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Farmer im All

Farmer im All

Titel: Farmer im All
Autoren: Robert A. Heinlein
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reisen.«
    »Unsinn! Zum Studieren braucht man Disziplin. Du hast noch nicht einmal deine Pfadfinder-Tests gemacht. Du läßt den Adler einfach sausen.«
    Ich wollte erklären, daß ich die Tests nicht gemacht hatte, daß ich aber die dazu nötigen Fachgebiete genau studiert hatte. Aber ich fand nicht die richtigen Worte.
    George stand auf. »Sieh mal, Junge, ich will dir meine Meinung sagen. Es ist gleichgültig, ob du Ingenieur wirst. Auch ein Farmer braucht auf Ganymed die bestmögliche Ausbildung. Ich möchte, daß du auf die Erde zurückgehst und dein Studium abschließt.
    Laß dir ruhig Zeit dazu. Danach kannst du anfangen, was du willst.«
    Ich dachte darüber nach und meinte: »Du hast wohl recht, Paps.«
    George nickte. »Gut, entscheide dich. Ich muß jetzt zum Bus laufen. Bis morgen.«
    »Gute Nacht, George.«
    Ich lag wach da und dachte darüber nach. Nach einer Weile kam Mrs. Dinsmore, die Krankenschwester unseres Flügels, herein und machte mein Licht aus. Ich konnte nicht einschlafen.
    Ich wußte, daß Paps recht hatte. Ich wollte kein Idiot bleiben. Außerdem hatte ich selbst erlebt, welche Vorteile Leute mit Universitätsgraden hatten. Gut, ich würde mir auch so ein Aushängeschild erwerben und dann vielleicht nach Kallisto gehen. Vielleicht kaufte ich mir auch ein neues Stück Land auf Ganymed.
    Dennoch konnte ich nicht einschlafen. Nach einer Weile sah ich auf meine neue Uhr und merkte, daß es kurz vor Mitternacht war. Ich beschloß, mir den Sonnenaufgang anzusehen. Vielleicht war ich zum letztenmal dazu in der Lage, bevor ich auf die Erde ging.
    Die Krankenschwester war nirgends zu sehen, als ich durch den Gang huschte.
    Die Sonne hatte den Horizont noch nicht erreicht. Im Norden konnte ich die ersten Strahlen sehen, die sich an der Energiestations-Antenne von Pride Peak spiegelten. Es war sehr ruhig und schön. Der gute alte Jupiter war in Halbphase, riesig und orange wie immer. Im Westen kam Io eben aus dem Schatten; während ich hinsah, verwandelte sich ihre kirschrote Farbe ebenfalls in Orange.
    Wie ich mich wohl auf der Erde fühlen würde? Ich würde dreimal soviel wie jetzt wiegen. Ob das schön war?
    Und der Luftdruck würde mich nahezu ersticken.
    Niemand der Kameraden würde wissen, wie es hier oben aussah. Wie konnte ich mich mit einem Mädchen unterhalten, das nie die Erde verlassen hatte? Feiglinge. Und Zimperliesen. Sie sollten mal sehen, wie Gretchen ein Hähnchen mit einem schnellen Griff fing, tötete und rupfte. Ein Mädchen von Terra würde sich ekeln.
    Der Rand der Sonne schob sich über den Horizont und färbte die Spitzen der Big Rock Candy Mountains rosig. Ein herrliches Bild gegen den blaßgrünen Himmel. Ich konnte allmählich das Land um mich erkennen. Es war ein neues, hartes, sauberes Land – nicht wie Kalifornien mit seinen fünfzig Millionen Menschen, die übereinander stolperten. Es war mein Land.
    Zum Kuckuck mit Caltech und Cambridge und den piekfeinen Universitäten! Ich würde Paps zeigen, daß man keine lorbeergeschmückten Säle brauchte, um eine gute Ausbildung zu bekommen. Ja, und zuallererst mußte ich die Adler-Tests machen.
    Das Licht der Morgendämmerung erfaßte die Kneiper-Hügel im Westen und brachten ihre Silhouette scharf zur Geltung. Ich erinnerte mich an jene Nacht, als wir im Schneesturm dort vorbeigekommen waren. Hank hatte es einmal so ausgedrückt: Das Kolonialleben siebt die echten Männer aus.
    »Ich habe mit Männern gelebt und gearbeitet.« Dieser Satz ging mir durch den Kopf. Riysling? Kipling vielleicht. Ich habe mit Männern gelebt und gearbeitet!
    Die Sonne erreichte die Hausdächer. Sie breitete sich über Laguna Serenidad, bis der See blau erstrahlte. Es war mein Planet, meine Heimat, und ich wußte, daß ich ihn nie verlassen würde.
    Mrs. Dinsmore kam ins Freie und entdeckte mich. »Also, das ist doch die Höhe!« schimpfte sie. »Geh sofort dahin, wo du hingehörst.«
    »Ich gehöre hierher«, sagte ich und lächelte sie an.
     
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