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Fast geschenkt

Fast geschenkt

Titel: Fast geschenkt
Autoren: Sophie Kinsella
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sagt die Kundin, nimmt einen Briefbeschwerer in die Hand und runzelt auch angesichts seines Preises die Stirn.
    Jetzt geht sie weg. Was soll ich bloß tun?
    »Also, ich glaube, ich kaufe einen«, spreche ich laut und deutlich vor mich hin und nehme einen Rahmen aus dem Regal. »Ist ein geniales Geschenk. Ganz egal, ob für einen Mann oder eine Frau, weil... Bilderrahmen kann schließlich jeder gebrauchen!«
    Die Kundin beachtet mich gar nicht weiter. Aber egal, wenn sie erst sieht, dass ich einen kaufe, überlegt sie es sich vielleicht doch noch mal anders.
    Ich eile zur Kasse. Die Dame hinter dem Tresen lächelt mich an. Ich glaube, ihr gehört der Laden, ich habe nämlich schon gesehen, wie sie Vorstellungsgespräche geführt und mit Lieferanten diskutiert hat. (Nicht dass ich so oft hier wäre - das ist reiner Zufall.)
    »Da sind Sie ja mal wieder«, begrüßt sie mich. »Die Rahmen haben es Ihnen wirklich angetan, was?«
    »Ja«, sage ich laut vernehmlich. »Ein fantastisches Preis-Leistungs-Verhältnis!« Aber die Kundin studiert gerade eine Glaskaraffe und hört überhaupt nicht zu.
    »Wie viele haben Sie denn jetzt insgesamt davon gekauft? Bestimmt schon an die... zwanzig, oder?«
    Was? Schlagartig wende ich meine Aufmerksamkeit wieder der Verkäuferin zu. Was hat sie gesagt?
    »Oder sogar dreißig?«
    Entsetzt starre ich sie an. Hat sie mich etwa beobachten lassen? Das ist doch nicht legal, oder?
    »Dann haben Sie ja inzwischen eine ganz schöne Sammlung!«, fügt sie anerkennend hinzu, während sie den Rahmen in Seidenpapier wickelt.
    Ich muss jetzt irgendetwas sagen, sonst kommt sie noch auf die Idee, dass ich die Einzige bin, die Suzes Rahmen kauft. Dass außer mir niemand... Ach, lächerlich! Ich bitte Sie:
    Dreißig Rahmen! Ich habe vielleicht... vier Stück gekauft. Fünf, höchstens.
    »Gar nicht!«, widerspreche ich hastig. »Sie müssen mich mit jemandem verwechseln. Und außerdem wollte ich ja nicht nur einen Rahmen kaufen!« Ich lache laut auf, um ihr zu signalisieren, wie absurd diese Annahme ist. »Ich wollte nämlich eigentlich auch welche von... diesen hier!« Ich greife auf gut Glück in einen auf dem Tresen stehenden Korb mit Holzbuchstaben und reiche ihr meine Beute. Sie lächelt und legt die Buchstaben in Reih und Glied auf ihren Seidenpapierstapel.
    »P...T... R... R.«
    Sie hält inne und betrachtet etwas ratlos das Ergebnis. »Wollten Sie vielleicht >Peter< schreiben?«
    Ach, Herrgott noch mal! Muss man denn immer einen Grund dafür haben, etwas zu kaufen?
    »Ahm... ja«, sage ich. »Das ist... mein Patenkind. Er ist drei.«
    »Ach, wie nett! Dann wollen wir mal sehen. Zwei Es dazu und ein R weg...«
    Sie sieht mich so gütig an, als wenn ich total schwachsinnig wäre. Kann man ihr nicht verdenken, wenn ich noch nicht einmal in der Lage bin, »Peter« zu buchstabieren. Und wenn das noch dazu der Name meines Patenkindes ist.
    »Das wären dann... 48 Pfund«, sagt sie, als ich mein Portemonnaie hervorkrame. »Übrigens, wenn Sie 50 Pfund ausgeben, bekommen Sie eine Duftkerze gratis.«
    »Wirklich?« Interessiert sehe ich hoch. Eine Duftkerze wäre jetzt genau das Richtige für mich. Und wenn es sich bloß um zwei Pfund dreht...
    »Ich könnte bestimmt noch irgendetwas finden...«, sage ich und sehe mich ziellos im Laden um.
    »Sie könnten doch auch noch den Nachnamen Ihres Patenkindes in Holzbuchstaben kaufen«, schlägt die Verkäuferin vor. »Wie heißt er denn?«
    »Äh, Wilson«, sage ich ohne nachzudenken.
    »Wilson.« Und zu meinem Entsetzen fängt sie doch tatsächlich an, in dem Korb herumzuwühlen. »W... L... hier ist ein O...«
    »Ach, wissen Sie«, unterbreche ich sie, »wissen Sie, ich glaube, das lasse ich besser. Weil... also, weil... seine Eltern lassen sich nämlich gerade scheiden und vielleicht heißt er dann gar nicht mehr so.«
    »Wirklich?« Die Verkäuferin lässt die Buchstaben wieder in den Korb fallen und setzt eine mitleidige Miene auf. »Wie furchtbar. Also keine Trennung in aller Freundschaft?«
    »Nein, gar nicht«, sage ich und sehe mich nach etwas anderem um, das ich kaufen könnte. »Ganz im Gegenteil. Seine... seine Mutter ist mit dem Gärtner durchgebrannt.«
    »Tatsächlich?« Die Frau hinter der Kasse sieht mich aus großen Augen an, und auf einmal merke ich, dass ein in der Nähe stehendes Paar aufmerksam zuhört. »Sie ist mit dem Gärtner durchgebrannt?«
    »Er war... na ja, er war ein ziemlicher Knüller«, improvisiere ich, während ich eine
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