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Familienbande

Familienbande

Titel: Familienbande
Autoren: Hannah Siebern
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Euch viel Vergnügen bei den Festlichkeiten.“
    Dann ließ er ihre Hand wieder los und ging die Treppe hinunter, um auch den anderen Gästen Getränke anzubieten. Irritiert sah Cynthia ihm hinterher und blickte dann auf ihre Hand hinunter, die er gerade noch gehalten hatte. Sie prickelte von dem Druck und ihr Herz schlug eigenartigerweise schneller als zuvor. Verwundert schüttelte sie den Kopf. Was um Himmels willen war denn das gewesen?
    Laney zitterte vor Aufregung. Niemals zuvor hatte sie einer Hochzeit beigewohnt und sie freute sich von ganzem Herzen darauf. Das Haupthaus der Ältesten war atemberaubend. Sie wusste, dass man sie bereits als kleines Kind hierher gebracht hatte. Doch zu dieser Zeit hatte sie keinen Gedanken an die Schönheit des Gebäudes verschwendet, sondern war viel zu sehr damit beschäftigt gewesen, auf Rettung zu warten. Auf keinen Fall hatte sie bei den Ältesten bleiben wollen. Bei Jason und seiner Familie war ihr zu Hause. Nur weil sie mütterlicherseits mit den Ältesten verwandt war, machte sie das noch lange nicht zu deren Eigentum.
    Als Laney die hohen Treppen zum Saal hinaufstieg, verspürte sie gleichzeitig Stolz und Angst davor, von allen als Karas Tochter gesehen zu werden. Kara hatte den Großteil ihres Lebens in diesen Hallen verbracht. Sie war hier aufgewachsen und hatte hier geweint und gelacht. Jeder hatte sie gekannt und geachtet. Beim Gedanken daran mit ihr verglichen zu werden, wurde Laney ganz schlecht. Wie sollte sie dem Bild der Perfektion standhalten können, das Kara hinterlassen hatte?
    „Na? Nervös?“, fragte Simon.
    Laney warf ihm einen grimmigen Blick zu und reckte dann stolz das Kinn.
    „Nein“, sagte sie. „Warum sollte ich? Immerhin sehe ich im Gegensatz zu dir heute Abend gut aus.“
    Laney wusste, dass das nicht ganz der Wahrheit entsprach. Simon hatte sich für die Feier ziemlich in Schale geworfen. Er trug einen schwarzen Anzug, den er sich von Jason geliehen hatte, und hatte sein Haar lässig nach hinten gegelt. Er sah nicht schlecht aus und zeigte mit seiner herablassenden Haltung, dass ihm das auch bewusst war.
    „Da leidet wohl jemand an Selbstüberschätzung“, kicherte Simon und sah Laney an, als wäre sie nur ein lästiger Floh. „Dein Kleid sieht aus, als stamme es aus dem letzten Jahrhundert und deine Schuhe sind so hässlich, dass Violette sie nicht mal zum Putzen anziehen würde.“
    Laney wurde rot und sah hinunter auf ihre schwarzen Sandaletten. Die Schuhe hatten nur einen kleinen Absatz, weil sie es nicht gewohnt war, auf hohen Schuhen zu laufen. Doch sie sahen gut aus. Laney wusste, dass Simon sie nur ärgern wollte, aber sie war so unsicher, dass sie sich durch die Kritik völlig aus der Bahn werfen ließ.
    Völlig in Gedanken erklomm sie die Treppe und betrat den Hauptsaal des Gebäudes, in dem sich schon ein Großteil der Gäste eingefunden hatte. Er war riesig und so prunkvoll geschmückt, dass Laney regelrecht davon geblendet wurde. Alles glänzte und glitzerte. Die Türen waren mit schweren Vorhängen behangen und überall standen Skulpturen und Goldstatuen. Der Saal wurde von Kronleuchtern erhellt und vermittelte dadurch den Eindruck von Lebendigkeit.
    „Wow“, platzte es aus Laney heraus und sie starrte wie gebannt nach oben.
    Das Haus der Ältesten hatte sie in völlig falscher Erinnerung gehabt. Es war kein finsterer und düsterer Ort, wie sie als Kind gedacht hatte, sondern ein beeindruckender Palast voller Prunk und Reichtum.
    „Vorsicht Stufe“, sagte Simon, als Laney am oberen Ende der Treppe angelangt war, und versetzte ihr einen Schubs.
    Bevor Laney wusste, wie ihr geschah, stolperte sie ungeschickt nach vorne und stieß gegen einen Diener, der gerade dabei war, Kunstblut an die Gäste zu verteilen. Der Diener versuchte verzweifelt Laney aufzufangen und gleichzeitig das Tablett weiter zu balancieren, doch es gelang ihm nicht. Das Tablett glitt zu Boden und mit einem Klirren verteilte das gesamte Blut sich im Saal. Blut spritzte nach allen Seiten und verteilte sich auf Laneys Kleid. Das Mädchen wäre am liebsten im Boden versunken.
    Ein lautes Klirren am Eingang des Saales lenkte Cynthia von ihren Gefühlen ab. Sie sah, wie ein Mädchen hilflos neben einem Diener stand, der offensichtlich ihretwegen sein Tablett hatte fallen lassen. Der Boden war voller Blut und einige Diener eilten sofort dazu, um es aufzuwischen. Die erwachsenen Warmblüter starrten das Mädchen missbilligend an.
    „Was ist hier passiert?“,
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