Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Fallen Angels 03 - Der Rebell

Titel: Fallen Angels 03 - Der Rebell
Autoren: J.R. Ward
Vom Netzwerk:
aufrichtig verwirrt. »Für wen sollte ich denn sonst ein solch überflüssiges Gewand tragen?«
    Nigel zog die Brauen zusammen. »Ich dachte, vielleicht für Adrian oder …«
    Colins Lachen kam ohne Verzögerung. Und klang extrem schrill. »Du glaubst, dieser Engel und ich …?«
    »Er ist schmuck.«
    »Stimmt. Aber er ist nicht der, den ich begehre.«
    Nigel schluckte heftig und versuchte, seine Reaktion zu verbergen, indem er den Kopf abwandte. »Für mich trägst du das also?«
    »Aber ja doch. Also, was sagst du, mein Geliebter?«
    Als Colin schließlich wagte, den Blick wieder auf Nigel zu richten, sahen die beiden einander sehr lange an.
    Dann setzte Nigel sich auf und strich sich das Haar mit einer zitternden Hand zurück: Der Wunsch nach Fassung unterlag – nicht hier, nicht unter vier Augen. Nicht bei Colin.
    Bei ihm niemals, fürchtete er.
    Nigel streckte die Hand nach seinem Geliebten aus und sagte heiser: »Tja … es ist der Anzug, den ich ausgewählt hätte.«
    Lächelnd kam der Erzengel näher. »Und genau deshalb«, flüsterte Colin, »habe ich ihn angezogen.«

Einundfünfzig
    Weit unten in einem schicken Vorort von Caldwell saß Susan Barten hellwach in ihrem Wohnzimmer, obwohl es vier Uhr nachts war. Ihr Mann und ihre verbliebene Tochter schliefen oben in ihren Betten, über ihr. Um sie herum und unter ihr war alles still.
    Sie war an dieses schweigende, schmerzliche Sitzen in der Dunkelheit gewöhnt. Das letzte Mal, dass sie ungestört geschlafen hatte, war in der Nacht gewesen, bevor … »es« passiert war.
    Wie üblich saß sie in dem Sessel neben der Couch, den Blick auf die Haustür gerichtet. Das war ihr Platz, der Ast, in den sie ihre Füße krallte, während die Winde des Schicksals Sturmböen gegen sie und ihre Lieben schleuderten, Schicht für Schicht von dem abblätterten, was sie ausmachte, was ihre Familie ausmachte und von der Vorstellung, wie sie ihre Zeit auf Erden zu verbringen erwartete.
    Immer saß sie der Tür zugewandt, durch die Sissy so oft gegangen war – und das auch noch nach den ersten paar Nächten, als die anfängliche Hoffnung auf eine Rückkehr ihrer Tochter allmählich verblasst war und nur eine lähmende Furcht geblieben war. Selbst jetzt tat sie es noch, obwohl sie mit Sicherheit annehmen konnte, dass ihre Tochter nie mehr nach Hause zurückkehren würde.
    Mein Gott, dass sie sich mittlerweile glücklich schätzte, etwas zu begraben zu haben.
    Bei dem Gedanken wurden ihre Augen feucht, und sie musste an das Buch von Dr. Seuss denken, das bei der Schulabschlussfeier allgegenwärtig gewesen war, das auch sie Sissy geschenkt hatte, zusammen mit den Taubenohrringen, der Taubenkette und dem Taubenarmband.
    Wie schön! So viel wirst du sehn!
    Mit einem frühen Grab hatte keiner von ihnen gerechnet.
    Warum hatten ihre Stationen nicht ein Medizinstudium einschließen können? Europa? New York City?
    Oder einfach einen Friseursalon in Caldwell, eine Tierarztpraxis oder eine Grundschule, in der sie unterrichtete?
    Warum nicht das, was all ihren Klassenkameraden gewährt wurde?
    Warum hatte es dieser Hannford-Supermarkt an jenem speziellen Abend sein müssen …
    Susan bewegte sich am Rande des Wahnsinns, wenn sie sich die Hunderte von Möglichkeiten, die ihrer älteren Tochter einst offenstanden, vor Augen führte … und zum ungezählten Male fragte sie sich, warum die Würfel, als sie geworfen wurden, ausgerechnet …
    Ein Schrei entrang sich ihrem Mund, bevor sie sich dessen bewusst wurde, und das Gleiche galt für ihre Beine – sie war aufgesprungen und hinter den Sessel gerannt, bevor sie wusste, was sie tat.
    Ein Mann war durch die Tür gekommen.
    Ein riesiger Mann mit blonden Haaren war in ihr Haus getreten, ohne die Tür zu öffnen, und stand jetzt in ihrem Flur.
    Er sah sie an.
    Moment mal … sie kannte ihn. Er war derjenige, dem sie die Kette gegeben hatte. Er war derjenige, der so verzweifelt ausgesehen hatte.
    Und die Verzweiflung war immer noch gegenwärtig.
    »Was machen Sie hier?«, fragte sie leise, in dem eigenartigen Wissen, dass er weder ihr noch ihrer Familie etwas antun würde. »Warum sind Sie gekommen?«
    Der Mann gab keine Antwort, aber seine Miene war so traurig, als befände er sich in der gleichen Gemütsverfassung wie sie selbst.
    Auf unsicheren Beinen ging Susan um den Sessel herum und ließ sich wieder hineinsinken. Dann legte sie die Hände auf die Knie und schaukelte langsam vor und zurück.
    »Ich weiß schon, dass sie sie gefunden
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher