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Farmer im All

Farmer im All

Titel: Farmer im All
Autoren: Robert A. Heinlein
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Ganymed kein Tabak exportiert wird und die Kolonie selbst keinen anbaut.«
    »Oh. Sieh mal, George, ich könnte es fast schaffen, wenn mein Akkordeon nicht wäre.«
    »Hmm - hast du schon daran gedacht, es als Kulturgut eintragen zu lassen?«
    »Wie?«
    »Lies auch das kleingedruckte Zeug. Anerkannte Kulturgüter werden nicht auf das normale Passagiergewicht angerechnet, sondern gehen zu Lasten der Kolonie.«
    Mir wäre nie der Gedanke gekommen, daß mein Akkordeon unter diese Sparte fallen könnte. »Das lassen sie mir niemals durchgehen, George.«
    »Versuchen kannst du es auf alle Fälle. Sei nicht gleich so pessimistisch.«
    So stand ich zwei Tage später vor dem Wissenschafts- und Kulturausschuß und versuchte zu beweisen, daß ich ein kultureller Gewinn war. Ich spielte Suse, liebe Suse, Nehrus Opus 81, und die Ouvertüre zu Morgensterns Aufbruch ins 22. Jahrhundert. Als Dreingabe bekamen sie die Grünen Hügel der Erde zu hören.
    Sie fragten mich, ob ich gern für andere Leute spielte, und erklärten höflich, daß man mir die Entscheidung des Ausschusses zuleiten würde. Und eine Woche später bekam ich einen Brief, daß ich mein Akkordeon ins Versorgungsbüro in Hayward Field bringen sollte. Ich war ein >kultureller Gewinn<.
    Vier Tage vor dem Start kam Paps früh heim - er hatte sein Büro geschlossen - und fragte mich, ob wir etwas Besonderes zum Abendessen machen könnten. Er erwartete Gäste. Ich versprach es ihm.
    Er schien verlegen. »Junge.«
    »Häh? Ja, George?«
    »Du kennst doch diesen Punkt, daß nur Familien auswandern dürfen.«
    »Ja, sicher.«
    »Also, du hattest recht, aber ich wollte es dir nicht gleich sagen, und jetzt muß ich dir etwas beichten: Ich heirate morgen.«
    In meinen Ohren dröhnte es. Paps hätte mich mit einer Ohrfeige nicht mehr überraschen können.
    Ich konnte nichts sagen. Ich stand einfach da und starrte ihn an. Dann stieß ich hervor: »Aber George, das kannst du doch nicht!«
    »Weshalb nicht, Junge?«
    »Was ist mit Anne?«
    »Anne ist tot.«
    »Aber. aber.« Ich konnte nichts mehr sagen. Ich rannte in mein Zimmer und sperrte zu. Ich lag auf dem Bett und versuchte nachzudenken.
    Dann hörte ich Paps an der Klinke. Er klopfte und fragte: »Bill?«
    Ich gab keine Antwort. Nach einer Weile ging er weg. Ich lag noch eine Zeitlang da, und ich glaube, ich heulte. Aber es war nicht wegen Paps. Ich hatte das gleiche Gefühl wie an dem Tag, als Anne starb. Ich konnte einfach nicht verstehen, daß ich sie nie wiedersehen würde. daß ich sie nie wieder lächeln sehen würde und daß sie nie wieder sagen würd e: »Bill, halte die Ohren steif!«
    Und ich hatte die Ohren steif gehalten, und sie war dann sehr stolz auf mich gewesen.
    Wie konnte George das tun? Wie konnte er eine andere Frau in Annes Heim bringen?
    Ich stand auf, warf einen Blick in den Spiegel und ging dann ins Bad. Ich stellte die Dusche auf >nadelscharf<. Danach fühlte ich mich besser, aber ich hatte immer noch ein flaues Gefühl im Magen. Ich glaubte, durch den Wind des Trockengebläses deutlich Annes Stimme zu hören, aber das war wohl in meinem Innern.
    Sie sagte: »Halte die Ohren steif, Sohn!« Ich zog mich wieder an und ging hinaus.
    Paps panschte mit dem Abendessen herum, und wenn ich >panschen< sage, dann meine ich es auch. Er hatte sich den Daumen am Kurzwellenapparat verbrannt, fragen Sie mich nicht, wie. Ich mußte bis auf den Salat alles hinauswerfen, was er zusammengeschustert hatte. Ich holte neues Zeug aus der Gefriertruhe und taute es auf. Keiner von uns redete.
    Ich deckte den Tisch für drei, und Paps sagte schließlich: »Mach lieber vier Gedecke, Bill. Molly hat eine Tochter.«
    Ich ließ eine Gabel fallen. »Molly? Du meinst Mrs. Kenyon?«
    »Ja. Habe ich es dir nicht gesagt? Nein, du hast mich ja nicht ausreden lassen.«
    Ich kannte sie gut. Sie war die technische Zeichnerin von Paps. Ich kannte auch ihre Tochter - eine zwölfjährige Göre. Irgendwie machte es die Sache schlimmer, daß es Mrs. Kenyon war. Sie hatte sogar Annes Begräbnis beigewohnt und die Frechheit besessen, zu weinen.
    Ich wußte jetzt, warum sie immer so freundlich zu mir gewesen war, wenn ich Paps in seinem Büro besucht hatte. Sie hatte schon damals ein Auge auf George geworfen.
    Ich sagte nichts. Was hätte es auch genützt?
    Ich begrüßte sie höflich, als sie kamen, dann ging ich hinaus und tat so, als müßte ich nach dem Essen sehen. Das Abendessen verlief ein wenig merkwürdig. Paps und Mrs. Kenyon sprachen,
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