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Familienbande

Familienbande

Titel: Familienbande
Autoren: Hannah Siebern
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sich das nicht anmerken zu lassen. Zumindest in letzter Zeit. Besonders in letzter Zeit.
    Es war einfach nichts zu machen. Doreen konnte partout nicht nachvollziehen, wie ihr Partner es schaffte so ruhig zu bleiben, obwohl die Welt kopfstand. Alles war verdreht. Seit ihrer eigenen Erweckung waren inzwischen fast fünf Jahre vergangen, aber sie hatte das Gefühl, als wenn es erst gestern gewesen wäre. Der Schock saß ihr noch tief in den Knochen. Alles hatte sich so verändert. Ihr Lieblingssohn Jason hatte sich mit einer Dienerin verbunden und Cynthia war fort.
    Niemand wusste, ob sie sich inzwischen schlafen gelegt hatte oder bereits angefangen hatte zu altern. Cynthia hatte angeblich viel Zeit bei den Ältesten verbracht, nachdem Jason sich mit Kathleen verbunden hatte. Nach einer Feier bei den Ältesten vor einigen Jahren war sie jedoch einfach verschwunden und seitdem nicht wieder gesehen worden. Alles, was Doreen wusste, war, dass sie auf der Party viel Zeit mit Simon verbracht hatte, der nach Aussage der anderen Jason äußerlich bis aufs Haar glich. Simon musste jetzt erwachsen sein und Doreen hatte keine Gelegenheit gehabt ihn zu sehen, bevor er sich schlafen gelegt hatte. Es wäre auf jeden Fall möglich, dass Simons Ähnlichkeit mit Jason Cynthia so sehr aus dem Konzept gebracht hatte, dass sie beschlossen hatte, sich ganz von der Vampirwelt abzuwenden.
    Möglicherweise hatte sie aber an dem Abend auch jemanden gefunden, mit dem sie sich hatte verbinden können. Doreen hoffte es zumindest für sie. Sie vermisste ihre Nichte sehr und hatte immer noch große Probleme damit, dass die Diener sich plötzlich aufführten, als wären sie gleichberechtigt. Cynthia wäre mit ihrem ausgeglichenen Wesen sicherlich dazu imstande gewesen, die Stimmung im Haus aufzuhellen. So jedoch, kam es immer wieder zu Konflikten.
    Das Schlimmste war für Doreen jedoch nicht, dass es kaum noch Diener im Haushalt gab oder dass die wenigen sich aufführten, als würden sie zur Familie gehören … Nein, das Schlimmste war, dass es immer schwieriger wurde, Menschenblut zu bekommen. Einige der Fabriken waren geschlossen worden und wer Menschenblut wollte, der musste einen hohen Preis dafür zahlen. Natürlich war es auch möglich ohne Menschenblut zu leben, so wie ihre Enkelin Laney das tat, aber es war unbefriedigend und frustrierend. Wenn man sich mit synthetischem Blut begnügte, dann wurde man unheimlich schnell müde und brauchte für Doreens Ansprüche viel zu viel davon.
    Während Doreen diesen dunklen Gedanken nachhing, schritt sie durch die Haupthalle ihres schönen Hauses und betrauerte jede einzelne leere Stelle an der Wand und jedes unbenutzte Podest, wo früher Wertgegenstände gewesen waren, die Violette aus Geldnot hatte verkaufen müssen. Vor dem alten Gemälde von Laneys verstorbener Mutter Kara blieb sie stehen und seufzte.
    „Mutter“, ertönte eine dunkle Stimme hinter Doreen, doch sie machte sich nicht die Mühe sich umzudrehen. Es gab momentan nur eine Person im Haus, die sie Mutter nennen würde, und das war Jason.
    „Du hättest ihr das nicht antun sollen, mein Sohn“, stellte Doreen fest und betrachtete dabei weiterhin das Antlitz der wunderschönen Frau, die eine bemerkenswerte Ähnlichkeit zu den Ältesten hatte.
    „Es ist Jahre her“, gab Jason zurück. „Es gibt nichts, was ich zu ihrer Rettung hätte tun können.“
    „Das meine ich nicht“, erwiderte Doreen und drehte sich zu ihrem Sohn um. Er war ein wenig gealtert in den letzten Jahren. Nicht viel, aber doch so sehr, dass sie es als seine Mutter bemerken musste. Er wirkte erwachsener. Reifer.
    „Du hättest sie niemals von den Ältesten fortholen dürfen“, präzisierte Doreen ihre Aussage. „Wenn du sie nicht entführt hättest, dann wäre Laney dort aufgewachsen, Kara hätte überlebt und wäre weiterhin mit Marlene verbunden geblieben. Dann hättest du sie immer wieder besuchen können und Laney hätte irgendwann einen Mann geheiratet, den sie wirklich will. Sie wäre nicht dazu gezwungen sich an irgendjemanden zu binden, nur damit Marlene sie nicht für sich vereinnahmt. Sie ist doch noch viel zu jung.“
    „Wenn ich damals gewusst hätte, dass Kara durch die Entführung sterben würde, dann hätte ich sie nicht entführt“, stellte Jason klar. „Aber mit dem Wissen, das ich damals hatte, und mit dem, was ich damals gefühlt habe, habe ich alles richtig gemacht. Mich jetzt deswegen zu grämen, ändert die Situation nicht. Natürlich
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