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Fado Alexandrino

Fado Alexandrino

Titel: Fado Alexandrino
Autoren: António Lobo Antunes
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kluge Sätze mit dem Kugelschreiber an den Rand. Die Leute hinter dem Oberstleutnant protestierten
    (– Als würde ein unförmiges Tier, klärte er mich auf, eine Art Saurier, mir was in den Nacken flüstern)
    Senhor Mendes sah ihn sehr ernst an, verzog den feierlichen Mund, öffnete ihn, um eine Rede zu beginnen, schloß ihn wieder, öffnete ihn, schloß ihn, befahl schließlich dem Diabetiker, Machen Sie dem Herrn Offizier die Tür da auf, damit wir uns ungestört unterhalten können. Da hatte ich es jedoch begriffen und
machte mich, ohne sie eines Blickes zu würdigen, auf den Weg zum Ausgang, merkte, daß sie mich krächzend aus der Ferne riefen, Seien Sie so gut seien Sie so gut seien Sie so gut, wie die Vögel in der Tagundnachtgleiche der Strände, ich erreichte den Garten über eine enge Treppe am Ende des Gebäudes, wo ein Bauer im Blaumann liebevoll die Beete goß, und ich trottete leer (erzählte er mir, die Ellenbogen auf dem Tischtuch, während er sich, das Abendessen vergessend, eine Zigarette anzündete), ohne Bangigkeit, ohne Trauer, ohne Schmerz, ohne irgend etwas, vollkommen hohl an den verbrauchten Wänden entlang zum schwarzen Volkswagen der Kaserne, vermied es, über den Schlauch zu stolpern, sprang über die ohnmächtigen Pflanzen und die geometrischen Umrandungen des Rasens, begegnete Kranken und Besuchern und Krankenschwestern und Ärzten und allen, die, der Teufel soll sie holen, hereinkamen und hinausgingen, ich umrundete die warmen Rücken der geparkten Autos, öffnete die Tür und setzte mich auf den Rücksitz, sah die fragenden, augenblicklich wachen Pupillen des Fahrers, der im Rechteck des Spiegels am Steuer geschlummert hatte, Fahr nach Anjos, und setz die Mütze gerade auf, befahl ich, bist du Soldat oder Lude?, er kaute während der ganzen Fahrt auf dem Filter seiner Zigarette, die er nicht ansteckte, starrte wie ein ausgestopftes Käuzchen oder eine Wachspuppe auf die Häuser, die Straßen, die Gassen, die Gäßchen, die kleinen Plätze, leer (beschrieb er mir), immer leer, zeigte dem Blonden das Gebäude, lehnte ab, daß man ihm den Koffer und den Sack hineintrug, fuhr hinauf, ohne einen einzigen Blick in den von Kratzern blinden Spiegel des Fahrstuhls zu werfen, der Körper des Schwarzen entspannte sich schließlich, die Kinnlade öffnete sich schief in einer merkwürdigen Grimasse, die Hand wies mit der Handfläche nach oben auf die schütteren Wipfel der Bäume, Ich habe ihn getötet, Ich habe sie getötet, der Pulvergeruch biß in seiner Nase, Ich habe sie mit meinen quasi nicht vorhandenen Nachrichten getötet, meinem Desinteresse, meiner Kälte, niemand erwartete ihn auf der Diele, und die übertriebene Ordnung
beunruhigte ihn, er zog am Riemen des Rolladens im Wohnzimmer und stieß auf sein eigenes Bild in Uniform auf einem niedrigen Tischchen, Aschenbecher ohne Kippen, den Fernseher, Bücher, Wer hat das alles saubergemacht?, er ging ins Schlafzimmer, wo das Bett mit einer Häkeldecke darauf fast die gesamte Auslegeware einnahm, er machte die Nachttischlampe auf seiner Seite an, und die Wände leuchteten in konzentrischen Lichtkreisen, Ich habe Angst, am Knauf der Schranktür zu drehen und auf deine Kleider zu treffen, deine Schuhe, deine an einer Stoffbahn hängenden Gürtel, er zog sich langsam aus, ließ die Jacke, die Hose, das Hemd auf den Fußboden um ihn herum fallen, Begrabt ihn außerhalb des Stacheldrahts, befahl er dem Oberfeldwebel, der herbeigeeilt kam, und während er sich seiner Strümpfe entledigte, fing der Schwarze wieder an, mit endloser Langsamkeit, in sich gedreht wie die Kühlschlange eines Destillierkolbens, zusammenzusinken, der Knall des Schusses hallte ihm ständig in den Ohren wider, er bewegte den Hebel der Dusche zur Seite, und der Glasstrahl des Wassers verformte das Bild der Bahre, die sich schnell in Richtung der Schützengräben entfernte, voran die kleine dienstbeflissene Gestalt des Oberfeldwebels, Grabt schnell ein Loch, steckt ihn da rein, macht in Gottes Namen bloß schnell, er kam tropfend aus dem Bad, suchte blind nach dem Handtuch, Warum zum Teufel habe ich dich nicht zu mir geholt, habe ich nicht einen ruhigen Ort in der nächsten kleinen Stadt für dich gefunden, um dich in meiner Freizeit zu besuchen, wir hätten zusammensein, reden, uns lieben können, ich hätte deine Zunge fühlen können, wie sie mir im Taumel des Orgasmus das Brusthaar leckt, den ausgestreckten Körper, der wie ein Bogen gespannt ist, um ganz und gar die
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