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Fee und der Schlangenkrieger

Fee und der Schlangenkrieger

Titel: Fee und der Schlangenkrieger
Autoren: Joanne Foucher
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Kunstgeschichtlerinnen starrten Fee entgeistert an und hinter sich hörte Fee jemanden stolpern.
    „Kleiner!“, fügte sie hinzu und drehte sich neugierig um. Herr Maler stand in der Tür hinter ihr und sah sie böse an. Fee kümmerte sich nicht darum. „Ach Herr Maler“, sagte sie fröhlich, „zu Ihrem Seminar wollte ich! Ich hatte schon Angst, ich bin zu spät.“
    „So groß kann die ja nicht gewesen sein, wenn Sie hier noch in aller Ruhe sitzen und eine Zigarette rauchen.“
    „Naja“, sagte Fee entschuldigend und stand auf, „Sie kommen ja auch eben erst.“ Sie warf die Zigarette weg und stellte fest, dass der Dozent sie noch immer böse anstarrte. Fee fragte sich, ob sie ihn verärgert hatte, oder ob er einfach nur gehört hatte, was sie gesagt hatte, und nun angestrengt versuchte, nicht auf ihre Brüste zu starren.
    „Sind Sie denn angemeldet?“
    Er betrat das Institut und Fee beeilte sich, ihm zu folgen.
    „Angemeldet?“, fragte sie verwirrt. Sie hatte sich in der Archäologie noch nie zu irgendeinem Seminar angemeldet. Man tauchte einfach in der ersten oder zweiten Sitzung auf und schrieb sich auf die Anwesenheitsliste.
    „Natürlich angemeldet. Seit zwei Wochen liegen die Anmeldelisten im Sekretariat aus!“
    „Oh“, machte Fee traurig, „das habe ich nicht gewusst. Darf ich trotzdem teilnehmen?“
    „Wollen Sie einen Leistungsschein machen?“
    „Ja.“
    „Naja, sehen wir mal, ob wir Sie noch unterkriegen!“
    Fee bekam ein Referatsthema für die übernächste Woche, die Cucuteni-Tripolje Kultur in Rumänien und Moldawien. Zu ihrem großen Verdruss bedeutete das, dass sie sich nun tatsächlich ernsthaft einarbeiten musste, und das neben ihrer Arbeit im Schokoladen. Sie war das überhaupt nicht mehr gewohnt, sie hatte so lange nicht mehr wissenschaftlich gearbeitet… Fee hatte noch nie von der Cucuteni-Tripolje-Kultur gehört, und nachdem sie sich die Literatur besorgt hatte, fand sie ziemlich schnell heraus, dass sie es eher mit einer äneolithischen denn mit einer wirklich bronzezeitlichen Kultur zu tun hatte, und noch dazu einer mit außergewöhnlich schöner Keramik. Wer hätte gedacht, dass es so etwas gab.
    Währenddessen näherte sich Elas Klausurtermin und Ela verfiel in Panik. Sie war sich ziemlich sicher, welches Thema sie zu erwarten hatte, und hatte in den letzten Tagen ihren Text ausformuliert und immer wieder abgeschrieben, bis sie sicher war, dass sie keinen wichtigen Punkt vergessen hatte. Dann schrieb sie ihn noch einige Male mehr ab, um sicher zu gehen, dass sie in vier Stunden fertig werden würde. Nun tat ihr die Hand weh, aber Ela ignorierte das. Wichtig war, dass sie diese Klausur bestand, danach konnte sie ihretwegen ruhig Sehnenscheidentzündung bekommen, das interessierte sie im Moment nicht.
    Was sie tun sollte, falls sie die Klausur nicht bestand, daran wollte sie lieber nicht denken. Im Grunde wusste Ela genau, dass solche Gedanken völlig unnötig waren. Sie war gut vorbereitet, der Duhler bewertete immer fair und in ihrem gesamten Studium war ihre schlechteste Note eine Zwei minus gewesen. Aber Ela war so in ihrem Prüfungsstress und ihrer Angst gefangen, dass sie nicht mehr rational denken konnte. Vor ihrem geistigen Auge sah sie sich schon heulend aus dem Hörsaal laufen, vorbei an Duhler, der sie gehörig auslachte und, schlimmer noch, an Tom, der fassungslos, dass er sich hatte täuschen lassen und sie tatsächlich für intelligent gehalten hatte, den Kopf schüttelte, direkt unter die Kennedybrücke, unter der sie den Rest ihres Lebens verbringen würde, falls sie nicht den Mut aufbrachte, hinaufzusteigen, über das Geländer zu klettern und sich in den Rhein zu stürzen.
     
    Vor der nächsten Sitzung des Bronzezeitseminars saß Fee mit Raphael, einem Kommilitonen, mit dem sie vor ein paar Tagen zum ersten Mal ins Gespräch gekommen war, vor dem Institut in der Sonne. Raphael war nett, sie hatte ihn im Arbeitsraum kennengelernt, und er hielt am selben Tag wie sie, also heute in einer Woche, sein Referat. Sein Thema waren die Hajdusámsón-Schwerter und die Bezüge zur skandinavischen Bronzezeitornamentik. Fee hatte ihn um Rat gefragt, was sie mit ihrem Schokoladenverkäufer machen sollte, denn sie wusste definitiv, dass Christoph noch mit mindestens einer anderen Frau schlief. Er hatte es ihr selbst erzählt, und Fee, die das nicht überraschte, hatte gerade darüber nachgegrübelt, warum sie sich noch nicht einmal ärgerte, als sie mit Raphael ins
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