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Fallen Angel 07 Tanz der Rose

Titel: Fallen Angel 07 Tanz der Rose
Autoren: Mary Jo Putney
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machen.
    Obwohl die übrigen Schauspieler nicht so talentiert wie die drei Fitzgeralds waren, erbrachten sie doch beachtliche Leistungen. Das zottige Affenkostüm des Ungeheuers Caliban rief lautes Gelächter hervor. Wer sich unter dem unförmigen Kostüm verbarg, ließ sich nicht einmal erahnen, doch Calibans schwerfälliges Umhertrampeln erntete viel Applaus. Der attraktive junge Mann, der den glühenden Liebhaber Ferdinand spielte, war bestenfalls mittelmäßig begabt, wurde aber vom weiblichen Publikum angeschmachtet.
    Der Sturm wurde nicht zu Shakespeares besten Werken gerechnet. Trotzdem hatte Stephen eine besondere Vorliebe für dieses Stück, in dem Prospero seinem Bruder Antonio einen zwölf Jahre zurückliegenden Mordversuch verzeiht. Stephen war überzeugt, daß die Welt diesen Willen zur Versöhnung dringend benötigte. Auch zwischen ihm und seinem jüngeren Bruder hatte eine tiefe Kluft aus jahrelang angestauten Mißverständnissen gegähnt, aber es war ihm gelungen, sie zu überbrücken, und dadurch hatte sein Leben eine wesentliche Bereicherung erfahren.
    Als die Liebenden endlich vereint waren, als Prospero sein Zauberbuch im Meer versenkt und Ariel aus seinen Diensten entlassen hatte, fühlte Stephen sich so wohl wie seit Tagen nicht mehr. Die Fitzgerald-Truppe hatte ihm einen unerwarteten Genuß beschert, und nach Prosperos Epilog applaudierte er genauso begeistert wie die anderen Zuschauer.
    Nacheinander kamen die Schauspieler aus den Kulissen hervor und verbeugten sich, Jessica mit charmanter Koketterie, ihre Mutter Maria mit geradezu fürstlicher Würde.
    Caliban nahm seinen zottigen Affenkopf ab und entpuppte sich als attraktive junge Frau mit dunkelblonden Haaren. Sie war zwar nicht so schön wie Jessica Fitzgerald, aber ihr lachendes Gesicht wirkte so sympathisch, daß Stephen den Wunsch verspürte, sie näher kennenzulernen.
    Als sie einen Blick in seine Richtung warf, sah er ihre dunkelbraunen Augen, die einen reizvollen Kontrast zu den hellen Haaren bildeten. Sie war um einiges älter als Jessica - Mitte oder Ende Zwanzig. Eine Frau, kein Mädchen.
    Er schaute auf den Programmzettel: Caliban wurde von Mrs. Rosalind Jordan gespielt. Ein Mr. Jordan schien nicht zum Ensemble zu gehören. Während die Schauspieler sich zurückzogen, träumte Stephen einen Moment lang davon, dies wäre London, und er wäre ein gesunder Mann. Dann könnte er in die Künstlergarderobe gehen und diese lachende Blondine treffen, um festzustellen, ob sie tatsächlich ein so gewinnendes Wesen hatte und welche Figur sich unter dem plumpen Kostüm verbarg.
    Doch dies war nicht London, und er war kein gesunder Mann. Wenn man ums Überleben kämpfen mußte, hatte man kein Interesse an amourösen Abenteuern. Leben Sie wohl, Lady Caliban...
    Die Truppe würde jetzt noch einen Einakter präsentieren, aber Stephen hatte genug vom Rauch und Gestank des improvisierten Theaters. Er bahnte sich einen Weg zur Tür und trat ins Freie. Das Gewitter war vorüber, die Luft erfrischend kühl, und der Sprühregen störte ihn nicht. Die Tage waren im August noch lang, und die dunstige Dämmerung verwandelte Fletchfield in eine Märchenlandschaft.
    Begierig atmete er auf der leeren Hauptstraße die köstlichen Gerüche von nasser Erde, blühenden Blumen und frischgebackenem Brot ein. Er genoß die Feuchtigkeit auf seiner Haut und die schillernden Regentropfen, die allem eine überirdische Schönheit verliehen. Die einzige positive Auswirkung von Blackmers düsterer Prognose bestand darin, daß Stephen sich seltsamerweise lebendiger fühlte als jemals zuvor.
    Seine impulsive Reaktion auf Rosalind Jordan hatte ihn daran erinnert, daß er zwar ein Sterbender sein mochte, aber noch nicht tot war. Wie sollte ein Mann sich unter diesen Bedingungen verhalten? Vor dem Todesurteil des Arztes hatte er vorgehabt, sich nach einer neuen Frau umzuschauen. Manche Leute würden vermutlich sagen, es sei seine Pflicht, unverzüglich zu heiraten, um vielleicht doch noch einen Erben zu zeugen. Sein Bruder Michael wäre entzückt, wenn es dazu käme.
    Doch aus seiner langen Ehe mit Louisa waren keine Kinder hervorgegangen, und das mußte nicht an ihr gelegen haben. Es konnte genausogut möglich sein, daß er selbst kein neues Leben zu erschaffen vermochte. Oder waren freudlose körperliche Vereinigungen nicht dazu geeignet, etwas so Vitales wie ein Baby zu produzieren?
    Bei der bloßen Vorstellung, kaltblütig aus dynastischen Gründen zu heiraten, preßten
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