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Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Titel: Falkenhof 03 - Im Banne des Falken
Autoren: Rainer M. Schröder
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dem Gewächshaus brannten mit kleiner Flamme.
    »Chang!«, rief Tobias laut, lief an einer Reihe von Werkbänken vorbei und gelangte mit Jana durch einen breiten, gemauerten Rundbogen in einen der unterirdischen Maschinensäle. Hier standen zwei der acht Dampfmaschinen, die das technische Herz des Gewächshauses bildeten. Doch diese beiden waren nicht in Betrieb. Zu dieser Stunde schlug das Herz so langsam wie das eines Tieres im Winterschlaf. Zumindest kam es Tobias so vor. Er hatte die Kellergewölbe noch nie so still erlebt, wie er sie jetzt vorfand. Nur aus einem der weiter vorn gelegenen Räume kam das typische Geräusch gleichmäßig arbeitender Dampfmaschinen. Doch sonst war nichts zu hören. Kein Hämmern, kein Feilen, kein Kohleschaufeln, kein lautes Rattern, rein gar nichts. Und dabei war Chang jemand, der immer irgendetwas reparierte oder zu verbessern suchte. Er konnte sich nicht erinnern, den Kantonesen einmal untätig herumsitzen gesehen zu haben.
    »Chang? … Wo stecken Sie? … Wir brauchen Sie! … Es ist dringend! … Es geht um Lord Burlington … um Leben und Tod!«
    Er erhielt keine Antwort.
    Auch Jana fiel auf, dass es bis auf das entfernte, monotone Geräusch sich drehender Antriebswellen in den Kellerräumen ungewöhnlich ruhig war.
    »Sieht so aus, als hätte dein Chang Werkzeug und Ölkanne aus der Hand gelegt, um sich das verrückte Fest da oben nicht entgehen zu lassen.«
    »Ach was, doch nicht Chang!«, sagte Tobias und lief weiter. Er rief nach dem Chinesen, so laut er konnte. Doch das Einzige, was ihm antwortete, war sein eigenes Echo.
    »Verdammt! Er muss doch hier irgendwo stecken. Warum antwortet er mir denn nicht? Ich habe noch nie erlebt, dass er nicht hier war. Das gibt es doch gar nicht!«
    »Vielleicht haben wir uns den denkbar schlechtesten Zeitpunkt ausgesucht, um die Feststellung zu machen, dass man aus gutem
    Grund auch in Zusammenhang mit deinem Chang niemals nie sagen soll«, entgegnete Jana spöttisch, während sie sich an seiner Seite hielt. Das Geräusch arbeitender Dampfmaschinen nahm zu.
    »Er ist nicht mein Chang«, antwortete Tobias leicht gereizt. »Und wir haben verdammt wenig Zeit, um uns jetzt darüber zu streiten, finde ich!«
    »Ich kann mich nicht erinnern, das Gegenteil behauptet zu haben. Und du kannst mir glauben, dass ich mir um Lord Burlington, aber mehr noch um Sadik genauso viel Sorgen mache wie du!«
    Sie hatten nun den Teil der Kellergewölbe erreicht, der sich unter dem Pavillon erstreckte. Der Raum war so groß wie ein Ballsaal. Drei parallele Reihen von jeweils zwölf Stützsäulen aus dunkelrotem Backstein trugen die Decke. Von hier führten die vier Schächte mit den Seilzügen nach oben. Zudem zogen sich auch hier Heizungsrohre, acht an der Zahl, unter der Decke entlang und verschwanden in derselben, um bei Bedarf heiße Luft in das Gewächshaus abzugeben.
    Tobias blieb vor einer der dazugehörigen Maschinen stehen. Sie standen unter Druck, wie die Anzeigen und die rotierenden Antriebsräder verrieten. In diesem Raum war der Geräuschpegel einigermaßen vertraut. Doch auch hier war keine Spur des chinesischen Maschinisten zu entdecken.
    Tobias drehte sich zu Jana um. »Tut mir Leid, Jana. Ich habe es nicht so gemeint, wirklich nicht. Ich glaube, mir flattern ein wenig die Nerven!«, gab er zu. »Ich habe einfach fest damit gerechnet, Chang hier vorzufinden. Aber er ist nicht da.«
    »Schon gut«, wehrte sie ab, nicht nachtragend. »Und was machen wir jetzt? Ich meine wegen der Ventilatoren? Viel Zeit haben wir wirklich nicht mehr!«
    Tobias zog seine Taschenuhr hervor und ließ sie aufschnappen. Es war kurz nach halb zwölf gewesen, als sie sich von Sadik im Waffenzimmer getrennt hatten. Zehn Minuten hatte er ihnen als Vorsprung eingeräumt, und davon hatten sie schon fast fünf Minuten aufgebraucht. Um Viertel vor wollte Sadik das Gewächshaus betreten. Für den Weg bis zum Pavillon würde er vielleicht fünf bis sieben Minuten benötigen. Das bedeutete, dass sie spätestens um zehn vor zwölf auf ihrem Posten sein mussten.
    »Verdammt, wir müssen hoch! Komm mit, ich zeige dir den Einstieg deines Schachtes. Er liegt da drüben hinter der Säule mit der Lampe!« Hastig ließ er die Uhr verschwinden, fasste Jana am Arm und lief mit ihr hinüber. Eine Eisenleiter führte neben den vier Seilen, die doppelte Fingerdicke hatten und auf Spannung standen, zur Decke empor. Seile und Leiter verschwanden dort in einer rechteckigen Öffnung, die etwa
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