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Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Titel: Falkenhof 03 - Im Banne des Falken
Autoren: Rainer M. Schröder
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Sie daher, sich mit ihm in der Bibliothek zu treffen«, richtete der Diener die Botschaft mit höflicher Teilnahmslosigkeit aus. »Gleichzeitig bittet er Sie, sich getrennt und möglichst unauffällig ins Haus und zu ihm zu begeben.«
    »Getrennt und möglichst unauffällig?«, wiederholte Jana, innerlich alarmiert.
    »Ja, Miss. So hat man es mir aufgetragen.«
    »Und das ist alles?«, fragte Tobias.
    »Ja, Sir.«
    »Kannst du dir darauf einen Reim machen?«, fragte Tobias, als sich der Diener wieder entfernt hatte.
    »Nein, aber ich habe ein ungutes Gefühl … so als wollte uns jemand absichtlich trennen, weil er etwas im Schilde führt«, sagte sie misstrauisch.
    »Du meinst Zeppenfeld?«
    »Wer sonst?«
    Tobias schüttelte den Kopf. »Nein, diese Nachricht kommt ganz eindeutig von Sadik. Um uns das wissen zu lassen, hat er das mit dem See der Eitelkeiten in die Nachricht aufgenommen. Auch wenn Zeppenfeld unter den Gästen wäre, könnte er nicht wissen, dass wir erst vor ein paar Stunden von diesem See der Eitelkeiten erfahren haben. Zudem habe ich ja auch gesehen, dass es Sadik um Heimlichkeit ging. Ich verstehe zwar nicht, warum er will, dass wir getrennt und unauffällig zu ihm in die Bibliothek kommen, aber eine Falle von Zeppenfeld ist es ganz bestimmt nicht.«
    »Also, was tun wir?«
    Tobias zuckte mit den Achseln. »Ganz einfach: Genau das, worum er uns gebeten hat!«
     

 
Die geheime Botschaft
     
    Während Jana so tat, als würde sie ihre Aufmerksamkeit wieder den Akteuren auf der kleinen Bühne zuwenden, machte sich Tobias auf den Weg ins Haus. Dabei vermied er es jedoch, den Anschein von Zielstrebigkeit zu erwecken. Der junge spanische Edelmann schien unbeschwert und ziellos durch die Menge der feucht-fröhlichen Gäste zu schlendern. In Wirklichkeit hielt er Ausschau nach Lord Burlington, weil er hoffte, von ihm etwas über Sadiks merkwürdiges Verhalten zu erfahren. Er vermochte ihn jedoch nirgends zu entdecken, was bei der Zahl der Gäste und dem ausgelassenen Treiben nicht verwunderlich war.
    Er schloss sich einer Gruppe junger Männer an, die als Musketiere verkleidet und etwa in seinem Alter waren. Sie hatten dem Alkohol schon über Gebühr zugesprochen und strebten dem Haus entsprechend lärmend und schwankend zu. Sie wollten in den Kampf gegen die Rothäute ziehen, wie ihr Anführer, ein blonder Bursche mit einem kecken Federhut auf dem Kopf, immer wieder lauthals verkündete.
    Tobias stützte einen von ihnen, der immer wieder über seine eigenen Füße zu stolpern drohte. In der Halle überließ er ihn seinen Freunden.
    »Mir nach, meine furchtlosen Kameraden! Heute Nacht werden wir den Westen erobern!«, rief der Anführer, fuchtelte wild mit seinem Florett durch die Luft und brachte den Kristallleuchter über sich zum Klingen und Schwingen.
    »Das ist der falsche Weg! Der wilde Westen liegt im kühlen Osttrakt von Mulberry Hall!«, rief jemand und löste damit allgemeine Verwirrung aus.
    »Ob Osten oder Westen, ich schlage vor, dass wir uns erst einmal zur nächsten Tränke begeben und die Qualität des hiesigen Feuerwassers einer ausgiebigen Probe unterziehen!«, verlangte ein anderer mit schwerer Zunge.
    Tobias schüttelte den Kopf, und während er die Treppe ins erste Stockwerk hochlief, hoffte er inständig für Lord Burlington, dass seine Bediensteten im kleinen Esszimmer in der Lage waren, sich der Invasion dieser stark angeheiterten Musketiere zu erwehren, die sich in den tollkühnen Kampf mit Indianerpuppen zu stürzen gedachten, über ein Gerangel mit Livrierten jedoch wohl nicht hinauskommen würden.
    Auf dem Weg zum Herrenhaus hatte er seine Umgebung unauffällig beobachtet, doch ihm war nichts Verdächtiges aufgefallen. Auch jetzt, als er über die Teppiche des Flurs schritt, bemerkte er nichts, was den Verdacht einer lauernden Gefahr hätte wecken können. Er begegnete einem Diener, der ihm bekannt war, und zwei kichernden französischen Hofdamen, die nicht älter als Jana sein konnten und über die Scherze eines Paschas lachten, der in ihrer Mitte auf der Bank in einer der Fensternischen saß und ihr Vater hätte sein können. Keiner von ihnen schenkte ihm auch nur mehr als einen flüchtigen Blick.
    Nichts, wirklich gar nichts deutete daraufhin, dass irgendetwas Besorgniserregendes geschehen sein könnte. Mulberry Hall erlebte ein grandioses, lärmendes Kostümfest wie jedes Jahr. Nichts weiter. Also warum Sadiks Geheimnistuerei?
    Tobias öffnete die Tür zur Bibliothek und
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