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Fahr zur Hölle Mister B.

Fahr zur Hölle Mister B.

Titel: Fahr zur Hölle Mister B.
Autoren: Clive Barker
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ich, das wäre zu barmherzig. Ich behandle Sie so mit dem Messer, wie Sie meine Buchseiten mit Ihren gnadenlosen Augen. Vor und zurück, vor und zurück. Ob Schlagen, Stechen oder Lesen, die Bewegung ist stets die gleiche. Vor und zurück, vor und zurück.
    Wenn die Arbeit gut gemacht wird, quillt Leben heraus, richtig? Heißes, dampfendes Leben quillt heraus und fließt vor Ihren Füßen auf den Boden. Können Sie sich vorstellen, wie das aussieht, Leser? Als hätte ein unbeholfener Schöpfer ein Fass mit roter Tinte fallen lassen.
    Und niemand wird Ihretwegen aufschreien. Niemand auf den hellen Seiten – es ist immer Tag, wenn das Buch aufgeschlagen und immer Nacht, wenn es zugeklappt wird. Niemand wird verzweifelt flehen, wenn Sie nackt ausgezogen werden – nackt und voller Blut kommen Sie zur Welt, und nackt und voller Blut werden Sie sie wieder verlassen –, und ich werde den Anblick Ihrer Gänsehaut genießen, und des Entsetzens in Ihren Augen.
    Oh, mein geschätzter Leser, warum ließen Sie es so weit kommen, wo Sie doch so viele Gelegenheiten hatten, einfach ein Streichholz anzuzünden?
    Jetzt ernten Sie die Schnitte. Vor und zurück, über Ihren Bauch, Ihre Brust, über das Organ der Liebe; von hinten über Ihre Arschbacken, die ich aufschlitze, bis das gelbe Fett unter seinem eigenen Gewicht herausquillt und herunterhängt, und noch bevor das Blut an Ihren Schenkeln hinabgeflossen ist, schneide ich Ihnen die Achillessehnen durch, vor und zurück. Hölle, das wird wehtun! Und Sie werden schreien, Sie werden kreischen und schluchzen! Jedenfalls, bis ich wieder nach vorn komme und die Arbeit mit Ihrem Gesicht beende. Augen. Vor und zurück. Nase. Mit einem Hieb ab. Mund. Vor und zurück, bis er offen steht wie das Maul eines unglückseligen Schwachsinnigen, der versucht zu betteln.
    Wollen Sie das wirklich? Weil ein stinkendes, heimtückisches, herzloses Schwein wie Sie nichts anderes verdient als einen langen, qualvollen Tod. Und danach hastig unter die Erde, in der billigsten Holzkiste, die Ihre Liebsten finden können.
    Finden Sie, dass sich das gut anhört?
    Nicht? Höre ich da etwa Einwände?
    Na ja, falls es sich nicht gut anhört, sollten Sie vielleicht diese allerletzte Chance nutzen. Na los, packen Sie sie beim Schopf; jetzt ist sie da, die letzte, die allerletzte Chance, Ihrem Schicksal noch zu entrinnen. Es ist nicht unmöglich, nicht einmal für ein stinkendes, heimtückisches, herzloses Schwein. Sie müssen nur dafür sorgen, dass Ihre Augen nicht mehr vor und zurück wandern, dann sorge ich dafür, dass mein Messer es auch nicht tut.
    - - -
    Und?
    - - -
    Nein. Hatte ich auch nicht erwartet. Meine Worte über Messer und Augen berühren Sie nicht im Geringsten, oder? Ich könnte Sie beschwören und anflehen, bis mein Hals rau und wund ist, Sie würden nicht auf mich hören.
    Sie wollen nur, dass ich die verdammte Geschichte zu Ende erzähle, richtig? Als würde Ihr sinnloses Leben einen Sinn bekommen, wenn ich sie Ihnen erzähle.
    Lassen Sie sich gesagt sein: Dem ist nicht so. Aber, na gut, sei’s drum. Ich erzähle Ihnen den Rest, und dann können Sie den Preis bezahlen.
    Das vorletzte Feuer.
    Es hatte mich innerlich wie äußerlich gepackt, meine Haut, meine Muskeln, meine Knochen mitsamt ihrem Mark. Es besaß meine Erinnerungen und Gefühle. Meinen Atem und meine Ausscheidungen. Und es verwandelte alles in eine gemeinsame Sprache. Es war wie ein Juckreiz tief, tief in meinem Inneren. Ich hob die rechte Hand und sah, wie es vonstatten ging: Licht folgte den Schnörkeln meiner Fingerspitzen und in der Schicht darunter den komplexen Mustern meiner Adern und Nerven. Als würden in meinem Körper verborgene Karten eines geheimen Landes endlich sichtbar gemacht.
    Doch in dem Moment, als sie sie sah, löste die Kraft, die sie entdeckt hatte, sie wieder auf. Die Straßen dieser Karten wurden von der Landschaft meines Körpers getilgt, die Schnörkel gerade gezogen, das Netzwerk pulsierender Adern darunter zersetzt. Falls mein Körper tatsächlich ein Land war, und ich sein despotischer König, dann hatten mich die vereinten Kräfte von Himmel und Hölle soeben gestürzt.
    Schrie ich während dieser Vergewaltigung entrüstet auf? Ich versuchte es. Und wie ich es versuchte! Aber dieselben Verwandlungskräfte, die nun wirkten und meine Hände auflösten, rissen mir die Worte von den Lippen und verwandelten sie in Siegel grellen Feuers, die auf mein Gesicht fielen, das sich ebenfalls in Zeichen
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