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Fallen Angels 02 - Der Dämon

Titel: Fallen Angels 02 - Der Dämon
Autoren: J.R. Ward
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erst vor zwei Tagen gestorben? War das hier jetzt sein Leben?
    So wie die Dinge momentan liefen, kam er sich vor wie eine arme Erstsemester-Sau, die in einem fremden Bett aufwachte und sich fragte: Sind das meine Klamotten? Hatte ich gestern Abend Spaß?
    Wenigstens darauf kannte er die Antworten: Die Lederjacke und die schweren Arbeitsstiefel, die er trug, gehörten ihm, und er hatte am Vorabend keinen Spaß gehabt. Er hatte die Aufgabe übertragen bekommen, sich mit einem Dämon um die Seelen von sieben Menschen zu schlagen. Die erste Runde hatte er zwar gewonnen, aber nun musste er sich für die zweite wappnen, ohne überhaupt zu wissen, wer die Zielperson war. Außerdem hatte er noch diverse Tricks des Engelhandwerks zu lernen. Und zu allem Überfluss besaß er jetzt Flügel!
    Flügel.
    Wobei das Meckern darüber eigentlich geheuchelt war, denn seine magischen Federschwingen hatten ihn in null Komma nichts von Boston, Massachusetts, hierher nach Caldwell gebracht.
    Und die Moral von der Geschieht? Was ihn betraf, gab es die Welt, die er einmal gekannt hatte, nicht mehr. Und die neue, die an ihre Stelle getreten war, ließ seine Jahre als Auftragsmörder der X-Ops wie einen lahmarschigen Schreibtischjob wirken.
    »Mann, das ist so cool. Ich liebe all diesen gruseligen Scheiß.«
    Jim sah sich über die Schulter. Adrian Vogel war genau die Sorte Wahnsinniger, die auf steife Kadaver in Kühlzellen stand: Gepierct, tätowiert, mit Lederfetisch. Adrian fuhr auf die dunkle Seite ab - und in Anbetracht dessen, was ihrer aller Nemesis vorgestern Nacht mit dem Engel angestellt hatte, war das keine Einbahnstraße: Die dunkle Seite fuhr auch auf ihn ab.
    Armer Kerl.
    Jim rieb sich die Augen und warf einen Blick auf den Normaleren seiner beiden Kollegen. »Danke für die Unterstützung. Dauert nicht lang.«
    Eddie Blackhawk nickte. »Kein Problem.«
    Eddie war sein übliches Selbst - ganz der harte Biker wie er dort in der steifen Aprilbrise stand. Sein dicker, geflochtener Zopf hing ihm über den Rücken bis auf seine Lederjacke. Mit seinem kantigen Kinn, der sonnengebräunten Haut und den roten Augen erinnerte er Jim an einen Kriegsgott der Inka. Der Typ hatte Fäuste so groß wie ausgewachsene Männerköpfe und Schultern, auf denen ein Flugzeug landen könnte.
    Und wer hätte das gedacht: Er war auch ansonsten nicht gerade ein Pfadfinder. Obwohl er ein Herz aus Gold besaß.
    »Also gut, dann mal los«, murmelte Jim in dem Wissen, dass diese Aktion nicht im Rahmen seiner »Arbeit« stattfand und sie daher besser zu Potte kamen. Aber wenigstens hatte sein neuer Boss nichts dagegen gehabt: Nigel, der britische Erzengel mit dem Stock im Allerwertesten, hatte ihm die Erlaubnis zu diesem morbiden Ausflug erteilt, aber es bestand kein Anlass, seine Nachsicht überzustrapazieren.
    Also spazierten Jim und die Jungs in nicht stofflicher Form durch die Backsteinmauern und nahmen in ... ja, genau wie er es sich gedacht hatte ... einer großen, offenen Eingangshalle mit Kronleuchter, trostlosen Teppichen und genug Platz für eine fette Cocktailparty wieder Gestalt an. Jim sah sich um. Er überlegte, wo zum Teufel wohl die Leichen aufbewahrt wurden.
    Allein hier zu stehen bestätigte noch einmal, dass dieser Ausflug nötig gewesen war. Denn er war zwar jetzt in der Seelenretterbranche, aber im Augenblick stand das Leben eines Mannes auf dem Spiel: lsaac Rothe war aus dem Schoß der X-Ops ausgerissen, und Jim sollte ihn dafür umbringen.
    Was man getrost unter »Leck mich, kommt gar nicht in Frage« ablegen konnte.
    Genau hier aber lag das Problem: Wenn Jim den unerlaubt von der Truppe Abwesenden nicht aus dem Verkehr zog, übernahm das ein anderer. So arbeitete Matthias, der Drecksack, nun einmal. Und im Anschluss würde sich ein Kollege dann Jim zur Brust nehmen.
    Ist ein bisschen spät dafür, Jungs - ich bin bereits tot.
    Was also war sein unmittelbares Ziel? Seinen ehemaligen Boss hintergehen und lsaac finden. Dann würde er den Soldaten aus dem Land und in Sicherheit bringen ... ehe er zu seinem Hauptberuf zurückkehrte und sich wieder mit Devina anlegte.
    Diese Verzögerung ging ihm zwar gegen den Strich, weil die Dämonin sich garantiert schon für die nächste Schlacht rüstete, aber aus dem einen Leben aus- und in ein anderes einzutreten ging nie leicht und nie völlig reibungslos über die Bühne. Unweigerlich gab es noch die ein oder andere Wurzel, die einen in der Vergangenheit festhielt, die man kappen und entsorgen
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