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Feenfuchs und Feuerkuss

Feenfuchs und Feuerkuss

Titel: Feenfuchs und Feuerkuss
Autoren: Lariane Westermann
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ratlos durch seine Lesebrille an.
    Molly
ging über die Verwirrung ihres weltfremden Vaters hinweg und fragte: „Trägst du
noch den Anzug von gestern? Hast du überhaupt nicht geschlafen?“
    Theodor
Valentin, Professor für Geschichte an der nahegelegenen Universität, blickte ungerührt
an sich herunter. „Was? Ach ja, durchaus. Ich habe die ganze Nacht an einer
Übersetzung gesessen, die einen völlig neuen Blickwinkel für mein achtzehntes
Kapitel eröffnet hat. Willst du mal sehen?“
    Molly
ließ sich von ihrem Vater in die Bibliothek bitten und stellte sich auf einen
längeren Monolog über die Hexenverbrennungen im Mittelalter ein, da Theodor
Valentin sozusagen Feuer und Flamme für dieses Thema war. Sein aktuelles
Buchprojekt spannte ihn nun schon seit über einem Jahr dermaßen ein, dass er
manchmal vergaß zu essen oder zu schlafen.

    Nachdem
Molly die neuesten Erkenntnisse ihres Vaters gewürdigt hatte, huschte sie in
die Küche, um Kaffee aufzusetzen und sprang dann unter die Dusche.
    Mit
einem Handtuch-Turban auf dem Kopf und in ihren dunkelroten Bademantel
gewickelt kam sie zurück in ihr Zimmer. Die weiß gebeizten Holzdielen knarrten
unter ihren nackten Füßen. Molly kramte in ihrem alten Bauernschrank nach
dicken Wollstrümpfen.
    Während
sie die Socken anzog, fiel ihr Blick auf das Plakat, das sie erst neulich
gerahmt und aufgehängt hatte. Es war eine Illustration zu Schillers Kabale und Liebe. Im Winter war das
Stück im Domtheater aufgeführt worden. Die Theatergruppe des Schillergymnasiums
hatte die Premiere besucht und sie hatte doch tatsächlich einen Sitzplatz neben
Kaspar ergattern können. Molly seufzte. Von dem Stück hatte sie rein gar nichts
mitbekommen, denn sie hatte die ganze Zeit seinem Atmen gelauscht. Ihr Herz
hatte geklopft wie verrückt. Es waren die zwei besten Stunden ihres Lebens
gewesen.
    Sie
setzte sich an ihren antiken Schreibtisch, der direkt am Fenster stand. Einige
Augenblicke ließ sie ihren Blick über die Felder schweifen, bevor sie ihren
Laptop öffnete. Sie schaute nach ihren E-Mails. Nichts außer Werbung. Wie
immer. Molly schaltete das Internet auf ihrem Handy ein und hoffte wenigstens
dort auf eine Nachricht.
    Auch
nichts. Es war wie verhext. Seitdem Luisa mit Sam zusammen war, bekam man die
beiden nur noch im Doppelpack zu Gesicht. Und Jess war mit ihrem Nebenjob auf
dem Gestüt so eingespannt, dass sie kaum noch Zeit für Molly hatte.
    Ihr
Blick fiel auf einen zerknitterten Zettel, der unter einem Bücherstapel auf
ihrem Schreibtisch hervorlugte. Sie zog ihn heraus und erkannte darauf ein
Gedicht, an dem sie letzten Herbst gearbeitet hatte.
    Sie
strich den Zettel glatt und las die wenigen Zeilen.

    Zerstöre meine glänzenden Träume,
    Verfolge mich durch dunkle Gassen.
    Ich klettere auf geschwärzte Bäume.
    Du bekommst mich nicht zu fassen.

    Doch nun muss ich es gestehen,
    Ich will, dass du mich endlich fängst.
    Wieso bist du mein ewiges Verderben?
    Mein Herz gehört dir schon längst.

    Was hab ich mir nur dabei gedacht? ,
wunderte Molly sich und legte den Zettel ganz nach unten in die Schublade, in
der sie ihre Gedichte aufbewahrte, und stand auf.
    Sie
wollte gerade in eine Jeans schlüpfen, als es ihr so vorkam, als hätte sich
ihre Bettdecke bewegt. Molly zog sich die Hose an, doch kaum hatte sie den Knopf
geschlossen, raschelte wieder ihre Decke. Sie trat an den Alkoven, in den ihr
Bett eingelassen war und lüftete das Oberbett.
    Mitten
auf ihrer Matratze saß eine dicke, grüne Kröte und blickte sie aus
hervorquellenden Augen an.
    „Henry!
Lutz!“, schrie sie auf. „Wenn ich euch in die Finger kriege!“
    Sie
rannte aus ihrem Zimmer in den Flur, wo sie die beiden Quälgeister vermutete.
    Auch
wenn sie eine Romantikerin war, wie sie von Shakespeare bis Jane Austen
beschrieben worden war, sie würde keinen Frosch küssen, um ihren Prinzen zu
finden.

Besucht Lariane Westermann auf ihrer
Facebook-Seite unter:
    https://www.facebook.com/lariane.westermann
    Dort gibt es
immer aktuelle Berichte der Autorin zu ihren Romanen.

Danksagung

    An
dieser Stelle möchten wir uns ganz herzlich bei allen Textprobenleserinnen und
Korrekturleserinnen bedanken. Ihr habt uns die Figuren durch eure Augen sehen
lassen und uns zu schönen Szenen inspiriert.

    Vielen Dank.
    Eure
Lara und Julia

Rechtliches

    Die Handlung
und die Figuren dieses Romans sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden
oder toten Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Die
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