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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha
Autoren: Jennifer Fallon
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Palast manchmal für Monate eingeschneit war, die Hofdamen ihrer Wanderlust frönen konnten. Glücklicherweise war jetzt Sommer, sonst hätte Tiji eine ernste Unterkühlung riskiert, nackt wie sie war. Ihre wandlungsfähige Haut spiegelte die Muster und Farben des Wandbilds, und so konnte sie unbemerkt den Gesprächen lauschen, die an diesem bei Hof beliebten Treffpunkt stattfanden.
    Tiji widerstand dem Drang, ihre juckende Nase zu kratzen. Als sich die Tür am Ende der Halle öffnete, verfiel sie in den Zustand übernatürlicher Reglosigkeit, der nur ihrer Art eigen war. Wie sie gehofft hatte, waren es die Gäste der Königin von Caelum. Die Großfürstin von Torfall und ihre Kinder traten ein und schlossen sorgfältig die Tür hinter sich, bevor sie gemächlich auf die Stelle zu flanierten, wo Tiji stand und so vollständig mit der Wand verschmolz, dass sie fast kein eigenständiges Wesen mehr war.
    »Die Königin hat uns ihre Antwort mitgeteilt«, erklärte die Großfürstin im Näherkommen.
    »Und?«, hakte die Tochter nach. Wie ihre Mutter trug sie einen prachtvollen Reifrock aus schwerer Brokatseide, dennoch fand Tiji sie äußerst unscheinbar. Sie hatte blasse Augen und schwarze Haare, kunstvoll frisiert nach der in Caelum derzeit angesagten Mode. Tiji, selbst völlig haarlos, fragte sich oft, wie die Menschen mit all dem Striegeln, Waschen, Flechten und Aufstecken dieses ständig im Wege hängenden Gewuchers zurechtkamen. Sie war überzeugt, dass schon der geringfügigste Haarwuchs sie in den Wahnsinn treiben würde.
    »Und sie hat Ja gesagt«, verkündete die Großfürstin. Sie sah ihren Sohn an und lächelte. »Es sieht aus, als würdest du bald heiraten, mein Lieber.«
    Der junge Mann war außerordentlich hübsch, mit dunklen Haaren, ebenmäßigem Körperbau und Augen in der Farbe der Morgendämmerung, die von langen dunklen Wimpern umrahmt waren. Er schien um die zwanzig zu sein, allerdings ruinierte jetzt eine finstere Schmollmiene seine Schönheit. »Gezeiten! Muss das sein?«
    Seine Mutter zuckte die Achseln. »Es ist der schnellste Weg, den Thron zu sichern.«
    »Sie ist ein erbärmliches Kind, Mutter.«
    »Dieses erbärmliche Kind wird Königin, sobald es heiratet«, erinnerte ihn seine Schwester. »Das macht dich zum König, wenn du ihr Mann bist, weißt du.« Die letzte Anmerkung war eine klare Stichelei, um ihren Bruder zu reizen.
    »Sie werden erwarten, dass ich mit ihr schlafe.« Der junge Mann schien sehr ergrimmt über diese Aussicht.
    Ganz ins Gespräch vertieft näherte sich die Gruppe Tiji. Die Schwester setzte ein schmutziges Lächeln auf. »Was dich umtreibt, sind aber doch wohl keine moralischen Bedenken, Try?«
    Tiji befand sich seit einem Monat auf geheimer Mission im Palast von Caelum, doch noch nie war sie so nahe an die Großfürstin und ihre Familie herangekommen. Gerüchte über ihre Ankunft hatten Tiji hergeführt: Declan Hawkes war zu Ohren gekommen, dass nach der möglicherweise folgenschweren Weigerung der Glaebaner, ihren Kronprinzen mit der Erbin des caelischen Thrones zu vermählen, ein neuer Bewerber für Prinzessin Nyah auf der Bildfläche erschienen sei. Declan wollte wissen, wer das war, also zog er Tiji aus Herino ab und schickte sie nach Norden, um auszukundschaften, was in Wahrheit hinter diesem neuen Antrag steckte.
    Die Wahrheit lag jetzt zum Greifen nahe vor ihr, und darüber war Tiji heilfroh. Caelum war eine kalte und trostlose Gegend, und wenn sie ihre Chamäleontarnung einsetzte, konnte sie keine Kleidung tragen, die ihren Körper vor der Witterung schützte. Je schneller sie herausfand, was dieses Häuflein habgieriger Fremder im Schilde führte, desto schneller konnte sie nach Hause aufbrechen.
    »Was mich umtreibt, ist, dass die Flut steigt und ich nicht einsehe, wozu wir diese lächerliche Scharade aufrechterhalten sollen«, erwiderte der junge Mann.
    Im selben Augenblick begann Tijis Haut zu prickeln. Eine Brechreiz verursachende Übelkeit flutete durch ihren Körper und störte ihre Konzentration, was ihre Tarnung gefährdete. Das Trio rückte noch näher und mit ihm die Gefahr. Diese ekelerregende Wahrnehmung war entsetzlich - und ihr durchaus vertraut, auch wenn sie noch ein Kind gewesen war, als sie es zuletzt gespürt hatte. Damals in Senestra, ehe sie Declan Hawkes kennenlernte.
    Dieses Gefühl war der Grund, warum sie für Declan Hawkes arbeitete.
    Suzerain.
    Dass dieses Trio nicht war, was es vorgab, überraschte Tiji wenig. Als Declan hörte, die
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