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Fallen Angel 07 Tanz der Rose

Titel: Fallen Angel 07 Tanz der Rose
Autoren: Mary Jo Putney
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Kleinstädtern einen aufregenden Abend beschert - und am nächsten Tag war sie mit der Truppe in den nächsten Ort gezogen. Vielleicht wurde sie mit achtundzwanzig allmählich zu alt für dieses Herumvagabundieren. Die Begeisterung ihrer Adoptiveltern war zwar immer noch ungebrochen, aber als Vollblutschauspieler konnten die beiden sich kein Leben ohne Theater vorstellen. Rosalind Jordan - Findelkind, Witwe und >Inspizientin< - schlüpfte hingegen eher notgedrungen in alle möglichen Rollen und träumte manchmal von einem eigenen Zuhause.
    Was sie allerdings immer wieder für das ermüdende Tingeln entschädigte, war die Tatsache, daß sie tagaus, tagein von geliebten Menschen umgeben war. Das rief sie sich auch jetzt ins Gedächtnis, bevor sie laut befahl: »Alle auf ihre Plätze! «
    Das Ensemble eilte hinter die Paravents aus Sperrholz, die als provisorische Kulissen dienten. Nachdem auch Rosalind ihren Platz eingenommen hatte, gab sie ihrem kleinen Bruder Brian ein Zeichen, daß er jetzt die  Türen öffnen und das wartende Publikum einlassen durfte.
    Der Zauber konnte beginnen...
    Tag 83
    Eine Woche ziellosen Umherreisens hatte Stephens erste Wut über den unerwarteten Schicksalsschlag verfliegen lassen. Zorn und Angst machten allmählich der glühenden Hoffnung Platz, daß Blackmer sich doch geirrt haben könnte, obwohl zwei schlimme Schmerzanfälle eher auf die Richtigkeit der Diagnose hindeuteten. Glücklicherweise waren es nächtliche Attacken gewesen, die er in seinem Gasthofzimmer allein hinter sich brachte. Er hoffte inbrünstig, daß ihm die Demütigung eines Anfalls in aller Öffentlichkeit erspart bleiben würde, obwohl das auf Dauer eher unwahrscheinlich war. Vorläufig versuchte er den Gedanken an eine solche Schmach zu verdrängen.
    Mit bitterer Ironie hatte er beschlossen, die Tage seines Lebens rückwärts zu zählen. Von mindestens drei Monaten ausgehend, hatte er bei neunzig begonnen. Sollte er den Tag Null noch erleben, würde er von da ab nach vorne rechnen und jeden neuen Tag als Geschenk empfinden.
    Mit der unerbittlich tickenden Uhr im Hinterkopf war er von Ashburton Abbey aus nach Norden geritten, durch das Grenzgebiet zwischen England und Wales, wo jahrhundertelang erbitterte Kämpfe geführt worden waren. An der alten Römerstraße, die entlang der Südküste nach Wales führte, hatte er sein Pferd gezügelt und überlegt, ob er seinem Bruder einen Besuch abstatten sollte. Michael war Soldat gewesen und hatte dem scheinbar unausweichlichen Tod unzählige Male ins Auge blicken müssen.
    Doch Stephen war noch nicht bereit, sich seinem Bruder anzuvertrauen, vielleicht weil er der Ältere war. Obwohl sie in den letzten anderthalb Jahren Freunde geworden waren, wollte er bei Michael nicht als furchtsamer Bittsteller auftauchen. Die Arroganz seiner Vorfahren hatte er zwar abgelegt, aber ein gewisser Stolz war ihm geblieben.
    In gemächlichem Tempo war er statt dessen durch Herefordshire geritten und dann nach Osten abgebogen. Er genoß die Bilder und Gerüche des Spätsommers, und es war eine interessante neue Erfahrung, selbst die Kosten für ein Zimmer oder ein Essen auszuhandeln. Als Gentleman wurde er überall höflich behandelt, doch da er sich nirgends als Herzog zu erkennen gab, fehlte die übliche übertriebene Ehrerbietung, die ihm immer lästig gewesen war.
    Trotzdem war es eine einsame Reise. Manchmal kam er sich wie ein Geist vor, der Sterbliche zwar beobachten, aber nicht an ihrem turbulenten und oft kindisch anmutenden Treiben teilnehmen konnte. Wahrscheinlich war es höchste Zeit, nach Hause zu reiten und seine Pflichten als Herzog wieder wahrzunehmen. Es gab noch so viel zu tun: er mußte sein Testament auf den neuesten Stand bringen, er mußte einige unwiderrufliche Anordnungen treffen, bevor sein Bruder den Besitz übernahm, und er mußte mehrere Personen über seinen baldigen Tod informieren.
    Vor allem wollte er seine ältere Schwester Claudia besuchen. Sie hatten in den letzten Jahren kein enges Verhältnis gehabt, aber er würde sie trotzdem gern noch einmal sehen. Bevor es endgültig zu spät war, könnten sie ja vielleicht doch noch zueinanderfinden.
    Gewitterwolken brauten sich zusammen, als er die Kleinstadt Fletchfield erreichte. Weil es sinnlos wäre weiterzureiten, nur um bis auf die Haut naß zu werden, musterte er die Fassaden der beiden Gasthöfe an der Hauptstraße und entschied sich wegen der farbenfrohen Blumenkästen an den Fenstern für den Red
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