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Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Titel: Falkenhof 03 - Im Banne des Falken
Autoren: Rainer M. Schröder
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drang.
    Tobias orientierte sich rasch anhand des aufragenden Seilschachtes und der Dachkonstruktion, wandte sich nach halb rechts und zwängte sich in geduckter Haltung zwischen zwei Sträuchern hindurch. Wenn ihn seine Erinnerung nicht sehr im Stich ließ, waren es vom Schacht bis zu dieser Art Lichtung, auf der das Bambushaus stand, keine zwanzig Meter.
    Äste glitten durch sein Gesicht, als er um einen undurchdringlichen Bambushain einen Bogen schlug und dann im Zickzack lief, um mannshohen chinesischen Roseneibischen, Beerenmalven und
    Wundersträuchern auszuweichen. Gleich dahinter schloss sich ein mehrere Meter tiefer Gürtel aus sehr dicht stehenden Farnen an. Jenseits davon lag die Lichtung – und der Pavillon.
    Tobias sah schwachen Lichtschein zwischen den Gewächsen hindurchschimmern und tauchte in das Meer der hohen, feinblättrigen Farne ein. Vorsichtig setzte er einen Fuß vor den anderen, um das Rascheln der Pflanzen möglichst leise zu halten und um nicht zu viel Bewegung in die Farne zu bringen.
    Das laute Schlagen eines zurückschwingenden Astes ließ ihn erschrocken zusammenzucken, als hätte ihn jemand von hinten berührt. Er verharrte regungslos, die Nerven bis an die Grenzen des Erträglichen gespannt. Noch zwei, drei Schritte, und er musste das Bambushaus vor sich sehen. Hatte Zeppenfeld vielleicht ausgerechnet in diesem Farngürtel einen seiner Männer postiert? Das Geräusch, dem ein weiteres Rascheln folgte, kam von rechts.
    Tobias schwenkte den Lauf der Muskete langsam in diese Richtung. Sein Mund war pulvertrocken. Er schluckte schwer und zog die Unterlippe zwischen die Zähne. Wenn es einer von Zeppenfelds Leuten war, musste er ihn überrumpeln und kampfunfähig machen …
    Im nächsten Moment hörte er Sadiks Stimme. »Sihdi Rupert? … Hätten Sie nicht ein wenig mehr Licht machen können? … Ich weiß, ich weiß, Sie wollen nicht die Begehrlichkeit Ihrer Gäste auf Ihr Gewächshaus lenken. Ich hätte besser eine Lampe mitgenommen … Aber jetzt ist es ja geschafft …« Er redete so munter, als ahnte er nichts von der tödlichen Gefahr, die ihn am Pavillon erwartete.
    Kaum hatte Tobias die Stimme seines Freundes vernommen, da setzte er sein Anschleichen auch schon fort. Jetzt galt es, die letzten kostbaren Sekunden zu nutzen und sich am Saum in Position zu bringen. Die ungeteilte Aufmerksamkeit ihrer Verfolger würde jetzt Sadik gelten. Niemand würde auf eine Bewegung der Farne achten oder gar deren Rascheln vernehmen.
    Als Sadik einige Schritte weiter rechts auf die mit Wildblumen übersäte Wiese trat, die den Pavillon umgab, robbte Tobias gerade an den äußeren Rand des Farnstreifens heran.
    Geschafft! Auf die Sekunde!, schoss es ihm durch den Kopf, als er die Muskete in Anschlag brachte. Er hatte eine ausgezeichnete Sicht. Nach der Schwärze im Schacht und im Dickicht der Wildnis erschien ihm der Teil der freien Fläche, der vor ihm lag, wie in helles Licht getaucht. Dabei brannten am Bambushaus nur zwei Außenlampen mit nicht einmal halber Leistung. Im Pavillon selbst war es stockdunkel.
    Tobias bemerkte am Panoramafenster links vom Eingang die Umrisse einer schlanken, hoch gewachsenen Gestalt. War das Rupert Burlington? Von Größe und Figur her konnte es aber auch Armin Graf von Zeppenfeld sein.
    Er überlegte krampfhaft, während sich sein Daumen in den Bogen des Zündhahns der Muskete legte. Mit wie vielen Männern hat Zeppenfeld sich hier eingeschlichen? Ob Valdek, Stenz und Tillmann noch bei ihm sind? Wo wird er seine Männer versteckt haben? Ob Jana es auch rechtzeitig geschafft hat? Wenn ja, dann muss sie jetzt irgendwo da drüben auf der anderen Seite zwischen dem Zuckerrohr liegen! Gebe Gott, dass wir keinen Fehler machen und alles ein gutes Ende nimmt!
    »Sihdi Rupert?«
    Tobias zog den Hahn nach hinten. Er spürte, wie er einrastete. Sofort presste er den Kolben der Waffe an die Wange und legte den Zeigefinger um den Abzug. Aber noch gab es kein Ziel und plötzlich bekam er es mit der Angst zu tun. Angst um Sadik. Es war Wahnwitz, was er da wagte. Nur ein winziger Fehler, und sein Freund würde sterben. Vor ihren Augen.
     

 
Feuerregen
     
    Sadik zeigte nicht die geringsten Anzeichen von Beunruhigung, geschweige denn Angst. Er ging ganz gemächlich über die Wiese und auf den Pavillon zu. Den Gebetsteppich trug er unter dem linken Arm. Dass zwei Wurfmesser in der Rolle steckten, konnte man bei dem Licht noch nicht einmal auf zwei Schritt Entfernung
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