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Fast geschenkt

Fast geschenkt

Titel: Fast geschenkt
Autoren: Sophie Kinsella
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heiratet. Und ich habe den schlimmen Verdacht, dass sie glauben, ich sei in ihn verliebt. (Bin ich aber nicht - ganz im Gegenteil. Aber wenn die Leute so etwas erst einmal glauben, ist es ein Ding der Unmöglichkeit, sie vom Gegenteil zu überzeugen. O Gott. Schrecklich.)
    Als ich Luke zur Schnecke machen wollte, wies er mich nur darauf hin, dass ich seine Eltern schließlich auch noch nicht kennen gelernt hätte. Aber das stimmt nicht ganz. Ich habe mich mal ganz kurz in einem Restaurant mit seinem Vater und seiner Stiefmutter unterhalten, auch wenn das nicht gerade einer meiner glanzvollsten Auftritte war. Und überhaupt, die beiden leben in Devon, und Lukes leibliche Mutter lebt in New York. Also nicht gerade um die Ecke, oder?
    Wie dem auch sei, wir haben uns wieder vertragen - und wenigstens gibt er sich jetzt ein bisschen Mühe und nimmt sich dieses Wochenende frei für unseren Kurzurlaub. Das mit dem Wochenende war übrigens Mels Idee. Sie hat mir erzählt, dass Luke schon seit drei Jahren nicht mehr richtig im Urlaub war und er vielleicht ganz sacht an dieses Thema herangeführt werden müsse. Also habe ich aufgehört, von richtigen Urlaubsreisen zu reden und stattdessen laut über Wochenendtrips nachgedacht - und das hat funktioniert! Auf einmal bat Luke mich, dieses Wochenende freizuhalten. Und er hat selbst das Hotel gebucht und alles. Ich freue mich riesig! Wir werden es uns so richtig gut gehen lassen und nichts tun außer entspannen und zur Abwechslung mal etwas Zeit miteinander verbringen. Herrlich.
    Ich will die Apfelsinensandalen.
    Hör auf. Hör auf, an sie zu denken.
    Ich trinke noch einen Schluck Cappuccino, lehne mich zurück und zwinge mich dazu, dem lebhaften Treiben auf der Straße zuzusehen. Die Leute eilen von links nach rechts, haben Taschen in der Hand und plaudern. Ein Mädchen überquert die Straße - schöne Hose hat sie an, könnte von Nicole Farhi sein, und... O Gott.
    Ein Herr mittleren Alters in dunklem Anzug kommt direkt auf mich zu. Ich erkenne ihn. Das ist Derek Smeath, mein Bankmanager.
    Oh. Ich glaube, er hat mich auch gesehen.
    Okay, keine Panik, schärfe ich mir ein. Es gibt gar keinen Grund zur Panik. Vor langer, langer Zeit hätte mich sein Anblick vielleicht in Panik versetzen können. Ich hätte mich hinter der Speisekarte versteckt oder wäre sogar weggelaufen. Aber das gehört der Vergangenheit an. Heute pflegen der süße Smeathie und ich eine von Ehrlichkeit und Herzlichkeit geprägte Beziehung.
    Und doch rücke ich mit dem Stuhl ein klein wenig von meiner LK-Bennett-Tüte ab, als wenn sie nichts mit mir zu tun hätte.
    »Tag, Mr. Smeath!«, begrüße ich ihn fröhlich, als er näher kommt. »Wie geht es Ihnen?«
    »Sehr gut«, sagt Derek Smeath und lächelt. »Und Ihnen?«
    »Ach, mir geht es gut, danke. Möchten Sie... Möchten Sie einen Kaffee?«, frage ich mehr aus Höflichkeit, während ich gleichzeitig auf den leeren Stuhl mir gegenüber deute. Ich erwarte natürlich nicht, dass er die Einladung annimmt, aber zu meiner Überraschung setzt er sich und nimmt die Karte zur Hand.
    Ist das nicht cool? Ich sitze mit meinem Bankmanager in einem Straßencafe bei einer Tasse Cappuccino zusammen! Wer weiß, vielleicht kann ich das bei Morning Coffee mal geschickt einflechten: »Ich persönlich bevorzuge ja eine zwanglose Atmosphäre zur Besprechung meiner Finanzlage«, könnte ich sagen und dabei warm in die Kamera lächeln. »Mein Bankmanager und ich zum Beispiel sitzen oft bei einer netten Tasse Cappuccino zusammen und erörtern meine aktuellen finanziellen Strategien...«
    »Ich habe Ihnen übrigens gerade einen Brief geschrieben, Ms. Bloomwood«, verrät Derek Smeath mir, als eine Kellnerin einen Espresso vor ihn stellt. Er klingt auf einmal ziemlich ernst und bei mir schrillen natürlich sämtliche Alarmglocken. Oh Gott, was habe ich denn jetzt schon wieder gemacht? »Ihnen und allen anderen Kunden«, fügt er hinzu. »Um Ihnen mitzuteilen, dass ich gehe.«
    „Was?« MeineTasse landet scheppernd auf der Untertasse. »Was wollen Sie damit sagen? Sie gehen?«
    »Ich höre auf bei der Endwich Bank. Ich habe beschlossen, in Frührente zu gehen.«
    »Aber...«
    Entsetzt starre ich ihn an. Derek Smeath kann nicht gehen! Er kann mich doch jetzt nicht hängen lassen, jetzt, wo alles so gut läuft! Ich meine, ich weiß, dass wir nicht immer einer Meinung waren, aber in letzter Zeit haben wir ein richtig gutes Verhältnis zueinander entwickelt. Er versteht mich. Er versteht
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