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Falkengrund Nr. 32

Falkengrund Nr. 32

Titel: Falkengrund Nr. 32
Autoren: Martin Clauß
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der Attraktion und des ganzen Parks, und daran hing eine Menge Geld.
    „Wir sind einfach neugierig“, beeilte sich Jaqueline zu sagen, ehe Georg dem Mann noch auf die Nase binden konnte, dass sie als Detektive gekommen waren. „Was hier passiert ist, ist doch ziemlich spannend, oder? Wir wollten nur Ihre Meinung hören, bevor wir reingehen und uns eine Gänsehaut holen. Wenn es Ihnen Umstände macht, brauchen Sie natürlich nicht mit uns zu reden.“
    Der Mann seufzte. „Meinetwegen. Aufnahmen gibt es keine. Das hier“, er wies auf die winzigen Monitore, „ist nur eine Echtzeitüberwachung. Da wird nichts aufgenommen. Das soll jetzt geändert werden, aber ich schätze, es dauert noch ein paar Wochen, bis die neue Technik eingeführt wird.“
    „Wie sieht der Sandmann aus? Da läuft doch bestimmt jemand im Clownskostüm herum, oder?“
    „Nein“, lautete die knappe Antwort. „Das haben die feinen Herren aus der Pharmaindustrie sich eingebildet. Sie waren wohl ziemlich zugedröhnt mit Drogen. Übrigens: Woher wissen Sie überhaupt davon? Ich habe nicht mitbekommen, dass die Presse über die Aussagen dieser Burschen berichtete.“
    „Da muss wohl jemand beim Schwäbischen Tagblatt einen besonders guten Draht zur Polizei gehabt haben“, log Jaqueline. Diese Zeitung hatte der Mann mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht gelesen. „Die brachten nämlich alles haarklein.“
    „Soso“, machte er. Dann streckte er den dreien nacheinander die Hand entgegen. „Ich heiße Horst Preuß. Ich bin für die Technik hier zuständig. Davon gibt es allerdings nicht viel. Das meiste ist einfach das, was es ist, ohne Netz und doppelten Boden. Ein paar schaurige Ideen, ganz dezent, aber wirkungsvoll ausgeführt.“
    Die drei stellten sich ebenfalls vor. „Haben Sie das Mansion mit geplant?“, wollte Jaqueline wissen und setzte das schmachtendste Teenager-Lächeln auf, zu dem sie als Twen noch fähig war. Es konnte nicht schaden, wenn Preuß den Eindruck bekam, sie wären fasziniert von ihm und seiner Attraktion.
    „Auch, ja. Aber da waren noch andere beteiligt.“
    „Was ist das Gruseligste hinter diesen Wänden?“
    „Wahrscheinlich der zweite Stock. In der Dunkelheit hinter den zerfetzten Holzwänden kann man alles Mögliche sehen, wenn man eine ausgeprägte Fantasie hat – oder seltsame Substanzen in der Blutbahn.“
    „Ich glaube nicht, dass ich mich so leicht gruseln werde“, schaltete sich Georg ein. „So etwas ist doch leicht zu durchschauen.“
    „Täuschen Sie sich bloß nicht! Gehen Sie rein, und wir sprechen anschließend wieder darüber.“ Ein Lächeln hatte sich auf Horst Preuß’ faltiges, müdes Gesicht gelegt.
    Die drei nahmen die Herausforderung an. Vor dem Mansion hatte sich wieder eine lange Schlange gebildet. Zunächst gehorchten sie, als man sie beim Einlass darum bat, das Haus einzeln zu erkunden, doch mit ein paar Blicken vereinbarten sie, dass sie im zweiten Stock aufeinander warten würden.
    Dorothea bildete die Vorhut, Georg ging als zweiter, und Jaqueline spielte das Schlusslicht. Die drei sahen, was alle anderen Besucher sahen – merkwürdige Flecken auf Möbeln und Wänden, Schatten und Lichtreflexe, die sich nicht ganz so verhielten, wie man es erwartete, dazu weit entfernt Schreie und Geräusche, die kein bisschen aufgesetzt wirkten. Falls da wirklich ein Band ablief, dann handelte es sich wohl um den Mitschnitt einer echten Folterung. Erstaunlicherweise gelang es diesen zurückhaltenden Effekten, innerhalb weniger Minuten die Nerven zu zermürben. Es war ihnen, als herrsche in allen Räumlichkeiten ein kaum merkliches Flackern des Lichts, und es schien ein rhythmisches Grundgeräusch zu geben, knapp über der Hörschwelle. Wahrscheinlich war es nichts als der gewöhnliche Ton der Belüftungsanlage. Das Flackern mochte von einer nicht ganz ausreichenden Stromversorgung rühren.
    Dorothea erreichte die Treppe, die in den zweiten Stock führte. Zögernd stand sie eine Weile vor der ersten Stufe, bis ihr bewusst wurde, dass genau dort, wo jetzt ihre Fußsohlen den Boden berührten, vor wenigen Tagen der Leib des zu Tode gestürzten Freiling gelegen haben musste. Es gab sogar noch ein paar unvollständig weggewischte Kreidestriche. Absicht?
    Ihr Herz pochte heftiger. Stufe für Stufe erklomm sie die steile, schmale Holztreppe. Selbst als sie hinter sich Georgs kräftige Schritte zu hören glaubte, beruhigte sie das nicht. Der zweite Stock war tatsächlich ein Ort der Angst. Hinter den
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