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Fauler Zauber

Fauler Zauber

Titel: Fauler Zauber
Autoren: Glen Cook
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frag dieses gefolterte Kind.
    Er meinte eigentlich gemartert. Nur, ›gemartert‹ traf das nicht richtig, was mit Donni Pell geschehen war.
    Ich versuchte es und ging alles noch mal durch. Aber ich schaffte es nicht. Vielleicht war ich auch einfach nur zu faul, denn die Antwort lag tatsächlich auf der Hand. »Donni, wer hat Amiranda getötet?«
    »Domina Willa Dount, Mr. Garrett.«
    »Waaas? Nein!« Aber … Halt mal! »Warum?«
    »Weil Amiranda Karl geholfen hat, die Lösegeldforderungen zu fälschen, die ich geschrieben und abgeschickt habe. Weil Amiranda wußte, daß wir nur zwanzigtausend Goldtaler forderten. Wenn sie die Briefe sah, stand da zweihunderttausend. Und sie hätte sofort gewußt, daß es nicht Karls Gier oder ein Fehler von mir gewesen wäre, wenn sie den jungen daPena getroffen hätte.«
    Richtig. Und ich mußte glauben, daß der Tote Mann ebenfalls zu dieser Schlußfolgerung gelangt war. Weil ich ihm jede Einzelheit meines Gesprächs mit Willa Dount mitgeteilt hatte, während die Sturmwächterin danebenstand. Da hatte ich schon Andeutungen erhalten, daß die Domina vorher gewußt hätte, daß Amiranda flüchten wollte …
    Aber ich hatte mich auf etwas anderes eingeschossen. Dreck.
    Ich hatte sie in den Fingern und habe sie entkommen lassen. Sie hatte es geschafft. Das ganze Gold gehörte jetzt ihr.
    Ich hatte mich festgerannt, und sie konnte in aller Ruhe ihren Hauptgewinn einheimsen. Für den Rest ihres Lebens hatte sie keine Sorgen mehr – bis auf eine: Sie mußte der Sturmwächterin immer einen Schritt voraus sein.
    Ich kam mir wie ein Vollidiot vor. Der Tote Mann amüsierte sich königlich auf meine Kosten.
    Und noch belustigter war er darüber, daß ich jetzt Donni Pell am Hals hatte. Ich wußte nicht im Ansatz, was ich mit ihr machen sollte. Ich konnte sie nicht behalten. In ihrem Zustand konnte ich sie aber auch nicht auf die Straße schicken. Und zurück zu Lettie Faren kam auch nicht in Frage …
    »Na gut, alter Knochen. Bevor du wieder einschläfst, erklär mir doch mal genauer, wie Glanz Großmond immer wieder seine großartigen Triumphe feiert, weil er irgendeinen Deal mit den Zentauren ausgehandelt hat.«
    Einiges kann ich auch kombinieren, wenn man mir ein paar Hinweise gibt. Ich grinste. Hatte ich ihm etwa seinen großen Auftritt vermasselt?
    Im Cantard bedienen sich die beiden verfeindeten Armeen zentaurischer Hilfstruppen für die gesamte Spurensuche. Sie sind fast vollkommen auf sie angewiesen. Entschlössen sich die Zentauren, etwas nicht zu sehen, wären die Kriegslords so gut wie blind. Ich fragte mich, welchen Deal sie ausgehandelt hatten und ob es eines Tages Karenta nicht genauso in Verlegenheit bringen würde wie jetzt die Venageti.
    Es kann nicht mehr allzu lange dauern, bis der Kriegsrat der Venageti die Sache durchschaut. Selbst wenn man sich festgerannt hat, läßt sich die Realität nicht ewig übersehen.
    Ich ließ den Toten Mann wutschnaubend zurück und brachte Donni Pell in die Küche, damit Dean ihr etwas zu essen machte.
    So wie Garrett Dämchen unter Druck anzieht, so hat der gute Dean eine weiche Stelle für Ladies, die leiden. Er sagte mir nicht, wo, aber er vermittelte Donni eine gute Stellung als Haushälterin und Gesellschafterin bei einer älteren, behinderten Dame. Angeblich taten sich die beiden gegenseitig sehr gut.
    Manchmal denke ich daran, meinen Beruf zu wechseln. In dieser Sache gab es nur einen Gewinner: die schlimmste Verbrecherin.
    Vielleicht sollte ich einfach den Göttern danken, daß ich das Ganze lebend überstanden, ein paar neue Freunde gewonnen und – einen guten Schnitt gemacht habe.
    Deshalb nimmt man einen Job ja auch an, oder? Um zu überleben.
     
     
     
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