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Fahr zur Hölle Mister B.

Fahr zur Hölle Mister B.

Titel: Fahr zur Hölle Mister B.
Autoren: Clive Barker
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Möglichkeit, ihm auszuweichen, selbst wenn meine Kräfte es erlaubt hätten. So wartete ich einfach ergeben auf den Tod, der nach dem Urteil über mich kam. Im selben Augenblick hörte ich jemanden rufen – wieder Johannes Gutenberg, dessen Stimme vor Wut ganz schrill klang, doch abermals schenkte ihm niemand Gehör.
    Ich konnte noch ein wenig denken, während die Flammen mich einhüllten.
    Habe ich nicht schon genug gelitten?
    Und jetzt stelle ich Ihnen dieselbe Frage.
    Habe ich nicht schon genug gelitten?
    Sehen Sie mich vor Ihrem geistigen Auge? Sie sehen mich, richtig? Von dämonischem und göttlichem Feuer umhüllt, tanzendes Hitzeflimmern, das durch meine Wunde eindrang, gnadenlos bis in meinen Hals und mein Gesicht vordrang und dabei mein Fleisch und Blut verwandelte.
    Und ich frage Sie abermals:
    Habe ich nicht schon genug gelitten?
    Bitte antworten Sie mit Ja. Im Namen alles Barmherzigen, sagen Sie mir, dass Sie endlich verstanden haben, wie schrecklich die Grausamkeiten waren, die mir angetan wurden, und dass ich es verdiene, davon befreit zu werden.
    Nein, sprechen Sie es nicht aus. Weshalb Energie für Worte vergeuden, die Sie besser nutzen sollten, um diesem verbrannten, zerschundenen und misshandelten Biest, das Sie in Händen halten, die verdiente Erlösung zu gewähren?
    - - -
    Verbrennen Sie dieses Buch.
    Wenn es die einzige barmherzige Tat Ihres ganzen Lebens wäre, so würde sie allein dennoch ausreichen, Ihnen die Pforte des Paradieses zu öffnen.
    Ich weiß, Sie wollen nicht darüber nachdenken. Kein lebendes Geschöpf redet gern über sein eigenes Ableben. Aber es wird kommen. Sie werden sterben, so sicher, wie die Nacht auf den Tag folgt. Und wenn Sie durch jenen grauen Ort wandern, der weder Himmel noch Hölle ist, so wenig wie irgendein Ort auf dieser Welt, die die Menschheit so gern für die ihre hält, und wenn ein Geist sich Ihnen in einer Robe aus Nebel und Sternenlicht nähert und aus dem kaum sichtbaren Gesicht mit einer Stimme zu Ihnen spricht, die klingt, als dringe der Wind durch ein zerbrochenes Fenster, und sagt:
    »Schau an. Hier haben wir eine Zwickmühle. Wenn es mit rechten Dingen zugeht, müsstest du hinab in die Hölle fahren, weil du dich mit einem Dämon namens Jakabok Botch eingelassen hast. Aber man sagte mir, dass es mildernde Umstände gibt, die ich gern in deinen Worten und aus deinem Mund hören würde.«
    Was werden Sie dann antworten?
    »Ach ja, ich besaß einmal ein Buch, das besessen war, habe es aber weitergegeben.«
    Damit verschaffen Sie sich keinen Eintritt ins Paradies. Und vergeuden Sie keine Zeit damit, zu lügen. Die wissen alles da oben, die Geister vor dem Tor. Die stellen Ihnen vielleicht Fragen, aber die Antworten darauf kennen sie bereits. Die wollen Sie sagen hören:
    »Ich hatte ein Buch, das von einem der abscheulichsten Dämonen in der Geschichte der Schöpfung besessen war, aber ich habe es verbrannt. Bis nur noch Flöckchen grauer Asche davon übrig waren. Und dann habe ich diese Ascheflöckchen zertreten, bis nur noch grauer Staub übrig blieb, den der Wind verwehte.«
    Damit würden Sie auf jeden Fall ins Paradies kommen.
    Ich schwöre es bei allem Heiligen und Unheiligen – denn sie sind zwei Seiten ein und desselben Geheimnisses: Gott und der Teufel, das Licht und die Dunkelheit, ein untrennbares Mysterium –, ich schwöre, das ist die Wahrheit.
    - - -
    Was?
    Das alles, und Sie wollen immer noch kein Feuer anzünden? Ich präsentiere Ihnen das Geheimnis aller Geheimnisse, und immer noch sitze ich in meinem kalten Gefängnis. Kalt. Genau wie Sie, Leser. Sie sind kalt bis ins Mark, wissen Sie das? Ich hasse Sie. Abermals fehlen mir die Worte. Hier sitze ich mit meinem Hass und verfüge nicht über die Mittel, meiner Wut und Abscheu Ausdruck zu verleihen. Zu sagen, dass Sie Exkrement sind, hieße, das Produkt meiner Eingeweide zu beleidigen.
    Ich dachte, ich hätte Ihnen etwas über das Wirken des Bösen beigebracht, sehe jetzt aber ein, dass Sie gar keinen Unterricht von mir brauchen. Sie kennen das Böse und verkörpern es selbst nur allzu gut. Sie stehen ungerührt daneben, während andere leiden. Sie sind in der Menge, wenn jemand gelyncht wird. Sie sind das Gesicht in der Zuschauermenge, an das sich die Leute vage erinnern, wenn eine arme Seele nach einem Urteil hingerichtet wird.
    Ich werde Sie töten. Das ist Ihnen doch klar, oder nicht? Ich wollte es schnell machen, mit einem raschen Schnitt von einem Ohr zum anderen. Jetzt weiß
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