, Jess“, lachte Luisa und holte ihr Schulbrot
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