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Federschwingen

Federschwingen

Titel: Federschwingen
Autoren: Lena Seidel
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Leonard vermochte es, Morten einzuschüchtern. Dantalion erstaunte das ein wenig, zumal sein Chef sehr Angst einflößend sein konnte, bedachte er jemanden mit seinem patentierten Todesblick. Zwar brachte das keinen um, aber selbst Dantalion hatte manchmal ein unwohles Gefühl dabei. Falls Morten Leonard fürchtete – und Dantalion wusste, dass er das tat – so zeigte er es nie.
    Er kehrte mit den beiden Flaschen ins Wohnzimmer zurück, stellte das Bier vor Morten auf den Tisch und ließ sich neben ihn auf die weiße Ledercouch fallen. Etwa zehn Sekunden sah er zu, wie Morten versuchte, die nächste Passage zu bewältigen, und verdrehte die Augen.
    „Ein Glück, das du dich im richtigen Leben nicht so blöd anstellst“, sagte er uncharmant und riss Morten erneut den Controller aus der Hand.
    „Paff!“
    Dantalion gluckste vergnügt, warf einen kurzen Seitenblick auf Morten und widmete sich für die nächsten Minuten hoch konzentriert dem Spiel.
    „Hat Seere eigentlich gesagt, wann er wiederkommt?“, fragte er, während sein Blick wie festgeklebt an dem breiten Bildschirm hing.
    „Nein, aber ich schätze, er bleibt nicht länger weg als unbedingt nötig. Er müsste übermorgen zurück sein.“
    Dantalion nickte beiläufig und ließ sich nicht anmerken, wie schade er es fand, seinen Kollegen so bald wieder hier zu wissen. Damit hatten sich solche Zockernachmittage nämlich erledigt – Seere teilte Mortens Gegenwart äußerst ungern. Was ein weiterer Grund war, weshalb Morten Leonard ein Dorn im Auge war.
    Dantalion bekam leider viel zu viele Gedanken seines Chefs mit. Manchmal machte es keinen Spaß, ein Telepath zu sein, besonders in der Anwesenheit notorisch liebeskranker Dämonen. Zudem war ihm klar, dass er mit diesem Wissen vollkommen allein stand. Das war für Jahrhunderte kein Problem gewesen. Bis Morten aufgetaucht war. Seere konnte er nichts davon erzählen, der hätte unweigerlich gefragt, weshalb er nicht sehr viel eher etwas gesagt hatte.
    Er seufzte unhörbar in sich hinein und konzentrierte sich erneut auf das Spiel. Geschickt sammelte er alle Bonusgegenstände und Leben ein und wollte gerade Morten den Controller zurückgeben, als hinter ihnen Mortens deckenhohes Fenster aus dem Rahmen krachte. Splitter flogen ihnen um die Ohren, erschrocken gingen beide sofort in Deckung.
    „Bleib hinter mir!“, befahl Dantalion scharf, sprang auf und spreizte seine Flügel, um die Sicht auf Morten zu verdecken.
    Er schnaubte abfällig, als er die ungebetenen Besucher identifizierte. Eine solche Dreistigkeit hätte er nicht erwartet, schon gar nicht von zwei Engeln. Zamael war ihm bereits öfter beim Abschluss diverser Verträge untergekommen. Dabei bediente sich Zamael seiner Fähigkeit mit einer Schamlosigkeit, die selbst manchen Dämon erröten ließe. Den blonden Engel in seiner Begleitung hatte Dantalion zuvor noch nie gesehen . Allerdings konnte er sich durchaus denken, mit wem er das zweifelhafte Vergnügen hatte. Immerhin hatte er von Eraels Versetzung auf die Erde vor einer Weile gehört.
    „Zamael. Und Erael, wenn ich mich nicht irre.“ Sein spöttischer Ton sollte deutlich zeigen, was er von den beiden Besuchern hielt: gar nichts.
    „Geh zur Seite, Dantalion, dann wird dir nichts passieren“, sagte Zamael, der die Unverschämtheit besaß, ihn breit anzugrinsen. Es würde schwierig werden, gegen beide zugleich anzutreten, aber nicht unmöglich. Erael war seines Wissens nach ein Frischling, der erst vor wenigen Jahren die Akademie verlassen hatte. Zamael dagegen stellte ein größeres Problem dar, er war kampferprobt und konnte ihm durch seine Fähigkeit gefährlich werden. Zumal Dantalion bereits von sich aus mächtigen Spaß am Sex hatte, da brauchte er nicht auch noch eine Verstärkung dieser Gelüste.
    „Träum weiter, Engel!“, erwiderte er ruhig und ließ in diesen drei Worten das verächtliche Lächeln deutlich werden, das auf seinen Lippen erschien. „Du kommst an mir nicht vorbei.“
    „Das werden wir ja sehen “, antwortete Zamael amüsiert.
    Dantalion ließ einen gewaltigen Plasmaball über seiner nach oben gekehrten Handfläche entstehen, um zu zeigen, wie ernst er es meinte. Diese Waffe stand sowohl Dämonen als auch Engeln zur Verfügung und stammte noch aus Zeiten, in denen sie sich offen bekriegt hatten. Die beiden Engel stoben auseinander und Dantalion entlud seine Wut auf Erael, der auf Morten zuhielt. Morten zweckentfremdete eine Stehlampe, um sich den Mistkerl vom Leib zu
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