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Feenfuchs und Feuerkuss

Feenfuchs und Feuerkuss

Titel: Feenfuchs und Feuerkuss
Autoren: Lariane Westermann
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reichlich
mit bemalten Porzellangegenständen dekorierten Küche, wirkte Molly wie einem
früheren Jahrhundert entrissen. Ihre Freundin sah selig auf ihre Backwaren
hinab und begann die Schokoladenglasur cremig zu rühren.
    Als sie Luisa jedoch plötzlich entdeckte,
wurde sie hektisch. „Oh, Luisa. Schon fertig?“ Sie kam zum Fenster geeilt.
    „Ja, ich habe heute nicht viel
gemacht.“
    Molly sah auf den Hof hinaus.
Irritiert folgte Luisa ihrem Blick, konnte aber nichts Ungewöhnliches
entdecken.
    „Geh doch noch eine Runde
ausreiten und genieß die Sonne. Ich glasiere noch schnell die Muffins und wir
treffen uns dann wieder hier.“
    Luisa runzelte die Stirn. Sie
hatte eigentlich vorgehabt Ophelia noch auf den Paddock zu stellen. Aber
andererseits konnte sie wirklich mal wieder das schöne Gelände rund um den
Valentinshof erkunden. Seit ihrer Rückkehr war sie mit Ophelia noch nicht zum
Eichenhügel geritten.
    „Ok“, sagte sie und beobachtete,
wie ihrer Freundin ein Stein vom Herzen zu fallen schien.
    Seltsam , dachte Luisa, wurde aber dann
vom Grübeln abgehalten, weil sie Mollys Brüder sichtete. „Vorsicht, Zwillinge
im Anmarsch“, warnte sie und zwinkerte ihrer backwütigen Freundin zu, die
sofort die noch unverzierten Muffins in Sicherheit brachte.
    Luisa beobachtete die sechsjährigen
Valentin-Brüder, wie sie versuchten, sich unbemerkt an ihre große Schwester
heranzupirschen. Doch ehe Lutz und Henry die frisch gebackenen Muffins erobern
konnten, stürmte die junge Rottweilerhündin Kriemhild, die stets ein Schatten
der beiden Frechdachse war, in die Küche und verdarb den Jungs die krummen
Machenschaften.
    Luisa grinste, als sie Lutz
aufheulen hörte, weil der Hund die Mission hatte platzen lassen.
    Und auch Henry kreischte aufgebracht:
„Man, Kriemhild! Molly, bitte, nur ein Muffin!“
    Schließlich wendete sie Ophelia und
ritt noch einmal vom Hof herunter.
    „Bis gleich“, rief Molly ihr aus
der alten Bauernküche heraus zu, während sie mit einer Hand Lutz und mit der
anderen Henry bändigte.
    Luisa hob die Hand und beneidete
ihre Freundin ausnahmsweise mal nicht für ihre wilden Geschwister.
     
      Ophelia lief fleißig über den Lehmweg, schnaubte hin und wieder
zufrieden ab und genoss es sehr, wenn ihr eine Brise durch das Fell und die
Mähne fuhr.
    „Der Sommer kommt“, sagte Luisa
und klopfte ihr noch einmal den Hals.
    Diese Harmonie auf dem Rücken
ihres Pferdes hatte ihr so gefehlt. Luisa wusste gar nicht, wie sie die letzten
Wochen ausgehalten hatte. Vor allem die Ferien wirkten im Rückblick sehr
beängstigend auf Luisa, denn es war ja nicht nur die Entbehrung von Ophelia
gewesen, die sie belastet hatte, sondern auch Sams ausbleibende Rückkehr. Sie
fragte sich, wie sie die ganze, langweilige Ferienzeit herum gebracht hatte,
ohne ein Flugzeug nach England zu kapern.
    Luisa schrieb die Tränen in ihren
Augen dem frischen Wind zu, der über die Wiesen und Felder fegte, aber tief in
ihrem Herzen wusste sie, dass Sam der wahre Grund war. Die Schule hatte seit
einer Woche wieder begonnen und dennoch war er nicht aus England
zurückgekommen.
    Luisa wischte sich die Tränen von
den Wangen.
    „Ich muss über ihn hinwegkommen“,
zischte sie.
    Wie es aussah, blieb Sam nämlich
in Newquay und sie konnte unmöglich eine Fernbeziehung aufbauen, wo sie doch
gar nicht wusste, ob Sam überhaupt in sie verliebt war.
    Luisa versuchte sich auf die
Schönheit der Landschaft zu konzentrieren, denn gerade war vor ihr der
Eichenhügel sichtbar geworden. Auf dem kleinen Berg blühten Millionen von
gelben Blumen und die riesige Eiche thronte majestätisch auf der Spitze des
Hügels. Als sie um den Berg herumritt, legte Luisa den Kopf in den Nacken und
sah zu dem Baumwipfel hinauf, der in den dünnen Schleierwolken zu hängen
schien.
    Wie oft sie mit Molly und Jess
schon in die Krone der Eiche geklettert war…
    Plötzlich wurde Ophelia unruhig
und Luisa nahm die Zügel auf.
    „Was ist, Füchschen?“, fragte sie
und sah sich blitzschnell um. Ihre sensible Stute hatte aber etwas
wahrgenommen, was ihren Sinnen noch verschlossen blieb. Luisa trieb ihr Pferd
weiter.
    Doch dann blieb Ophelia wie
angewurzelt stehen und wieherte. Das machte sie eigentlich nur, wenn sie ein bekanntes
Pferd gewittert hatte.
    Luisa sah sich erneut um, doch
immer noch konnte sie niemanden entdecken.
    „Hier ist doch niemand“, sprach
Luisa ihrem Pferd gut zu und versuchte sie mit ihren Schenkeln zum Weitergehen
zu
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