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Fallen Angels 03 - Der Rebell

Titel: Fallen Angels 03 - Der Rebell
Autoren: J.R. Ward
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könnte er ihn gleich wegen eines Aneurysmas behandeln.
    Dann hätten sie wenigstens etwas zu tun – denn Kroner wäre hinüber, bis sie einträfen.
    Als der brüllende Schmerz etwas nachließ, unternahm Veck einen erneuten Anlauf, sich zu erinnern … nur um mit der Schläfe voran gleich noch mal gegen die Mauer von Migräne und Ohnmacht zu prallen. In seinem Kopf wurde alles leuchtend rot, er schloss die Augen und spielte mit dem Gedanken, sich zu übergeben – und während die Reihern-oder-nicht-Reihern-Debatte in seinen Eingeweiden tobte, kam er zu dem Schluss, dass es Zeit wurde, ehrlich zu sich selbst zu sein. Denn auch wenn in seinem Kurzzeitgedächtnis ein gähnendes Loch klaffte, gab es an einem nichts zu deuteln: Er war hierhergekommen, um diesen perversen Wichser zu töten, der – nach derzeitiger Zählung – im vergangenen Jahr mindestens elf junge Frauen zwischen Chicago und Caldwell umgebracht hatte.
    Grauenhaft, natürlich. Allerdings amateurhaft im Vergleich zu Vecks eigenem Vater, der das im Zeitraum von drei Monaten vollbracht hatte: Thomas DelVecchio sr. war das große Vorbild von Kerlen wie Kroner.
    Und genau diese Abstammung hatte ihn in eine Zwickmühle nicht nur in Bezug auf den Krankenwagen, sondern auch auf seinen Partner bei der Mordkommission gebracht.
    Sosehr es ihm widerstrebte, es sich einzugestehen – er war seines Vaters Sohn. Er war gekommen, um zu töten. Punkt. Und dass sein Opfer ein so brutales Arschloch war, stellte letztendlich nur einen gesellschaftlich akzeptablen Filter über dem realen Bild dar.
    Im Kern war es nicht darum gegangen, die toten Frauen zu rächen.
    Und er hatte verflucht noch mal gewusst, dass diese Nacht unausweichlich kommen würde. Sein ganzes Leben lang hatte der Schatten hinter ihm gelauert, ihn geleitet, verführt, hin zu diesem Schauplatz der Zerstörung gezogen. Deshalb leuchtete auch ein, dass er sich an nichts erinnerte; seine andere Hälfte hatte die Kontrolle übernommen und sie erst wieder abgetreten, als die Gewalt begangen war. Der Beweis dafür? Irgendwo in seinem Hinterkopf hallte Gelächter, wahnsinnig und befriedigt.
    Ja, ja, freu dich nur, solange du kannst , dachte er. Denn er würde sich selbst nicht weiter in die Fußstapfen seines Vaters treten lassen.
    Das Heulen von Sirenen drang von Osten her zu ihm vor und wurde rasch lauter.
    Offenbar war er nicht der Einzige, der es hörte. Ein Mann stürzte aus einem der Motelzimmer und rannte um die Motorhaube einer zehn Jahre alten Schrottkarre herum, die statt Seitenfenstern Gitter besaß. Er kämpfte damit, den Schlüssel aus der Tasche zu fummeln, da er gleichzeitig noch seine Hose hochziehen musste.
    Die Nächste in der Fluchtparade war eine grobschlächtig wirkende Frau, die in einen alten Honda Civic kletterte, während sie noch hektisch ihren Minirock herunterzog.
    Ihre Abreise mit quietschenden Reifen sorgte dafür, dass der Parkplatz leer war, als der Krankenwagen von der Straße einbog und vor der Rezeption anhielt.
    Der Sanitäter stieg aus, und ein Motelmitarbeiter öffnete die Glastür, woraufhin Veck laut vernehmlich pfiff. »Hier drüben!«
    Offenbar hatte der Motelangestellte nicht die Absicht, sich einzumischen, und verdrückte sich gleich wieder ins Gebäude. Der Sanitäter hingegen setzte sich in Trab, und der Krankenwagen rollte quer über den Parkplatz. Während sie ihn einkreisten, wurde Veck vollkommen ruhig. So unantastbar wie der kalte, weit entfernte Mond, der über die pechschwarze Nacht wachte.
    Scheiß auf seine dunkle Seite. Er hatte das hier getan. Und er würde persönlich dafür sorgen, dass er dafür auch zur Rechenschaft gezogen wurde.
    Sophia Reilly, Mitarbeiterin des Dezernats für Interne Ermittlungen, raste in einem Affenzahn mit ihrem zivilen Dienstwagen durch das Hinterland von Caldwells verwahrlosten Randbezirken. Allerdings hatte ihr mörderisches Tempo nur wenig damit zu tun, dass sie auf dem Weg zu einem Tatort war: Sie fuhr stets schnell. Aß hastig. Hasste es, in Schlangen zu stehen, auf Leute zu warten, auf Information zu warten.
    Solange ihr kein Reh vors Auto lief, bevor sie das Monroe Motel & Suites erreicht hatte …
    Als ihr Handy klingelte, hielt sie es noch vor dem zweiten Klingeln ans Ohr. »Reilly.«
    »De la Cruz.«
    »Hallo. Raten Sie mal, wohin ich gerade fahre.«
    »Wer hat Sie angerufen?«
    »Die Zentrale. Ihr Partner steht auf meiner To-do-Liste – wenn er also mitten in der Nacht einen Krankenwagen sowie Verstärkung ruft und
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