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FebruarNachtsTraum

FebruarNachtsTraum

Titel: FebruarNachtsTraum
Autoren: Nicole Sowade
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habe ein sehr großes Vorstellungsvermögen«, gebe ich spielerisch zu bedenken und wandere in Gedanken seinen Körper ab.
    »Ich weiß. Deshalb weiß ich auch, wie sehr ich dich liebe«, flüstert Roman. Dann atmet er tief durch und räuspert sich.
    Hinter seinem Anruf steckt offensichtlich mehr als schnulzige Liebesbekundungen. »Weil das so ist … habe ich einen Freund, der mir noch einen Gefallen schuldig ist, gebeten … nach dir zu schauen. Die ganze Zeit.«
    Konzentriert presse ich den Hörer ans Ohr. »Einen Freund? Ich hab doch Sebastian«, werfe ich ein und ich könnte schwören, Roman verdreht die Augen. Grundlos, denn Sebastian ist wie Tom Cruise in Mission Impossible . Er kann alles möglich machen, auch das Unmögliche. Im Januar hatten wir ein wunderbares Date, bei dem ich festgestellt habe, dass er zwar nicht mein Mister Right ist und ich keine tieferen Gefühle für ihn hege, aber seitdem sind wir Freunde, die sich gegenseitig unterstützen. Momentan hilft er jedoch mehr mir als ich ihm.
    Roman denkt kurz über meine Worte nach, dann sagt er: »Ich möchte nicht, dass Sebastian nachts bei dir ist.«
    So, so, er klingt eifersüchtig. Das habe ich nicht von ihm erwartet.
    »Ach, und deinem Freund vertraust du?« Irgendetwas kapiere ich hier gerade ganz gewaltig nicht. Und das will etwas heißen, schließlich habe ich bald einen Doktortitel, nicht irgendeinen abgeschriebenen, sondern ein Original.
    »Es ist ganz einfach, meine liebe Lizzy: Wenn dir einer meiner Freunde zu nahe rückt, dann wird er es sehr bereuen.« Dieses Höhlenmenschengehabe weckt romantische Erinnerungen und ich lasse es unkommentiert stehen. Dann ergänzt Roman: »Und was Sebastian angeht, er kann meinetwegen zusätzlich nach dir sehen. Aber da du im entscheidenden Moment immer alle abhängst, würde ich gerne auf Nummer sicher gehen.«
    »Indem du mir ein Ein-Mann-Kommando ins Haus schickst?« Wütend kicke ich mein Sofa.
    Meine Nachbarn klopfen gegen die Wände. Dabei war ich nicht sooo laut. Aber gut, zerpflücke ich eben Taschentücher. So sehr ich auch schätze, dass Roman ein echtes Organisationstalent ist, ich werde vorher einfach gerne gefragt, wenn so gravierend in mein Leben eingegriffen wird. Roman ist nicht meine Mutter!
    »Wenn es sein muss, postiere ich sogar eine ganze Armee plus Spezialkräfte.«
    »Das ist nicht lustig Roman!« Ich nehme mir den nächsten Zehnerpack Papiertaschentücher vor. »Ich bekomme einen Bodyguard?« Ich muss es einfach in Worte fassen. Politiker haben Bodyguards. Models. Schauspieler. Aber ich? Wozu? Natürlich weiß ich, dass man mich im Januar umbringen wollte. Doch alle Schuldigen sitzen hinter Gittern und ich bin alt genug, um alleine auf mich aufzupassen. Ich brauche keinen Babysitter.
    »Muss der mit ins Büro?«, frage ich nach. Nur der Dumme urteilt vorschnell, besagt das nicht eine uralte Weisheit eines uralten weisen Mannes?
    »Ja.«
    »Mit aufs Klo?«
    »Fast.«
    »Mist.« Jetzt wird es ernst. Ich meine, wie erkläre ich meinem Boss und allen anderen in der Firma, dass ich ab sofort jeden Tag mit einem Wandschrank auftauche, der mich auf Schritt und Tritt verfolgt? »Und wie sieht er aus, Roman? Hat er Manieren? Denn wenn er sich wie ein Elefant im Porzellanladen aufführt, dann kannst du was erleben! Wir nehmen unser Business sehr ernst.«
    Ein lautstarkes, russisches Lachen im Hintergrund bringt mich auf der Stelle dazu, mich zusammenzureißen. Verflixt, Vlad lauscht. Ich hätte es wissen müssen!
    »Meistens zumindest«, räume ich ein.
    »Keine Sorge, Lizzy. Du wirst ihn mögen. Er heißt Alexander, sieht mir ähnlich und ist ziemlich kultiviert.«
    »Mir wäre ein echter Roman aus Fleisch und Blut lieber«, gestehe ich kleinlaut und knicke ein. Weil wir uns noch nicht lange kennen und ich nicht seinen guten Eindruck von mir ruinieren möchte. Wenn mich Mister Right schon liebt, dann sollte ich alles tun, dass das auch so bleibt. Wie oft begegnet man so jemandem schon im Leben?
    »Ich weiß.« Roman schickt einen Luftkuss durch die Leitung. Oder besser einen Ohrenkuss, weil er direkt von der Ohrmuschel an mein zentrales Nervensystem weitergeleitet wird und dort meinen Körper in angenehme Aufregung versetzt. »Ich liebe dich, Lizzy. Hörst du? Pass auf dich auf und stell bitte keinen Unfug an!«
    »Ich liebe dich auch, Roman.« Wieder denke ich an die Hypnose. »Und ich werde mir Mühe geben, nichts anzustellen. Versprochen.« Für das, was bereits geschehen ist, kann ich
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