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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha
Autoren: Jennifer Fallon
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für die Dummheit, einen Mann mit geschlossener Faust aufs Kinn zu schlagen. Seine Leute hatten sich schon einige Stunden mit diesem Gefangenen befasst. Hier unten in den schummerigen Zellen im Keller des Verlieses von Herino war es unwahrscheinlich, dass die Schreie der Gefangenen im Verhör die braven Bürger der Hauptstadt störten. Declan nahm jedoch an, dass er seine Zeit verschwendete. Das Risiko einzugehen, sich die zarten Knochen seiner Hand zu brechen, war eigentlich sträflicher Leichtsinn. Als könnte ein einzelner frustrierter Faustschlag vom Ersten Spion des Königs im Verhör dieses Mannes die Wende herbeiführen.
    Der Gefangene war zerschlagen und voller Blutergüsse, aber ungebrochenen Geistes. Die Wucht von Declans Schlag ließ seinen Kopf nach hinten fliegen. Langsam richtete er sich wieder auf und starrte seine Peiniger an, wobei ihm der Schmerz das Wasser in die Augen trieb. »Ich verrate mein Land nicht.«
    Declan tauschte einen raschen Blick mit Rye Barnes, der erfolglos versucht hatte, ein Geständnis aus diesem mutmaßlichen caelischen Spion herauszuprügeln - bis jetzt. Sie hatten ihn in der Kanalisation unter dem Palast aufgegriffen. Er behauptete, einer der Arbeiter zu sein, die die Abflüsse vom Spülschutt säuberten. Das war eine schwachsinnige Ausrede, denn kein Mensch arbeitete in den Kloaken von Herino, diese Beschäftigung war exklusiv amphiden Crasii-Sklaven vorbehalten. Wenn sich in den Jauchegruben des Palastes ein Mensch herumdrückte, gab es nur eine plausible Erklärung dafür: Er musste Übles im Schilde führen.
    Die widerspenstige Äußerung des Gefangenen war ein Durchbruch. Bisher hatte er durch nichts auch nur angedeutet, dass seine Loyalität jemandem außerhalb Glaebas gehörte.
    Vielleicht hatten die etlichen Stunden unaufhörlicher Züchtigung ihn doch zermürbt. Womöglich war die trotzige Entgegnung dieses Mannes sein letzter Versuch - mehr an sich selbst als an seine Peiniger gerichtet -, sich aus dem Sumpf zu ziehen, indem er sich an seinen Auftrag klammerte. Declan besaß und pflegte immerhin einen höllischen Ruf als skrupelloser, keine Gnade kennender Meisterspion. Das ging auf einen Rat seines Vorgängers zurück, den er mit großem Geschick befolgte. Zuweilen vergaß er selbst, wie erfolgreich er auf diesem Gebiet war, und musste sich ein Schmunzeln verkneifen.
    »Bleib ruhig dabei, mein Freund«, sagte er. »Ich sorge dafür, dass Ricard Li erfährt, was für ein treuer Mitarbeiter du warst.« An Rye Barnes gewandt fügte er in desinteressiertem Ton hinzu: »Tötet ihn.«
    Declan schlenderte zur Zellentür, und Rye zog eine furchterregende Klinge aus dem Gürtel. Sie war etwa so lang wie sein Unterarm, gekrümmt und auf einer Seite gezahnt. Als Mordwerkzeug ein denkbar unpraktisches Gerät, doch es verfehlte nie seine anregende Wirkung auf die Fantasie.
    »Nein, wartet!«, schrie der Mann.
    Declan lächelte, dann setzte er sein böses Gesicht auf und drehte sich zu dem Gefangenen um. »Warten? Worauf? Du hast deine Haltung erklärt. Du wirst dein Land niemals verraten. Meine Hochachtung. Aber ich habe noch anderes zu tun. Da du uns nichts zu sagen hast, erübrigt es sich für mich, noch mehr Zeit mit dir zu verschwenden. Warum soll ich versuchen, dir ein Geständnis abzupressen, da du uns letztlich doch nichts erzählst, wie du deutlich gemacht hast.« Er nickte Rye Barnes zu. »Versucht bitte, nicht so eine Sauerei zu machen, Rye. Ihr wisst ja, wie schwer das Blut von diesen Wänden abzuwaschen ist.«
    Erneut wandte sich Declan zum Gehen. Diesmal kam er bis zur Türschwelle, dann war der Gefangene überzeugt, dass sie nicht blufften.
    »Ich habe etwas gesucht!«
    »Gesucht? Was?«, fragte Rye und drückte die böse gezackte Klinge an den Hals des Gefangenen.
    »Ich weiß es nicht!«
    Declan winkte Ryes Klinge beiseite und musterte den stark angeschlagenen Mann, der an den Ketten hing. »Wenn du nicht wusstest, wonach du suchst, wie konntest du es zu finden hoffen?«
    Als der Mann kurz Declans Blick erwiderte, verschwand der letzte Schimmer von Widerstand aus seinen Augen. »Sie sagten, ich würde es erkennen, wenn ich es finde.«
    »Und was genau soll es sein?«
    Der Gefangene zuckte hilflos mit den Schultern. »Irgendein Artefakt. Etwas sehr Altes. Es soll vom letzten Weltenende übrig geblieben sein. Angeblich enthält es den Schlüssel zur Allmächtigkeit.«
    Diesmal schmunzelte Declan ganz offen. »Ich verstehe. Du suchst den Schlüssel zur Allmacht in
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