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Fast geschenkt

Fast geschenkt

Titel: Fast geschenkt
Autoren: Sophie Kinsella
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Suze klingt nicht überzeugt. »Und was ist mit dem Top hier?« Sie zieht an einem Bügel. »Das ist doch auch neu!«
    »Das ist für Morning Coffee«, sage ich sofort.
    »Und der Rock hier?«
    »Auch.«
    »Und die neue Hose?«
    »Auch.«
    »Bex.« Suze sieht mich aus zusammengekniffenen Augen an. »Wie viele Outfits hast du eigentlich für Morning Coffee?«
    »Ach - du weißt schon«, winde ich mich. »Ich brauche immer was in Reserve. Ich meine, Suze, Morning Coffee ist mein Beruf. Mein Job. Meine Karriere.«
    »Ja«, sagt Suze schließlich. »Ja, da hast du Recht.« Dann streckt sie die Hand nach meinem neuen roten Seidenjackett aus. »Das ist aber schön.«
    »Ich weiß«, strahle ich. »Habe ich für meine Sondersendung im Januar gekauft!«
    »Du bekommst eine Sondersendung? Wow! Worüber denn?«
    »Die Sendung heißt >Beckys fundamentale Finanzprinzipien<«,
    sage ich und nehme meinen Lipgloss zur Hand. »Wird bestimmt klasse. Fünf Slots a zehn Minuten, nur ich!“
    »Und - was sind deine fundamentalen Finanzprinzipien?«, erkundigt Suze sich interessiert.
    »Ahm... also, im Moment habe ich noch keine«, sage ich und trage den Lipgloss auf. »Aber die werde ich ausarbeiten, wenn der Termin näher rückt.« Ich schließe den Stift und nehme meine Jacke. »Bis später.«
    »Okay«, sagt Suze. »Aber nicht vergessen: Nur ein Paar Sandalen!«
    »Alles klar. Versprochen!«
    Ich finde es richtig süß von Suze, dass sie sich solche Sorgen um mich macht. Dabei ist das gar nicht nötig. Unter uns gesagt, sie hat noch nicht begriffen, dass ich ein ganz anderer Mensch geworden bin. Gut, okay, ich hatte vor ein paar Monaten eine leichte Finanzkrise. Offen gestanden hatte ich zeitweise Schulden in Höhe von... nun ja. Es war eine ganze Menge.
    Aber dann habe ich den Job bei Morning Coffee bekommen, und seitdem hat sich alles grundlegend geändert. Ich habe mein Leben komplett umgestellt, richtig hart gearbeitet und alle meine Schulden abbezahlt. Ja, ich habe sie abbezahlt! Alle! Ich habe einen Scheck nach dem anderen ausgestellt und jede einzelne belastete Kreditkarte, jede Kundenkarte, jeden gekritzelten Schuldschein an Suze ausgeglichen. (Suze konnte es kaum glauben, als ich ihr den Scheck über mehrere hundert Pfund überreichte. Zuerst wollte sie ihn gar nicht annehmen, aber dann hat sie es sich anders überlegt und das Geld in diesem absolut hinreißenden Schaffellmantel angelegt.)
    Es war ein so umwerfendes, berauschendes Gefühl, all diese Schulden abzuzahlen, es ist einfach unbeschreiblich. Und obwohl das nun schon einige Monate her ist, macht mich der Gedanke daran immer noch ganz schwindlig. Es geht doch nichts über totale, uneingeschränkte Solvenz, oder?
    Und jetzt sehen Sie mich an: Ich bin ein ganz anderer, neuer Mensch. Mit der alten Becky habe ich überhaupt nichts mehr tun. Ich bin geläutert. Ich habe nicht mal mein Konto überzogen!

2
    Gut, okay. Ich habe mein Konto ein bisschen überzogen. Aber das kommt einzig und allein daher, dass ich in letzter Zeit sehr langfristig plane und denke und darum kräftig in meine Karriere investiert habe. Luke, mein Freund, ist Unternehmer. Er hat seine eigene PR-Firma und alles. Und Luke hat vor ein paar Wochen etwas zu mir gesagt, das mir wirklich eingeleuchtet hat: »Wer eine Million verdienen will, muss erst mal eine Million leihen.«
    Ich glaube, dass ich über eine natürliche unternehmerische Ader verfüge. Im Ernst! Denn kaum hatte Luke das gesagt, empfand ich ein so tief gehendes Verständnis für seine Worte, dass ich sie den ganzen Tag laut vor mich hingemurmelt habe. Er hat ja so Recht! Man kann doch nicht erwarten, Geld zu verdienen, wenn man es nicht vorher ausgibt!
    Und aus genau diesem Grund habe ich in ein paar Outfits investiert, die ich in der Show tragen kann. Und in mehrere Friseurbesuche, einige Maniküren und kosmetische Gesichtsbehandlungen. Und in ein paar Massagen. Denn das weiß schließlich jedes Kind, dass die Leistung leidet, wenn man gestresst ist, oder?
    Außerdem habe ich einen neuen Computer gekauft, der zwar zweitausend Pfund gekostet hat, aber absolut unentbehrlich ist. Und wissen Sie auch, warum? Tadaaaaa! Ich schreibe ein Selbsthilfebuch! Kurz nachdem ich den Job bei Aiormng Coffee bekommen hatte, habe ich diese supernetten Verleger kennen gelernt, die mich zum Lunch einluden und sagten, für Leute mit Finanzproblemen sei ich einfach ein Geschenk des Himmels. Ist das nicht nett? Und tausend Pfund haben sie mir auch gleich
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