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Fast geschenkt

Fast geschenkt

Titel: Fast geschenkt
Autoren: Sophie Kinsella
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und die Sonne scheint, aber morgen könnte es schon wieder schneien. Und was, wenn Luke und ich eine richtig zünftige Wanderung machen wollen? Außerdem habe ich dieses tolle patagonische Gilet jetzt schon so lange und es noch kein einziges Mal angehabt. Ich versuche wieder, es schön klein zusammenzulegen, aber es rutscht mir aus der Hand und gleitet auf den Boden. Oh Gott, das hier erinnert mich erbarmungslos an das Zeltlager mit den Brownies und meine verzweifelten Versuche, den Schlafsack zurück in seinen Packsack zu stopfen.
    »Wie lange bist du noch mal weg?«, fragt Suze.
    »Drei Tage.« Ich gebe es auf, das Gilet auf die Größe einer Streichholzschachtel zusammenquetschen zu wollen, und es entfaltet sich prompt wieder zu seiner ursprünglichen Form. Mit einem gewissen Unbehagen lasse ich mich aufs Bett sinken und trinke einen Schluck Tee. Ich verstehe einfach nicht, wie andere Leute mit so wenig Gepäck auskommen. Ständig sieht man diese Geschäftsleute mit einem winzigen, schuhkartongroßen Koffer und selbstgefälligem Gesichtsausdruck Flugzeuge besteigen. Wie machen die das? Haben die magische Schrumpfklamotten? Gibt es irgendeinen raffinierten Trick, wie man seine Sachen so faltet, dass sie in eine Streichholzschachtel passen?
    »Nimm doch auch noch deine Reisetasche«, schlägt Suze vor.
    »Meinst du?« Etwas verunsichert betrachte ich meinen überquellenden Koffer. Hm. Vielleicht brauche ich doch nicht unbedingt drei Paar Stiefel. Und auch keine Pelzstola.
    Dann fällt mir plötzlich ein, dass Suze fast jedes Wochenende wegfährt und immer nur eine kleine, knautschige Tasche mitnimmt. »Suze, wie packst du denn? Hast du irgendein System?«
    »Weiß nicht«, erwidert sie unbestimmt. »Ich mache wahrscheinlich immer noch das, was man uns damals bei Miss Burton beigebracht hat. Man überlegt sich ein Outfit pro Anlass und hält sich daran.« Sie zählt an ihren Fingern ab: »Zum Beispiel: Hinreise, Abendessen, am Pool sitzen, Tennis spielen...« Sie sieht zu mir auf. »Ach, ja, und jedes Kleidungsstück muss mindestens dreimal getragen werden.«
    Mann, Suze ist echt genial. Was die alles weiß. Ihre Eltern haben sie mit achtzehn auf Miss Burtons Academy geschickt, das ist so eine Schickimicki-Schule in London, wo man unter anderem lernt, wie man sich mit einem Bischof unterhält und wie man mit einem Minirock aus einem Sportwagen steigt. Suze kann auch aus Hühnerdraht einen Hasen basteln.
    Ich schnappe mir ein Blatt Papier und entwerfe schnell einen Plan. Das ist doch viel besser. Viel besser, als planlos Klamotten in den Koffer zu schmeißen. Dank dieser Methode werde ich keine überflüssigen Klamotten mitnehmen, sondern nur das absolute Minimum.
    Outfit 1: Am Pool sitzen (Sonne scheint)
    Outfit 2: Am Pool sitzen (bewölkt)
    Outfit 3: Am Pool sitzen (Hintern sieht morgens fett aus)
    Outfit 4: Am Pool sitzen (eine andere hat den gleichen Badeanzug)
    Outfit 5:
    Im Flur klingelt das Telefon, aber ich sehe kaum auf. Ich höre Suze aufgeregt plappern - und kurz daraufsteht sie mit fröhlich gerötetem Gesicht wieder in meiner Tür. »Jetzt rate mal, was passiert ist!«, sagt sie. »Rate mal!«
    »Was denn?«
    »Bei Box Beautiful sind alle meine Rahmen ausverkauft! Sie haben gerade angerufen, um noch mehr zu bestellen!«
    »Suze! Das ist ja Wahnsinn!«, begeistere ich mich.
    »Ich weiß!« Sie rennt auf mich zu, wir fallen uns in die Arme und hopsen wild durch die Gegend, bis ihr auffällt, dass sie eine Zigarette in der Hand hat und kurz davor ist, meine Haare abzufackeln.
    Wissen Sie, Suze hat nämlich erst vor ein paar Monaten damit angefangen, Rahmen zu basteln, und jetzt beliefert sie schon vier Läden in London damit, und die Rahmen sind der absolute Renner! Suze ist schon in allen möglichen Zeitschriften vorgestellt worden und alles. Was mich im Grunde gar nicht überrascht, denn ihre Rahmen sind einfach cool. Das neueste Modell ist violetter Tweed, und die Rahmen werden in glitzernden grauen Schachteln und in türkisfarbenem Seidenpapier geliefert (ich habe Suze übrigens dabei geholfen, die Farben auszusuchen). Sie verkauft so viele von den Rahmen, dass sie sie gar nicht mehr alle selbst produzieren kann. Sie schickt ihre Entwürfe an eine kleine Werkstatt in Kent und bekommt dann ein Paket mit fertigen Rahmen wieder.
    »Und, bist du jetzt fertig? Weißt du, was du mitnehmen musst?«, fragt sie und zieht an ihrer Zigarette.
    »Ja«, sage ich und wedele mit dem Blatt Papier vor ihrer Nase herum.
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