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Familienkonferenz in der Praxis

Familienkonferenz in der Praxis

Titel: Familienkonferenz in der Praxis
Autoren: Thomas Gordon
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entdeckt, dass nachsichtige (tolerante) Eltern und strenge (autoritäre) Eltern sich sehr ähneln – sie sind sozusagen aus demselben Holz geschnitzt. Sie unterscheiden sich beileibe nicht so sehr, wie wir angenommen haben. Beide bedienen sich der »Sprache der Macht«.
    Das Modell der ›Familienkonferenz‹ ist also keineswegs unverändert geblieben. Deshalb sollen in diesem Buch auch nicht die Techniken und Verfahren wieder aufgewärmt werden, die ich im ersten Buch beschrieben habe. Leser, die das Buch bereits kennen, werden im vorliegenden Buch folglich nicht nur eine Auffrischung bekommen (die viele Absolventen nach eigener Aussage brauchen), sondern werden auf diesen Seiten viele Elemente eines »Fortgeschrittenenkurses« der ›Familienkonferenz‹ entdecken. Mein erstes Buch Familienkonferenz ist der einzige Text, der dem Verfahren der Kurse zugrunde liegt. In ihm wird beschrieben
und dargelegt, wie sich die Beziehung zu Kindern verbessern lässt. Obwohl ich den Ausdruck nicht besonders mag, würde ich doch sagen, dass es sich um einen »Ratgeber« handelte. Der vorliegende Ergänzungsband Die Familienkonferenz in der Praxis ist dagegen ein Buch über die Menschen, die unser Verfahren verwenden: Mütter, Väter und Kinder. Es ist ein Ergänzungsband, der dem Leser zeigt, wie es in Familien aussieht, in der sich Eltern in dieser Weise bemühen, bessere Beziehungen zu ihren Kindern und zueinander herzustellen.
    Die vielen Beispiele und Dialoge aus dem Familienleben, die im ersten Buch aufgenommen wurden, dienten vor allem dazu, bestimmte Techniken und Verfahren zu illustrieren. Viele dieser Beispiele stammten auch von Eltern, die gerade an einem Kurs teilnahmen. Dieses Buch untersucht, was Eltern zustößt, nachdem sie einen solchen Kurs abgeschlossen haben und auf sich selbst gestellt sind. Einige erleben wir unmittelbar danach, einige ein Jahr später, andere vier Jahre später und manche sogar nach einem Zeitraum von neun Jahren. Wir werden konkrete Erkenntnisse anhand der Beispiele aus diesen Familien gewinnen können. Sie alle unterscheiden sich voneinander, aber sie folgen demselben Handlungsplan – sie setzen das Konzept der ›Familienkonferenz‹ in die Tat um. Wir werden Elternteile ohne Partner erleben, die das Verfahren alleine meistern, und wir werden Familien mit Vater und Mutter erleben, in denen es den Partnern nicht gelingt, die neuen Techniken mit gleicher Effektivität anzuwenden. Wir werden auch von Fällen lesen, in denen Eltern Kinder aus früheren Ehen in eine neue Familieneinheit eingegliedert haben.
    Einige Eltern entschlossen sich, die ›Familienkonferenz‹ zurate zu ziehen, als ihre Kinder noch sehr klein waren. Andere bedienten sich ihrer, um die Beziehung zu Kindern zu verbessern, die sich bereits in der Adoleszenz befanden und sich ablehnend, aufrührerisch und nachtragend verhielten. Wir werden sehen, wie die ›Familienkonferenz‹ bei ganz normalen und mit gestörten Kindern funktioniert. Einige sind überaktiv, andere behindert, einige leiden unter schweren Krankheiten oder sind drogenabhängig.

    Die Informationen über Kinder und Eltern bezogen wir aus Fragebogen, kurzen Berichten und Interviews. Für die Sammlung und Analyse der Daten war meine Tochter Judy Gordon Sands verantwortlich. Außerdem arbeitete Judy eng mit mir zusammen, als ich die Grundkonzeption des Buches entwickelte. Im Anhang wird das ganze Projekt etwas vollständiger beschrieben.
    Eines können wir mit Sicherheit aus der Analyse unserer Daten schließen: Die ›Familienkonferenz‹ gibt den Eltern Techniken an die Hand, mit deren Hilfe sie effektiver mit ihren Alltagsproblemen fertig werden können. Überall in diesem Buch wird zu beobachten sein, wie diese Techniken funktionieren, wenn Eltern mit Alltagsschwierigkeiten zu tun haben: wenn die Kinder sich vor unangenehmen Arbeiten drücken, das Badezimmer schmutzig machen, ungefragt an den Kühlschrank gehen, zu spät kommen, lärmen, im Mülleimer wühlen, wenn es Schwierigkeiten bei der Sauberkeitserziehung gibt, wenn sie kein Gemüse essen wollen, wenn sie zu viel fernsehen, mit schmutzigen Schuhen in die Wohnung kommen, sich vor dem Abwaschen drücken, keine Lust zur Schule haben, nicht zu Bett wollen, Rad fahren wollen, wo sie nicht dürfen, und in vielen anderen Dingen nicht die Meinung ihrer Eltern teilen.
    Eine Mutter fasste ihre Empfindung mit den Worten zusammen: »Die ›Familienkonferenz‹ trägt sicherlich dazu bei, dass Eltern die Welt
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