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Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Titel: Falkenhof 03 - Im Banne des Falken
Autoren: Rainer M. Schröder
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von den noch brennenden Ästen etwas aufgehellt wurde. Die Umrisse von vier Gestalten waren zu erkennen. Einer von ihnen taumelte mit Sadiks Messer in der Schulter rückwärts aus dem Flammenschein und suchte Schutz zwischen den Bäumen. Augenblicke später jagte Gaspard vom Kutschbock aus die beiden Ladungen der doppelläufigen Schrotflinte zwischen die Bäume und Büsche. Einige der Schrotkugeln hatten getroffen, wie das augenblicklich einsetzende Geschrei und Gefluche unmissverständlich bewies. Und statt zum Gegenangriff überzugehen und aus dem Wald auf die Lichtung hinauszustürmen, ergriffen die Männer die Flucht.
    Tobias hieb mit der Klinge auf die Sträucher ein und wollte ihnen nachsetzen, doch Sadik hielt ihn zurück. »Lass es gut sein! Wir haben sie vertrieben. Das soll uns genügen.«
    »Sie haben Jana getroffen!«
    »So schlimm scheint es nicht zu sein. Sie steht schon wieder auf«, erwiderte Sadik und sah, wie Jana sich den linken Oberarm mit der rechten Hand hielt. Doch sie stand sicher auf den Beinen. »Vermutlich nur ein Streifschuss. Sie hat noch mal Glück gehabt.«
    »Trotzdem …«
    Sadik legte ihm seine Hand schwer auf die Schulter und hielt ihn zurück. »Wenn man auf der Durchreise ist, steckt man nicht die Hand in den Bau des Schakals, nachdem man ihn dorthin vertrieben hat!«
    Tobias verzog das Gesicht. »Du mit deinen sinnigen Sprüchen! Dieses hinterhältige Pack ist viel zu billig davongekommen!«, brummte er, ließ die Klinge jedoch sinken und stieß sie dann mit einer heftigen Bewegung zurück in die Scheide.
    »Sehen wir, wie es Jana geht«, sagte Sadik.
    Gaspard hatte, als beide Läufe abgefeuert waren, die Flinte fallen lassen, sprang vom Bock und riss den Kutschenschlag auf, um sich nun mit einer Muskete zu bewaffnen.
    »Das hast du gut gemacht, Gaspard!«, rief Sadik ihm anerkennend zu. »Ich glaube nicht, dass wir von denen noch etwas zu befürchten haben. Nimm eine Decke und schlag die Flammen aus. Es scheint hier lange nicht geregnet zu haben und wir wollen keinen Waldbrand verursachen.«
    Gaspard tat, wie ihm geheißen, und vertauschte die Muskete gegen eine der Pferdedecken.
    Tobias lief zu Jana hinüber, die sich gegen das hintere Rad der Kutsche lehnte. »Wie geht es dir?«, rief er besorgt. »Ist es schlimm?«
    »Es brennt ganz schön«, antwortete sie mit leicht schmerzverzerrten Zügen. »Aber ich habe viel Glück gehabt. Ich glaube, die Kugel steckt nicht. Sie hat wohl nur eine Wunde gerissen.«
    »Lass mich mal sehen«, sagte Sadik und drehte ihre linke Schulter ins Licht des Lagerfeuers. Sie nahm die Hand vom Oberarm und er zog aus der kunstvoll gearbeiteten Scheide aus gehämmertem Silber sein kostbarstes Messer. Das Griffstück bestand aus Elfenbein und in die gut zwei Finger breite Klinge waren arabische Schriftzüge eingraviert. Von weitem ähnelten sie Feuerzungen. Die Kugel hatte Janas bunt kariertes Hemd aus grobem Kattun auf der Höhe der Achsel aufgefetzt. Sadik führte die rasiermesserscharfe Klinge blitzschnell einmal nach links und nach rechts durch den Stoff, dass das Auge den Bewegungen kaum zu folgen vermochte, und im Hemd klaffte eine breite Öffnung. Er besah sich die Wunde.
    »Und? Wie sieht es aus? Ist etwas verletzt? Sehnen? Muskeln?«, fragte Tobias mit einer Besorgnis, die der sichtlichen Geringfügigkeit ihrer Verletzung kaum angemessen war – dafür jedoch umso mehr seinen tiefen Gefühlen für sie. »Mein Gott, nun sag schon!«
    Sadik warf ihm einen spöttischen Blick zu. »Zu viel Flattern zerbricht die Flügel, Tobias!«, mahnte er ihn zu mehr Ruhe und Gelassenheit. »Und was Janas Arm betrifft, so wird sie ihren Enkelkindern noch erzählen können, wo sie sich diese Narbe geholt hat. Denn mehr wird davon in ein, zwei Wochen nicht mehr zu sehen sein.«
    Tobias atmete erleichtert auf. »Gott sei Dank!«
    Jana warf ihm ob seiner Sorge um ihr Wohlergehen einen ebenso verlegenen wie dankbaren Blick zu. »Zum Glück ist nicht jeder so ein Meisterschütze wie Sadik.«
    Dieser schmunzelte. »Setz dich auf die Trittstufe. Ich werde die Wunde säubern, ein Mittel auftragen, das einer bösartigen Entzündung vorbeugen wird, und einen Verband anlegen. Morgen wird das Brennen gerade noch ein Ziehen sein.«
    »Bleiben wir?«, fragte Tobias mit zweifelndem Unterton.
    Sadik schüttelte den Kopf. »Diese Gegend scheint doch unsicherer zu sein als gedacht. Wer weiß, wer sich hier noch alles herumtreibt. Es sind unsichere Zeiten. Wir fahren besser weiter,
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