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Faszinierend wie der Kuss des Herzogs

Faszinierend wie der Kuss des Herzogs

Titel: Faszinierend wie der Kuss des Herzogs
Autoren: AMANDA MCCABE
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verwirrenden Mann schweiften? An dem sie sich nicht an seine Berührung erinnerte, an den bezwingenden Blick seiner grüngoldenen Augen, den Klang seiner Stimme, als er ihren Namen geflüstert hatte? Clio …
    Nun ist er Hunderte von Meilen entfernt, sagte sie sich. Wahrscheinlich werde ich ihn nie wiedersehen. Trotzdem blieb er irgendwie mit ihr verbunden, der berühmte Duke, der voller Habsucht seine antiken Kunstwerke sammelte – so wie er sie betrachtet hatte, als wäre sie eine griechische Vase oder Statue, die er besitzen wollte.
    Nun, er besaß immer noch die Alabastergöttin, die wunderbare, aus Delos entwendete Figur der Artemis, die er in seinem Schloss versteckte. Mir wird er das nicht antun. Das wer de ich verhindern – und wenn ich mich für den Rest meiner Tage in der sizilianischen Wildnis verbergen muss . Der Duke gehörte der Vergangenheit an. Ebenso wie die Liliendiebin …
    Auch sie hatte ihre Geheimnisse gehütet. Für ein paar glorreiche Monate war sie die berüchtigte Liliendiebin gewesen.
    Sie stand auf und streckte sich im Sonnenschein. Welch ein Glück, allein zu sein, von niemandem beobachtet oder verurteilt, einfach nur Clio, keine der „Chase-Musen“! Jetzt, nach Calliopes Hochzeit, erwarteten alle Leute, sie würde als Nächste vor den Traualtar treten und ihren gesellschaftlichen Platz in der exklusiven Gelehrtenwelt ihrer Familie einnehmen.
    Bisher hatte sie keinen Mann kennengelernt, den sie so lieben könnte wie Calliope ihren Earl. Vielleicht war sie nicht für ein solches Leben geschaffen, sondern vielmehr für die Arbeit in der erst kürzlich entdeckten griechisch-römischen Ausgrabungsstätte. Ein Großteil lag immer noch unter der Erde. Aber ihr Vater und seine Freunde erforschten eifrig, was bereits freigelegt war – das Theater, den Marktplatz, verfallene Mauern kleiner Häuser, eine Villa mit fast intaktem Mosaikboden im Atrium, einen kleinen Tempel ohne Dach, vermutlich der Demeter geweiht.
    Durch das Fernglas sah Clio ihren Vater über den Mosaikboden wandern, während ihre vierzehnjährige Schwester Terpsichore – Cory – die Fliesenszenen mit den Meergöttern und Meerjungfrauen skizzierte. Von einem großen Strohhut vor der Sonne geschützt, inspizierte Lady Rushworth ein paar Tonscherben. Wie emsige Ameisen eilten andere Freunde sowie Diener umher.
    Clio klappte das Fernglas zusammen, verstaute es in ihrem Tornister und stieg die steilen, in den Felsenhang gehauenen Steinstufen hinab. An der Stelle, wo sie sich gabelten und eine Treppe nach Santa Lucia führte, blieb sie stehen und betrachtete die zerbröckelnden Zinnen des alten Schlossturms. Wieder einmal fühlte sie sich an das Yorkshire-Schloss des Dukes erinnert, das zu seiner ausgefallenen Erscheinung passte. In ihrer Fantasie tauchten seine langen rotgoldenen Haare auf, die starken Hände, die ihre so fest umfasst, die leuchtend grünen Augen, die ihren Blick gefesselt hatten.
    Unbewusst bewegte sie ihre Handgelenke. Wie leicht hätte er einer der Kreuzritter sein können, der Erbauer dieses Turms … Dann hätte er zwischen den Zinnen gestanden und sein erobertes Land begutachtet. Hinter ihm hätte sein Banner im Wind geflattert. Dank seines Geldes, seines erlauchten Titels und seiner Attraktivität würde er stets alles gewinnen, was er sich wünschte. Die Welt gehörte ihm.
    Aber sie nicht. Niemals.
    Clio wandte sich von der alten Burg ab und stieg die andere Treppe hinauf, die sich um den Hügel herumzog. Nach einer Weile führten die Stufen bergab, zu einer Wiese voller weißem Klee. Nur das Summen der Bienen durchbrach die tiefe Stille, und von den Bergen drang das Bimmeln der Ziegenglöckchen zu ihr herüber.
    Auch auf dieser Wiese würden die Tiere reiche Nahrung finden, und die Einheimischen könnten wilden Fenchel und Oregano sammeln. Trotzdem sah Clio keine einzige Menschenseele, wann immer sie hierherkam. Rosa, die Köchin im gemieteten Haus, hatte ihr erklärt, dies sei ein heiliger Ort, wo einst ein Demeter-Altar gestanden habe. Das schienen Weizenähren, in den Stamm eines Weißdornbaums geritzt, zu bestätigen, ebenso Früchte und Blumen – Opfergaben, die oft darunterlagen.
    In der Nähe hatte Clio mysteriöse Gruben gefunden. Offenbar wiesen sie auf frühere illegale Ausgrabungen hin. Hatte irgendjemand nach Spuren von Persephone und Hades gesucht, ihrem düsteren Gemahl?
    Wie auch immer, weder diese beiden noch Demeter störten Clio, wenn sie sich hier aufhielt. Vielleicht wussten sie,
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