Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Fallen Angel 07 Tanz der Rose

Titel: Fallen Angel 07 Tanz der Rose
Autoren: Mary Jo Putney
Vom Netzwerk:
weil sie ein Kleinkind unbeaufsichtigt herumlaufen lassen! «
    »Das Gör hat keine Eltern nich'«, ertönte eine heisere Stimme. »Schlägt sich schon 'n paar Monate allein hier in der Gegend durch. «
    Das Mädchen erkannte die Stimme: das war die alte Frau mit den grauen Haarsträhnen, die tagaus, tagein in einem schattigen Torweg saß, eine Tonpfeife im zahnlosen Mund. Die alte Frau hatte ihr einmal etwas zu essen gegeben, und sie hatte nie Steine geworfen. Sie war nicht gefährlich.
    Die schöne Lady runzelte die Stirn. »Ist das Kind ausgesetzt worden?  «  »Nee, 's scheint 'ne Waise zu sein. « Die alte Frau zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Ich hab' gehört, daß sie mit 'nem Schiff hergekommen ist, und die Frau, die bei ihr war, ist noch am Kai tot umgefallen. Ein Wachmann wollt' die Göre schnappen und ins Waisenhaus bringen, aber sie hat sich versteckt und schnorrt seit der Zeit wie 'ne Möwe hier rum. «
    Die schöne Lady sah entsetzt aus. »O Thomas, wir können sie nicht hier lassen! Sie ist doch fast noch ein Baby - älter als drei Jahre ist sie bestimmt nicht! «
    »Wir können sie nicht wie ein Kätzchen mitnehmen, Maria«, wandte der Gentleman ein, aber auch er schaute das Kind nachdenklich an.
    »Warum nicht? Niemand scheint sie haben zu wollen. Vielleicht hat der liebe Gott unsere Schritte in diese Straße gelenkt, damit wir sie finden. Wir haben immer noch keine eigenen Kinder, obwohl wir doch wirklich unser möglichstes tun! « Einen Moment lang sah die schöne Dame traurig aus, dann drehte sie sich nach dem Kind um und breitete die Arme aus. »Komm her, Kleines! Wir werden dir nichts zuleide tun. «
    Das Kind zögerte. Es hatte aus bitterer Erfahrung gelernt, daß man mißtrauisch sein mußte. Doch Maria erinnerte es an eine andere Dame - an eine Dame aus jener Zeit, als das Leben noch schön war, als es noch nicht hungrig, zerlumpt und schmutzig auf der Straße leben mußte. Früher... früher...
    Das Bewußtsein der Kleinen hatte alle unerträglichen Bilder der Vergangenheit erfolgreich verdrängt. Sie schaute in die blauen Augen der Dame und las darin nicht nur Güte, sondern auch etwas anderes. Ein Versprechen?
    Langsam einen Fuß vor den anderen setzend, schweiften ihre Blicke unruhig von der Dame zu dem Gentleman. Wenn er sich bewegt hätte, wäre sie weggelaufen, denn Männer stellten eine Bedrohung dar. Aber er stand ganz ruhig da, und seine Augen waren genauso blau und genauso freundlich wie die seiner Frau.
    Sobald sie in Reichweite war, legte die Dame ihr liebevoll eine Hand auf den Kopf. »Du hast blonde Haare, stimmt's? Wenn sie sauber sind, müssen sie einen reizvollen Gegensatz zu deinen großen braunen Augen bilden. Hättest du gern eine neue Mama und einen neuen Papa, Liebling? «
    Mama... Papa... Worte aus der fernen goldenen Vergangenheit! Die Kleine wog die Gefahr gegen ihr sehnsüchtiges Verlangen ab, und ihre Hoffnung besiegte die Furcht. Sie warf sich in die Arme der Dame.
    Maria hob sie hoch. Ihre Arme waren warm und weich - wie die Arme jener anderen Dame, an die sie sich dunkel erinnern konnte. Warm und weich... Sie fühlte sich geborgen.
    »Mach dir keine Sorgen, Liebling«, murmelte Maria. »Thomas und ich mögen zwar in den Augen der Welt nicht ganz respektabel sein, aber es wird dir bei uns weder an Essen noch an Liebe fehlen. « Das Kind sah mit Verwunderung, daß die Dame Tränen in ihren blauen Augen hatte, als sie ihren Mann anschaute.
    »Starr mich nicht so an, du irischer Wichtigtuer! Du hast doch ein genauso weiches Herz wie ich. «
    »Ich glaube eher, daß wir beide unter Gehirnerweichung leiden«, kommentierte Thomas trocken. »Aber du hast recht - wir können sie nicht hier allein lassen, und je eher sie in eine warme Badewanne kommt, desto besser. « Er umfing die Hand des Kindes mit seinen eigenen großen warmen Händen. »Wie heißt du, Liebling? «
    Bestürzt vergrub das Mädchen sein Gesicht in der Halsgrube der Dame, die so herrlich duftete wie Blumen nach einem Sommerregen.
    Maria streichelte liebevoll ihren Rücken. »Ich glaube, wir werden ihr selbst einen Namen geben müssen. Hübsch wie eine Rosenknospe, und so tapfer! Stell dir vor, dieses winzige Geschöpf hat wochenlang auf der Straße überlebt! «
    »Dann sollten wir sie Rosalind nennen, nach Shakespeares unerschrockenster Heldin«, schlug Thomas vor, während er dem Kind sanft die Hand drückte. »Heute ist dein Glückstag, kleine Rose. «
    »Nein, Thomas. « Maria küßte die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher