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Fallen Angels 03 - Der Rebell

Titel: Fallen Angels 03 - Der Rebell
Autoren: J.R. Ward
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überhaupt nicht. Sie hätte genauso gut eine Statue entwaffnen können.
    Das Messer war sauber und staubtrocken.
    Sie hob es an die Nase und schnüffelte. Kein Geruch von einem Reinigungsmittel, mit dem er es eilig abgewischt hatte.
    Als er sich über die Schulter blickte, ließ die Drehung seines Körpers seine Schultern massig aussehen, und Reilly stellte unwillkürlich fest, dass sie auf Augenhöhe mit seiner Brust war. Mit ihren knapp eins siebzig war sie durchschnittlich groß, aber neben ihm kam sie sich vor wie ein Zwerg.
    »Ich konfisziere diese Waffe, wenn Sie nichts dagegen haben?« Sie würde ihm auch die Pistole abnehmen, aber angesichts der Verletzungen des Opfers … brauchte sie eigentlich nur das Messer.
    »Überhaupt nichts.«
    Als sie eine Plastiktüte aus ihrem Rucksack zog, fragte sie: »Was glauben Sie denn, was hier passiert ist?«
    »Jemand hat ihn kräftig aufgemischt, und ich vermute, dass ich das war.«
    Sie stockte. Nicht weil sie es für ein irgendwie geartetes Eingeständnis hielt – sie hatte nur nicht erwartet, dass jemand unter solchen Umständen so ehrlich wäre.
    In diesem Augenblick fuhr ein weiteres ziviles Fahrzeug in Begleitung von zwei Streifenwagen auf den Parkplatz.
    »Das ist Ihr Partner. Aber der Sergeant möchte, dass ich die Ermittlungen führe, um mögliche Interessenskonflikte zu vermeiden.«
    »Kein Problem.«
    »Sind Sie einverstanden, wenn ich Proben unter Ihren Fingernägeln entnehme?«
    »Ja.«
    Erneut griff sie in ihren Rucksack und holte ein Schweizer Armeemesser sowie einige kleinere Plastiktüten heraus.
    »Sie sind ja sehr gut organisiert«, sagte Veck.
    »Ich bin ungern unvorbereitet. Bitte strecken Sie Ihre rechte Hand aus.«
    Sie arbeitete rasch, beim kleinen Finger angefangen. Seine Nägel waren kurz geschnitten, aber nicht manikürt, und unter keinem war viel zu finden.
    »Haben Sie Erfahrung mit kriminalistischer Arbeit?«
    »Ja.«
    »Merkt man.«
    Als sie fertig war, hob sie den Kopf … und musste ihn sofort wieder von seinen mitternachtsblauen Augen auf die Kinngegend senken. »Möchten Sie vielleicht eine Jacke? Es ist kalt hier draußen.«
    »Nein, danke.«
    Wenn du aus einer Brustwunde bluten würdest, würdest du ein verdammtes Pflaster annehmen? , fragte sie sich. Oder würdest du den harten Kerl mimen, bis kein Plasma mehr in deinen Adern ist?
    Er würde den harten Kerl mimen, dachte sie. Eindeutig.
    »Ich möchte, dass die Sanitäter Sie kurz untersuchen –«
    »Nicht nötig …«
    »Das ist eine Anweisung, DelVecchio. Sie sehen aus, als hätten Sie Kopfschmerzen.«
    In diesem Moment stieg de la Cruz aus seinem Wagen und kam mit finsterem und müdem Gesicht auf sie zu. Es hieß, er habe schon vor ein paar Jahren einen Partner verloren; offenbar war er nicht begeistert über die Wiederholung, auch wenn der Grund dieses Mal ein anderer war.
    »Entschuldigen Sie mich«, sagte sie zu beiden. »Ich gehe mir schnell mal einen Sanitäter schnappen.«
    Doch als sie bei den zwei Weißgekleideten ankam, legten sie Kroner gerade auf die Bahre, und man sah, dass sie keine Minute zu verschenken hatten. »Wie stehen seine Chancen?«
    »Schlecht. Aber wir geben unser Bestes.«
    »Das weiß ich.«
    Die Beine wurden ausgeklappt, sodass die Bahre auf Hüfthöhe stand, und unmittelbar, bevor sie losgerollt wurde, prägte Reilly sich das Bild ein. Kroner sah aus, als hätte man ihn aus dem qualmenden Wrack eines Autos gezogen, sein Gesicht war so übel zugerichtet wie nach einem Flug durch die Windschutzscheibe.
    Reilly schielte zu Veck hinüber.
    Es gab viel Uneindeutiges an diesem Tatort. Vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass DelVecchio sich selbst für den Angreifer hielt. Aber es war unmöglich, sich mitten im Wald nach solch einem Gemetzel so schnell zu säubern. Außerdem sah er überhaupt nicht aus, als wäre er in eine Auseinandersetzung geraten – Kratzer und Prellungen konnte man nicht abwaschen.
    Die Frage war … wer hatte es dann getan?
    Anscheinend spürte er ihren Blick auf sich, denn Veck drehte den Kopf herum, und in dem Moment verschwand alles andere: Sie hätte ebenso gut mit ihm allein sein können … und nicht fünfzehn Meter von ihm entfernt, sondern fünfzehn Zentimeter.
    Aus heiterem Himmel wallte eine lodernde Hitze in ihr auf, und wäre sie nicht im Freien gewesen, hätte sie sich eingeredet, sie stünde unter einem Heizlüfter. So allerdings rechtfer tigte sie die Empfindung als Adrenalinausschüttung infolge von
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