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Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Titel: Falkenhof 03 - Im Banne des Falken
Autoren: Rainer M. Schröder
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springen werde. Im Brief war von Eile auch keine Rede. Auf so einem Fest wird man auf seinem Weg immer wieder aufgehalten. All das weiß Zeppenfeld. Aber was uns auch an Zeit bleibt, es reicht doch nicht, um Fremde einzuweihen und in meinen Plan einzubauen.«
    »Aber Chang kann uns helfen«, sagte Tobias. »Er kann Rupert ein Zeichen geben, damit er weiß, dass wir seine Warnung erhalten und verstanden haben. Er wird dann innerlich auf unseren Befreiungsversuch vorbereitet sein.«
    »Und wie soll das geschehen?«, wollte Jana wissen.
    »Indem er etwa zwei der großen Ventilatoren einschaltet. Wenn Zeppenfeld Rupert danach fragt, wird der intelligent genug sein, ihm darauf eine scheinbar harmlose Erklärung zu geben.«
    »Eine gute Idee«, lobte Sadik.
    Tobias hatte noch einen Einfall. »Und ich weiß auch, wie wir schnell in die Nähe des Pavillons gelangen können, ohne von Zeppenfeld und seinen Leuten bemerkt zu werden!«
    »Und wie?«, fragte Sadik skeptisch.
    »Durch die Lüftungsschächte?«, mutmaßte Jana.
    Tobias schüttelte den Kopf. »Nein, die Rohre sind viel zu eng. Aber die Schächte, durch die die Seilzüge zum Dach hochführen, sind groß genug, um in ihnen hochklettern zu können. Wir können auf diese Weise völlig unbemerkt bis auf fast zwanzig Schritte an den Pavillon herankommen – und zwar von allen vier Himmelsrichtungen. Denn das Bambushaus ist in diesem Abstand von solchen Seilzugschächten umgeben. Sie sind zudem hinter dichten Farnen und Palmen verborgen, damit diese Blechsäulen nicht ins Auge fallen.«
    »Aber dann muss man ja erst bis zum Dach hochsteigen und von da wieder hinunterklettern«, wandte Sadik ein. »Und das wäre allein von Jana lautlos zu schaffen.«
    »Nein, die Schächte verfügen auch zu ebener Erde über bequeme
    Einstiegsklappen, damit Reparaturen an den Seilzügen einfacher vorzunehmen sind. Chang und Rupert haben das System wirklich gut durchdacht!«, schwärmte Tobias, dessen Kenntnisse über die ›Unterwelt‹ und das Innenleben des Gewächshauses nun von unschätzbarem Wert waren.
    Sadiks düsteres Gesicht hellte sich auf.
    »Gut, dann kann es funktionieren. Ihr nehmt also den Weg durch die Schächte. Tobias, du kletterst den Schacht hoch, der sich links vor dem Pavillon befindet, und du, Jana, nimmst den rechts hinter dem Bambushaus, von der Rückfront des Herrenhauses aus gesehen. Ihr schleicht euch so nahe wie möglich heran, sodass ihr die freie Fläche rund um den Pavillon überblicken könnt, bleibt aber erst einmal im Schutz der Büsche.«
    »Und du?«, fragte Jana.
    »Ich werde den ganz normalen Weg nehmen und mit dem Teppich unter dem Arm zum Pavillon spazieren«, teilte Sadik ihnen mit.
    »Aber das ist doch viel zu gefährlich!«, erhob Tobias Einspruch.
    Sadik schüttelte den Kopf. »La, nein, ist es nicht. Zeppenfeld fühlt sich sicher. Er wird mich also ganz nahe an den Pavillon herankommen lassen. Zudem wird es ihn in Sicherheit wiegen, wenn ich Sihdi Ruperts Aufforderung scheinbar ahnungslos folge. Und wer die Küken zählt, bevor sie aus dem Ei sind, erlebt nicht selten eine bittere Enttäuschung.«
    »Aber Valdek, Stenz oder Tillmann können schon vorher aus dem Hinterhalt über dich herfallen!«, wandte Jana ein.
    Er lächelte spöttisch. »Sie mögen daran gedacht haben, aber Zeppenfeld hat ihnen das bestimmt ausgeredet. Er weiß, dass mein Gehör zehnmal besser ist als das ihre und dass ich sie eher bemerken würde als sie mich. Nein, sie werden mich ganz nahe an den Pavillon herankommen lassen, mindestens bis ich auf dem freien Feld stehe. Zeppenfeld hasst mich seit Paris so sehr wie wohl niemanden sonst auf der Welt. Deshalb wird er seinen Triumph über mich auskosten wollen. Und das ist unsere Chance. Und jetzt kommt mit. Im Nebenzimmer steht ein Waffenschrank mit Musketen. Ihr werdet sie brauchen.«
    »Und was ist mit dir?«
    Der Beduine in der dunklen Mönchskutte lächelte. »Macht euch um mich keine Sorge. Ich weiß mich schon zu schützen. Zeppenfeld fühlt sich seiner Sache sehr sicher.« Er machte eine kleine Pause und fügte dann hinzu: »Aber schon so mancher ist als scharfe Lanzenspitze ausgezogen und als stumpfes Schermesser zurückgekommen!«
     

 
Wettlauf mit der Zeit
     
    Die Musketen in Vorhangstoff gewickelt, hasteten sie die Kellertreppe hinunter. Tobias nahm immer zwei Stufen auf einmal. Sein Degen schlug mit einem metallischen Scheppern gegen das Gestänge des Eisengeländers. Die Lampen in den hohen Gewölben unter
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