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Fallen Angel 07 Tanz der Rose

Titel: Fallen Angel 07 Tanz der Rose
Autoren: Mary Jo Putney
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Straße zu, als er ein Knacken und einen Schrei hörte. Sein Kopf schnellte in Richtung Fluß zurück. Entsetzt beobachtete er, wie der Ast, auf dem der Junge saß, sich bedenklich nach unten neigte, abbrach und das Kind mit sich in die Strömung riß.
    Während Stephen auf das Ufer zugaloppierte, hallten ihm die gellenden Schreckensschreie der Truppe in den Ohren, und er sah aus dem Augenwinkel heraus, daß mehrere Männer zu dem Fluß rannten.
    Aber sie würden zu spät kommen. Mit der Geschwin digkeit eines durchgegangenen Pferdes trieben die wil den Fluten den Jungen auf Stephen zu. Der kleine dunk le Kopf verschwand immer wieder im trüben Wasser. Entweder konnte der Junge nicht schwimmen, oder ihm fehlte die Kraft, gegen den tobenden Fluß anzukämpfen.
    Nach Sekunden, die Stephen wie eine Ewigkeit vorkamen, erreichte er das Ufer und sprang vom Pferd. Ihm war klar, daß nur er das Kind vielleicht noch retten konnte, aber wie? Weil der Fluß an dieser Stelle ein Kornfeld Durchschnitt, lagen nirgends abgebrochene Äste herum, die er dem Jungen hinhalten könnte. Und Jupiter war zwar ein prächtiger Hengst, aber wasserscheu. Es würde Stephen nicht gelingen, das Pferd schnell genug in den Strom zu treiben.
    Noch bevor sein Gehirn die logische Schlußfolgerung aus diesen hektischen Überlegungen traf, warf Stephen sein Cape ab, schreckte jedoch vor dem entscheidenden Schritt zurück. Diese reißende Strömung könnte sogar einen Erwachsenen überwältigen, auch wenn er ein ausgezeichneter Schwimmer sein mochte. Stephen war kein Held. Wenn er den Jungen zu retten versuchte, würde er vermutlich selbst ertrinken. Er würde nicht erst in vier oder fünf Monaten sterben, sondern jetzt gleich, bei hellem Tageslicht, von Fremden beobachtet.
    Nein, ich bin noch nicht auf den Tod eingestellt! Zur Salzsäule erstarrt, schossen ihm wirre Gedanken durch den Kopf.
    Dann trieb ein Strudel das Kind wieder an die Oberfläche, und für den Bruchteil einer Sekunde trafen sich ihre Blicke. Das Entsetzen und die Verzweiflung im Gesicht des Jungen befreiten Stephen von seiner Lähmung. Zwei Schritte, dann ein flacher Hechtsprung. Das kalte Wasser war für seinen von der Sonne erwärmten Körper ein Schock, und er mußte sich Schlamm aus den Augen blinzeln. Mühsam kämpfte er gegen die Strömung an, aber immerhin kam er voran. Noch ein Dutzend kräftiger Schwimmstöße, dann müßte er die Flußmitte erreicht haben.
    Stephen glaubte sich fast schon am Ziel, als der Junge plötzlich wieder unter Wasser verschwand. Jetzt blieb ihm nichts anderes übrig, als selbst zu tauchen, wobei er in der trüben Brühe ausschließlich auf seinen Tastsinn angewiesen war. Seine Finger berührten etwas, und er packte zu. Es war ein Handgelenk, und während er den kleinen Körper fester an sich zog, strapazierte er seine Beinmuskeln, um an die Oberfläche zu gelangen.
    Der Junge schnappte verzweifelt nach Luft, als sie auf-tauchten, war zum Glück aber vernünftig genug, nicht wild um sich zu schlagen oder seinen Retter zu umklammern. Einen Arm um den schmalen Brustkorb geschlungen, steuerte Stephen mit dem freien Arm auf das Ufer zu, wodurch er natürlich noch langsamer als zuvor vorwärts kam. Ein im Wasser umherwirbelnder Ast prallte gegen seinen Hals, raubte ihm vorübergehend die Luftzufuhr und ließ seinen Kopf nach unten sinken. Er spürte, daß seine Kraftreserven fast erschöpft waren, daß er den Jungen kaum noch festhalten konnte. Doch das Ufer war nur noch etwa einen Meter entfernt, und diese kurze Strecke müßte er noch bewältigen können...
    Jemand schrie eine Warnung, doch es war schon zu spät. Irgend etwas rammte Stephens Kopf mit betäubender Wucht, und er verlor das Bewußtsein.
4.  Kapitel
    Vor Anstrengung keuchend, hielt Rosalind mit den Männern der Theatertruppe Schritt, die über das Feld zum Fluß rannten, aber ihr war klar, daß sie Brian nicht rechtzeitig erreichen würden. Wenn nicht ein Wunder geschah, würde ihr kleiner Bruder vor ihren Augen ertrinken. Sie konnte nur ein stilles Stoßgebet zum Himmel schicken: Lieber Gott, bitte laß ihn nicht sterben, bitte ...
    Dann sah sie, daß ein Reiter von der Straße abbog und auf das Ufer zugaloppierte. Er sprang vom Pferd, warf sein Cape ab und hechtete in die reißende Strömung. Offenbar war er ein hervorragender Schwimmer, denn er näherte sich Brian, der hilflos in der Flußmitte trieb.
    Neben ihr fluchte Calvin Ames - Kutscher, Kartenverkäufer und Mann für alles -, als
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