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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha
Autoren: Jennifer Fallon
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war, dass der Junge sich hier nachts hereinschlich, um sein Mitleid zu bekunden. Oder Schlimmeres. Lyna war eine Hure gewesen, bevor sie unsterblich wurde. Sie würde nicht zögern, ihre Reize gegen jemanden einzusetzen, der so arglos und gutgläubig war wie sein Sohn. »Was machst du überhaupt hier, Junge? Ich dachte, ich hätte dir gesagt, du sollst dich hier nicht blicken lassen.«
    Minark wagte sich ein paar Schritte tiefer in die Schmiede hinein und reckte sich, um an seinem Vater vorbeizusehen. »Vorak schickt mich.«
    Balen trat einen Schritt zur Seite, um seinem Sohn den Blick auf die nackte Frau mit der nachwachsenden Hand zu verstellen. »Was will er, Minark?«
    »Er kam gerade von den Märkten in L'bekken. Er sagt, da fragt jemand im Dorf herum. Nach ihr«, fügte er hinzu und wies auf die Unsterbliche.
    »Hat er gesagt, wer?«
    Minark schüttelte den Kopf. »Nur dass jemand herumgefragt hat. Und dann in unsere Richtung verschwand.«
    Balen fluchte still. Sie konnten ihr doch noch nicht auf der Spur sein, oder? Und wenn - war es ein anderer niederer Unsterblicher, was schlimm genug wäre, oder einer der Gezeitenfürsten persönlich? Ihn schauderte bei dem Gedanken. Wenn jemand wie Cayal oder Tryan oder Kentravyon Lyna so vorfand, in einen Käfig gesperrt und gefoltert, dann würde in Kürze jeder in diesem Dorf tot sein, und vermutlich auch jeder in der Umgebung von L'bekken.
    »Dieser Mann war ein Fremder, ja?«
    »Das hab ich doch gesagt, oder?« Minark lehnte sich ein wenig nach links, um einen Blick auf die Unsterbliche zu erhaschen. »Hast du versucht, sie in kleinere Stücke zu schneiden? Vorak meinte, wenn du ihr Fleisch an die Hunde verfutterst...«
    »Sie heilt zu schnell«, sagte er und wünschte, Vorak würde seine wilden Theorien nicht mit Minark diskutieren. »Je schneller man schneidet, desto schneller heilt sie. Hatte Vorak den Eindruck, dass der Fremde ein Unsterblicher war?«
    Minark zuckte die Achseln. »Hat er nicht gesagt. Sollte nur sagen, dass jemand nach Lyna gefragt hat.«
    Balen blickte über die Schulter auf seine Gefangene und fragte sich, ob er sie einfach gehen lassen sollte. Man hatte ihr die Augen verbunden, als man sie in den Straßen von L'bekken überwältigt und in Ketten hierher gebracht hatte. Wenn sie sie weit genug vom Dorf wegbrachten und aussetzten, war es sehr unwahrscheinlich, dass sie diesen Ort wiederfand.
    Aber wie oft bekam man eine Chance wie diese? Wie oft gelang es, einen Unsterblichen zu fangen? Wie oft hatten sie ihre Theorien, wie denen vielleicht beizukommen war, schon erproben können?
    Die Möglichkeiten gegen die Risiken ... das war Balens Problem.
    »Ich habe dich gewarnt.« Die junge Frau richtete sich auf ihre Ellenbogen auf.
    Er sah sie an. Lynas Gesicht war verdreckt und gestreift von Tränen. Mit der Botschaft im Ohr, dass jemand sie suchte, sammelten sich ihre Kräfte. An ihrem Arm hatte sich schon ein frischer Stumpf gebildet, obgleich es erst Minuten her war, dass er ihre Hand abgehackt hatte.
    »Du wirst krepieren für das, was du mir angetan hast, du elendes sterbliches Schwein.«
    »Es ist wahrscheinlich bloß einer deiner Freier«, sagte Balen und hoffte, dass er furchtlos klang. »Gute Huren haben Freier, die wiederkommen, hat man mir gesagt, und ich hörte auch, du warst eine sehr gute Hure.«
    Sie lächelte, was auf Balen etwas verstörend wirkte. Vor drei Tagen hatte er so fürchterlich auf sie eingeprügelt, dass die meisten ihrer Zähne abgebrochen waren. Jetzt lächelte ihn ein ebenmäßiges weißes Gebiss an und verhöhnte ihn mit seiner unnatürlichen Vollkommenheit. »Meine Brüder werden diesen Ort auslöschen«, drohte sie und stemmte sich hoch, bis sie auf den Füßen stand. »Sie werden dieses mitleiderregende Dorf dem Erdboden gleichmachen. Sie töten dich, sie töten deinen Sohn, deine Frau, deine Enkel und jeden anderen in diesem Tal.«
    »Sie müssen dich erst mal finden, du unsterbliche Hure«, erwiderte Minark lahm.
    Lyna lächelte trotz der Schmerzen ihrer regenerierenden Hand. »Mich finden? Junge, das ist der leichteste Teil.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich meine, wir können einander in den Gezeiten spüren, du Idiot. Wenn ein anderer Unsterblicher in der Nähe ist, fühlt er meine Gegenwart, und du kannst nichts tun, um zu verhindern, dass er mich findet - außer mich zu töten. Und das habt ihr ja schon versucht, nicht? Ich wette, es tut euch mächtig leid, dass keiner eurer brillanten kleinen Einfälle
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