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Fächergrün

Fächergrün

Titel: Fächergrün
Autoren: B Leix
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und hatte gefunden, was er suchte.
    In der rechten Hand den Koffer, in der linken eine Kabeltrommel, stolperte er wieder die Treppe hinunter, drehte an allen Lichtschaltern, fand unter einem Deckel mehrere Steckdosen, rollte das Kabel durch den halben Raum bis zur Erhöhung, schaffte es beim dritten Versuch, einen Spitzmeißel in der Aufnahme zu befestigen, hielt den schweren Bohrhammer wie eine Maschinenpistole und legte los.
    Nachdem ein zweiter Splitter im Auge gelandet war, holte er von oben noch eine Schutzbrille, dazu Handschuhe und Ohrenstöpsel, danach konnte ihn nichts mehr aufhalten. Brocken für Brocken spitzte er aus dem massiven Beton. Stück für Stück drang er in das Innere. Nach einer halben Stunde hatte er bereits einen Krater von 30 Zentimetern Tiefe geschaffen. Erschöpft hielt er ein. Durfte er das überhaupt? Ohne richterlichen Beschluss? Im fremden Keller den Betonboden zerstören?
    Was, wenn er nichts fand? Er drängte den Gedanken zur Seite und schnappte sich abermals die Hilti, setzte an … und brach durch.
    Ein Hohlraum! Der Meißel steckte in einem Hohlraum. Vorsichtig zog er das Gerät zurück und versuchte, durch das Loch zu spähen. Nichts zu erkennen, nur schwarz, dunkel, Loch. Loch und … Er zog die Nase hoch, ein merkwürdiger Geruch.
    Mit Vorsicht setzte er den Bohrhammer wieder an und erweiterte die Öffnung, dann riss er die Augen auf, taumelte zurück und ließ die Maschine fallen. Ein entsetzlicher Gestank breitete sich aus.

14
    »Wie bitte? Zum dritten Mal in diesen Schuppen?«, empörte sich Ludwig Willms am Telefon. »Oskar, du hast sie wohl nicht mehr alle … Was? Du mit dem Bohrhammer? … Es stinkt?«
    Willms überlegte drei Sekunden lang. Das konnte nur eines bedeuten. »Oskar, geh an die Luft. Wir kommen sofort.«
     
    Als Nächstes wählte Lindt die Nummer von Paul Wellmann: »Wo seid ihr? … Im ICE kurz hinter Freiburg? … Bring sie wieder her. Im Keller stinkt’s.«
     
    Keine Viertelstunde später wimmelte der Hof von allem, was die Karlsruher Kriminaltechnik zu bieten hatte. Eine ganze Horde von Männern in weißen Overalls bevölkerte das Anwesen, besonders aber den ausladenden Keller.
    Ludwig Willms selbst nahm den Maiwald’schen Bohrhammer und vergrößerte das von Oskar Lindt gemeißelte Loch. Nach zehn Minuten hatte er einen halben Quadratmeter freigelegt, danach musste er aufgeben und an die Luft. Seine einfache Atemmaske reichte nicht mehr aus. Zu bestialisch war der Gestank, der sich im grünen Eiskeller ausbreitete. Der Ellbogen und Teile von Ober- und Unterarm waren bereits deutlich zu sehen.
    Ein Gerätewagen der Feuerwehr mit großen Ventilatoren zur Raumbelüftung wurde angefordert und Willms’ Männer entfernten mit Hilfe des elektrischen Krans die sechs dicken Stahlplatten aus der Deckenöffnung, um einen direkten Luftabzug nach oben zu ermöglichen.
    Trotzdem konnte erst weitergearbeitet werden, nachdem für die Techniker mehrere Pressluftmasken der Feuerwehr bereitgestellt worden waren.
     
    Die Aktion weitete sich zu ungeahnter Größe aus. Je länger die Kriminaltechniker in dem Schuppenkeller arbeiteten, desto mehr Hochrangige tauchten auf.
    Nachdem der erste einbetonierte Tote freigelegt war, kamen KO-Bauer, Staatsanwalt Conradi und die diensthabende Gerichtsmedizinerin. Nach der dritten Betonleiche rollten der Pressesprecher und der Leiter der Kriminalpolizei an, und nach weiteren zwei bestens konservierten Toten kam sogar die Polizeipräsidentin mit zwei LKA-Ermittlern im Schlepptau. Drei Professoren für Rechtsmedizin aus Heidelberg, Freiburg und Tübingen trafen gleich danach ein. ›Faulleichenkonservierung‹ war das meistgesprochene Wort in den langen Stunden der Kellerarbeit.
    Auf der gesamten Fläche des hochgelegten Kellerbodens arbeiteten die Teams wie bei einer archäologischen Ausgrabung. Spezialisten mit Georadargeräten waren eiligst herbeigeordert worden, um zuerst alles abzuscannen. Mit weißer Kreide wurden die Umrisse der darunterliegenden Körper auf die grüne Bodenfarbe gezeichnet.
    Anschließend rückte eine Spezialfirma für Betontrenntechnik an. Große Sägen mit diamantbesetzten Blättern kamen zum Einsatz, um tief gehende Linien in den Boden zu schneiden.
    Zu guter Letzt schlug die Stunde der Presslufthämmer. Bis zu einem halben Meter dicke Betonschichten mussten weggespitzt werden, um an die Toten zu kommen. Beschädigungen der Leichen waren dabei fast nicht zu vermeiden. Trotz äußerster Vorsicht
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