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Falkengrund Nr. 32

Falkengrund Nr. 32

Titel: Falkengrund Nr. 32
Autoren: Martin Clauß
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geschlossen, wegen eines technischen Defekts, wie es hieß. An der Rückwand des Spukhauses fanden die drei Detektive einen gut versteckten Zugang, durch den sie krochen, nachdem sie wieder weitgehend Herr ihrer Sinne waren.
    „Ich verstehe nicht“, sagte Jaqueline. „Die Polizei muss das hier doch alles untersucht haben.“
    Über eine Leiter waren alle Stockwerke zu erreichen, und sie kletterten in eine Kammer, die neben der zweiten Etage verborgen war. Jetzt klaffte ein Loch in der Wand. Georg hatte an dieser Stelle den Bretterverschlag eingetreten. Wieder einmal hatte sein Beschützerinstinkt seine Persönlichkeit weggeschwemmt – als er Dorothea gelähmt vor Angst sah, musste er sie schützen und die Bedrohung auslöschen.
    In der Kammer gab es ein kompliziertes System von Rohren und Kabeln.
    „Was stellt das dar?“, fragte Jaqueline hart.
    „Die Heizungsanlage“, antwortete Preuß dumpf. Und dann fügte er mit noch leiserer Stimme hinzu: „Und noch etwas anderes, so konstruiert, dass es von der Heizung nicht zu unterscheiden ist … solange man es nicht auseinander nimmt. Hier! Diese Spulen und Aggregate hier. Die Mindmachine.“
    Georg runzelte die Stirn. „Die was?“
    „Eine Mindmachine“, dozierte Jaqueline, „ist ein Gerät, das im Gehirn bestimmte Wellenmuster erzeugen soll.“ Ihr Gesicht bekam einen faszinierten Ausdruck. „Das alles ist noch umstritten, aber unter Esoterik-Anhängern trotzdem ziemlich verbreitet. Über visuelle und akustische Reize wie flackerndes Licht und rhythmische Klänge soll das Gehirn dazu angeregt werden, die gewünschten Wellenformen zu produzieren. Das hat einen Einfluss auf den Bewusstseinszustand. Euch ist das Flackern doch auch aufgefallen, oder?“
    „Ein Theta-Wellen-Generator“, ergänzte Preuß. „Über zehn Jahre Entwicklungsarbeit. State of the Art, ein absolut taugliches Gerät. In dieser Qualität gibt es das kein zweites Mal auf diesem Planeten.“
    „Was sind Theta-Wellen?“, wollte Georg wissen. Dorothea war noch nicht fähig, sich in die Unterhaltung einzuschalten. Der Schock saß ihr noch in den Knochen.
    „Im Gegensatz zu den Alpha-, Beta-, Gamma- oder Delta-Wellen tauchen Theta-Wellen vor allem im Traumschlaf auf, außerdem unter Hypnose, bei starker kreativer Aktivität und vor allem bei Wachträumen.“ Horst Preuß gab die Erklärungen mit einer gewissen Gleichgültigkeit ab, wie ein Verbrecher, der einsah, dass man ihm auf die Schliche gekommen war und Leugnen keinen Sinn mehr machte. Vielleicht gierte er auch danach, endlich einmal jemandem davon zu erzählen. Den meisten Tüftlern und Erfindern erging es so.
    Jaqueline begann zu ahnen, worauf das alles hinauslief. „Ihnen ist es also gelungen, die Gehirne der Besucher über dieses Gerät so intensiv zur Produktion von Theta-Wellen anzuregen, dass sie in einen Geisteszustand versetzt wurden, in dem sie sozusagen tagträumten. Oder anders gesagt: Sie wurden empfänglicher für ihr eigenes Unterbewusstes. Die Realität wurde … dünner, die Schicht der Fantasien und Ängste schimmerte immer mehr durch. Deshalb reichten schon die winzigsten Anlässe aus, um bei den Menschen Irritation und das Gefühl einer namenlosen Bedrohung auszulösen. Im zweiten Stock war die Wirkung dann am stärksten, und man wurde von seinen inneren Ängsten geradezu überwältigt.“
    „So ist es. Es hat das Mansion zu etwas Einzigartigem gemacht.“
    Jaqueline schüttelte den Kopf. „Ich hätte das nicht für möglich gehalten.“
    „Ich verstehe trotzdem noch nicht“, wandte Georg ein. „Warum starben diese beiden Männer? Einer davon war nicht einmal hier, als er eine tödliche Vision hatte! Er hatte einige Kilometer zurückgelegt, bis zum Hauptbahnhof.“
    Nun schwieg Preuß und sah betreten zur Seite.
    „Es ist eine sehr starke Maschine“, meinte Jaqueline. „Nicht wahr? Für den täglichen Besucherverkehr fahren Sie nur einen Bruchteil ihrer höchsten Leistung. Die Leute sollen beunruhigt werden, aber nicht in Panik verfallen. Als Freiling, Kostlek und Meyer das Mansion of Fear betraten, drehten sie Ihren kleinen Liebling auf volle Stärke. Über die Monitore konnten sie die Position der drei Männer genauestens kontrollieren. Die Folge müssen dramatische Veränderungen in den Persönlichkeiten der drei gewesen sein. Das ging so weit, dass die Visionen noch anhielten, nachdem sie sich längst von der Maschine entfernt hatten.“
    Auch dazu wollte Preuß sich nicht äußern.
    Georg sagte:
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