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Faszinierend wie der Kuss des Herzogs

Faszinierend wie der Kuss des Herzogs

Titel: Faszinierend wie der Kuss des Herzogs
Autoren: AMANDA MCCABE
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der Duke.
    Mit einer Geste stummen Mitgefühls berührte sie Artemis’ Fuß. Da bemerkte sie, dass der Marmorsockel auf einem dicken Holzblock stand. Durch seine Mitte zog sich ein dünner Riss. Sie beugte sich vor, um festzustellen, ob der Riss versehentlich oder mit Absicht entstanden war.
    „Ah, Miss Chase, Sie haben meinen Schatz entdeckt“, erklang eine leise Stimme.
    Verwirrt drehte sie sich um und sah den Duke in der Galerie stehen, nur wenige Schritte entfernt.
    Sogar im schwachen Licht leuchteten seine Augen. Freundlich – vielleicht täuschend freundlich lächelte er sie an und schüttelte das Leopardenfell seines Dionysoskostüms von den Schultern. Lautlos kam er näher, als wäre er selber eine Raubkatze.
    „Schön ist sie, nicht wahr?“, fragte er, immer noch leise. „Ich wusste, Sie würden sich zu ihr hingezogen fühlen. So wie ich. In ihrem Mysterium und ihrer Einsamkeit ist sie – unwiderstehlich.“
    Clio wich zu der Göttin zurück. Ja, auch sie hatte Artemis unwiderstehlich gefunden. So sehr, dass ihre Wachsamkeit nachgelassen, dass sie die Ankunft des Dukes nicht bemerkt hatte. Während er sich näherte, griff sie hinter sich. Ihre Finger berührten einen kalten Fuß der Statue. Dann glitt ihre Hand hinab, und sie fand den Riss im hölzernen Podest. Sie drückte ihre Finger hinein, als könnte Artemis sie vor Averton schützen, vor der seltsamen inneren Unrast, die sie in seiner Gegenwart stets empfand.
    Auch jetzt … Langsam und unausweichlich kam er näher, wie ein Jaguar im Dschungel. Dabei ließ er sie nicht aus den Augen, und sie gewann den Eindruck, er würde alle Geheimnisse ihres Herzens erkennen.
    Er behinderte ihre Arbeit, die Mission der „Liliendiebin“. Und doch waren sie miteinander verbunden, von unsichtbaren, unzerreißbaren Fesseln.
    Trotz ihres Unbehagens würde sie ihm nicht die Genugtuung gönnen und davonlaufen. Noch nicht.
    Schließlich blieb er an ihrer Seite stehen, und sie hielt den Atem an. Er berührte den Saum von Artemis’ Tunika, die Finger mit den kostbaren Ringen nur wenige Zentimeter vom Ärmel ihres grünen Seidenkostüms entfernt. Verwirrt spürte sie die Wärme seiner Haut, seinen durchdringenden Blick. Die Spannung zwischen ihnen wuchs, bis Clio fürchtete, sie müsste schreien.
    „Natürlich werde ich Ihnen nicht erlauben, sie zu stehlen“, sagte er sanft und unerbittlich zugleich.
    „Oh?“ Sie versuchte zu lachen. „Glauben Sie, ich könnte die Statue unter meinen Röcken verstecken und hinausschmuggeln? An all Ihren Wachtposten vorbei?“
    Sein Blick schweifte über ihr grünes Gewand. „Was immer Sie tun, nichts würde mich überraschen.“
    „Zumindest würde ich ihr ein schöneres Heim bieten als dies hier. Aber ich bin nicht so dumm, um ein solches Wagnis einzugehen.“
    „Heute Nacht nicht.“
    „Da haben Sie recht.“
    Seine Hand wanderte von Artemis’ Tunika zu ihrem gefältelten Ärmel. Obwohl er ihre Haut nicht berührte, fühlte Clio eine Liebkosung. Von einem seltsamen Bann erfasst, trat sie näher zu ihm.
    „Was Sie planen, weiß ich, Clio Chase“, erklärte er mit der samtigen Stimme eines Liebhabers. „Und das gestatte ich Ihnen nicht, zu Ihrem eigenen Wohl.“
    „Zu meinem Wohl?“ Bestürzt zuckte sie zurück vor der Lockung seiner Nähe, seiner tiefen Stimme. „O nein, Euer Gnaden. Was Sie auch tun mögen, es dient nur Ihrem Interesse.“
    „Nun, es gibt Dinge, die Sie nicht wissen“, entgegnete er und umfasste ihren Arm.
    „Über Sie?“
    „Über mich – und was hier geschieht. Mit der Alabastergöttin.“
    „Oh, ich fürchte, ich weiß mehr, als es mir gefällt!“, stieß sie hervor. „Über Ihre Habgier, Ihre …“
    „Clio!“, unterbrach er sie und zog sie näher zu sich heran.
    Zu ihrem eigenen Entsetzen wünschte sie, er würde sie umarmen.
    „Warum hören Sie nie auf mich?“ Wie dunkle Smaragde glühten seine Augen.
    „Weil Sie nie mit mir reden“, flüsterte sie. „Nicht wirklich.“
    „Wie kann ich mit jemandem sprechen, der mir misstraut?“ Seine Fingerspitzen gruben sich leicht in ihren Arm. „O Clio, was tun Sie mir an?“ Seine Lippen berührten ihre – ein betörender Kuss, wie eine duftende Sommerbrise. In diesem Kuss kostete sie ihren eigenen Zorn, ihre eigene verzweifelte Sehnsucht.
    Und plötzlich war das alles zu viel – der Kuss, Avertons Nähe, ihre heftigen Emotionen. Irgendwie musste sie diesem Wirrwarr entrinnen. Und so ergriff sie die Alabastergöttin, um sie zwischen
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