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Federschwingen

Federschwingen

Titel: Federschwingen
Autoren: Lena Seidel
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dabei kein gutes Gefühl. Er wollte sich nicht vorstellen, was geschähe, falls Seere, ein Prinz der Finsternis, auf Kriegszug ging, um seinen Liebsten zurückzuholen. Nichts und niemand wäre vor ihm sicher. Ein liebeskranker Dämon, der Amok lief, war nicht unbedingt das, was Zamael erleben wollte. Besonders nicht, wenn dieser Dämon Seere hieß.
    „Ich habe meine Entscheidung bereits getroffen, Yashiel. Es ist für ein höheres Ziel, das sogar für dich nicht uninteressant sein dürfte. Seere als emotionales Wrack zu sehen ist sicher süße Ambrosia für deine Rachegelüste.“
    Yashiel verengte die Augen zu schmalen Schlitzen, während seine Hand zu seiner linken Schulter fuhr. Zamael verstand die Geste, bei der Yashiel sich offenbar daran erinnerte, wie er beinahe einen Flügel eingebüßt hatte. Kein Wunder, dass seine Wut auf Seere so groß war. Das war der Grund, warum Jelial ihn wegen persönlicher Befangenheit gern ausschloss, sobald der rothaarige Dämon ins Spiel kam.
    „Ich beauftrage Zamael und Erael damit. Wir warten, bis Seere wieder in der Hölle ist, dann schlagen wir zu und holen uns diesen Menschen.“
    Zamael ließ den Blick zu seinen Kollegen schweifen. Beide sahen nicht begeistert aus. Während Erael regelrecht blass wurde, wirkte Yashiel verkniffen. In seinem eigenen Magen rumorte es, doch Zamael hütete sich, die Beschlüsse ihrer Anführerin infrage zu stellen. Er hatte zu tun, was sie befahl. Ob es ihm schmeckte oder nicht.
     
    ~*~
     
    „Da! Geh hier links hoch, da ist ein Rüstungsteil!“, rief Dantalion und wedelte wie verrückt mit den Armen.
    „Wie soll ich denn da hochkommen?!“, fragte Morten entgeistert und neigte sich und seinen Controller zur Seite, während er unter wildem Knopfdrücken versuchte, seine Spielfigur an die gewünschte Stelle zu lenken.
    „Mann, gan z einfach! Du machst da rechts einen Wallslide und springst mit einem Dashjump rüber.“
    Seit Dantalion entdeckt hatte, dass er mit Seeres Lover die Leidenschaft für Videospiele teilte, trafen sie sich regelmäßig zum Zocken. So konnte er Seeres Bitte nachkommen, auf Morten achtzugeben, und gleichzeitig Spaß dabei haben. Derzeit spielten sie gemeinsam die Megaman-Reihe durch und Dantalion war schockiert, wie schlecht sich Morten dabei anstellte. Trotzdem versuchte sich Morten ihm zuliebe daran, denn Dantalion hatte auch Bioshock mitgespielt und dafür Mortens Spott auf sich gezogen. Ego-Shooter waren nicht sein Ding. Die Hintergrundstory war nicht schlecht, das musste er zugeben. Derzeit widmeten sie sich Dantalions Lieblings-Genre: Jump'n' Run. Diesmal war es Morten, der über die Story erstaunt war, er hatte das für sinnloses Herumgehüpfe gehalten, wie er zu Dantalions Belustigung zugegeben hatte.
    Morten scheiterte einmal mehr am Sprung auf die andere Seite und fuhr sich entnervt durch die dunkelblonden Haare.
    „Gib mir mal das Ding!“, maulte Dantalion ungeduldig und zuckte aufgeregt mit den Flügeln. Er entriss Morten den Controller und schaffte mit Leichtigkeit das komplizierte Manöver. „Siehst du?“, fragte er und warf im Triumph seine Locken zurück.
    „Hattet ihr da bei der Entwicklung eure Finger mit drin? Das ist ja höllisch schwer!“, knurrte Morten, was bei Dantalion einen mittleren Lachanfall auslöste.
    „Du und deine Wortspielereien!“
    Er gab Morten das Joypad zurück, lehnte sich gemütlich nach hinten und streckte dabei die Beine aus. Einen Moment beobachtete er Morten bei seinen Bemühungen, das nächste Hindernis auf dem Bildschirm zu überwinden, dann hielt er dieses dilettantische Herumgehopse nicht mehr aus, stand auf und ging in die Küche, um sich von Mortens Biervorrat zu bedienen.
    „Du auch eins?“, rief er ins Wohnzimmer hinüber.
    „Da fragst du noch?“
    Dantalion grinste, als im Anschluss an die Gegenfrage ein herzhafter Fluch ertönte. Allem Anschein nach ein Zeichen für Mortens neuerliches Versagen. Hätte sich der Dieb und Einbrecher in seinem Beruf genauso angestellt, wäre Seere sicher nie auf die Idee gekommen, ihn als Vertragspartner und Handlanger anzuwerben. Dantalion schmunzelte, als er daran dachte, dass Morten das Schloss zu Seeres Herz geknackt hatte. Eine Leistung, die in den letzten paar Jahrhunderten niemand sonst erbracht hatte. Inzwischen konnte er das nachvollziehen, Morten war ein netter und umgänglicher Kerl, mit dem man viel Spaß haben konnte. Außerdem war er stressresistent und unerschrocken im Kontakt mit Dämonen. Nicht einmal
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