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Fauler Zauber

Fauler Zauber

Titel: Fauler Zauber
Autoren: Glen Cook
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arbeiteten manchmal zusammen.«
    Ich bemühte die bekannten Grundrechnungsarten, bevor ich weiterreden konnte. Der Vater der Sturmwächterin war vor meiner Geburt gestorben. Das Feenvolk lebt lange und altert nur langsam. War diese Puppe etwa alt genug, um meine Mutter zu sein?
    »Ich bin einundzwanzig, Garrett.«
    Konnte sie Gedanken lesen? Ich warf ihr Garretts berühmten ›Willst-du-mich-verkohlen,-Kleine?‹-Blick zu.
    »Ich kenne diesen glotzenden Ausdruck aus dem FF. Menschenmänner bekommen ihn immer dann, wenn ihnen klar wird, daß ich möglicherweise älter, gebildeter und erfahrener sein könnte als sie. Manchmal geraten sie sogar in Panik oder sind entsetzt.«
    Ich entschuldigte mich, soweit das auf mich zutraf. »Sie sind ein bißchen vorschnell mit Ihren Schlußfolgerungen. Ich glaube nicht, daß die Reaktionen etwas mit Ihrem Alter zu tun haben. Sie sind Molahlu Crests Tochter. Auch wenn er mittlerweile abgetreten ist – sein Ruf ist noch gegenwärtig. Und er umhüllt Sie wie ein Leichentuch. Die Leute fragen sich einfach, ob Ruchlosigkeit vererbbar ist.«
    »Die meisten Menschen haben noch nie von Molahlu Crest gehört.«
    Darauf antwortete ich nicht. Wenn sie sich das einreden wollte – bitte! Von mir aus. Ihr Ernst konnte das nicht sein! Vielleicht verarbeitete sie auf diese Weise ihre schwierige Vergangenheit.
    Der Vater der Sturmwächterin (der den Namen Styx Sabbat angenommen hatte) und Molahlu Crest hatten sich rücksichtslos ihren Weg bis unter die oberen Zehntausend der Oberstadt gebahnt. Ersterer hatte die Begabung zur Zauberei, letzteren zeichneten vollkommene Gewissenlosigkeit und Gnadenlosigkeit aus. Eine beachtliche Strecke erlegter Widersacher pflasterte ihren Weg ins Zentrum der Macht. Sie waren Gangster und Killer, und das einzig Gute, was jemals jemand über sie sagte, war, daß sie von Anfang bis Ende wahre Freunde geblieben waren. Weder Gier noch Machthunger hatten sie entzweien können.
    Das will einiges heißen. Wie viele von uns haben schon einen Freund, der ein Leben lang mit uns durch dick und dünn geht?
    Man sagt, daß Molahlu Crest selbst schwach ausgebildete Zauberkräfte habe, was ihn doppelt gefährlich machte. Damals im alten TunFaire hatten alle Angst vor ihm, von den Reichsten und Mächtigsten bis hin zum letzten Penner unten am Hafen. Keiner weiß, was mit Molahlu Crest geschehen ist, aber Volkes Stimme munkelte, Raver Styx habe sich seiner entledigt.
    Wußte Amiranda mehr? In meinem Job wird Neugier schnell zur Gewohnheit. Und man muß sich davor hüten, seine Nase überall hineinzustecken.
    Sonst kann es schnell passieren, daß sie einem plattgehauen wird.
    Wir plauderten über unverfängliche Themen, und Amiranda entspannte sich langsam. Ich ließ mich nicht lumpen und bestellte TunFaire Gold zum Essen. Das half.
    Mag ja zynisch klingen, aber bisher ist mir noch keine Frau über den Weg gelaufen, die nicht zugänglicher wurde, wenn ich Gold bestellt habe. Der Wein hat einen sehr guten Ruf, und sie kommen sich wie etwas Besonderes vor, wenn man ihn bestellt.
    Mir schmeckt Gold zwar besser als jeder andere Wein, aber trotzdem bleibt Wein für mich gegorener Traubensaft mit Weingeschmack. Ich bin eingefleischter Biertrinker und würde nicht mal im Traum so tun, als verstünde ich diese Weinsnobs: Mir schmeckt nicht mal der beste.
    Ich wartete, bis ihre Laune sich besserte. »Gibt's was Neues von den Kidnappern?«
    »Soweit ich weiß, nicht. Die Domina hätte es uns sicher mitgeteilt. Warum lassen die sich so viel Zeit?«
    »Damit Sie vor Angst um Junior fast verrückt werden und alles tun, um ihn zurückzukriegen. Erzählen Sie mir von ihm. Ist er wirklich so schlimm, wie man sagt?«
    Sie wurde mißtrauisch. »Ich weiß nicht, was die Leute reden. Außerdem heißt er Karl, nicht Junior.«
    Ich probierte alle Kniffe, um sie zum Reden zu bringen, aber sie fiel nicht drauf rein.
    »Warum stellen Sie so viele Fragen, Garrett? Sie haben sich Ihr Geld doch schon verdient, oder?«
    »Klar. Reine Neugier. Ist 'ne Berufskrankheit. Ich werd versuchen, Ihnen nicht länger auf die Nerven zu fallen.«
    Sie gab mir eine Menge zu denken. Eine in sich gekehrte Frau mit viel Ärger am Hals. Nicht gerade mein bevorzugter Typ. Trotzdem war ich an ihr interessiert. Um ihrer selbst willen. Eigenartig.
    Das Dinner war zu Ende. »Und jetzt?«, wollte sie wissen. »Haben Sie keine niederträchtigen Vorschläge auf Lager?«
    »Ich? Nie im Leben. Ich bin ein braver Junge. Ich kenne jemanden,
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