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Fado Alexandrino

Fado Alexandrino

Titel: Fado Alexandrino
Autoren: António Lobo Antunes
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General, warnte Hauptmann Mendes, die Hände in den Taschen, während er im Staub des Lagerhauses auf und ab ging, würde ich mir ein Zimmerchen in der Provinz mieten, wo niemand mich bemerkt, wo mich niemand vermuten würde: wer uns um zigtausend Escudos prellt, wird das am Ende auf die eine oder andere Art bezahlen müssen.
    Fünf nach fünf, dachte der Leutnant, indem er beunruhigt auf die Uhr schaute, ich müßte jetzt schon zu Hause ankommen, ich müßte mich schon hinunterbeugen, um die Zwergin zu küssen, müßte ihr schon mit gerührten Fingern durchs Haar streichen, die Seiten der Zeitung eine nach der anderen umknicken, vor ehelicher Zufriedenheit seufzend die Möbel ringsum, die Deckchen, die Nippes, die Fotos in den Silberrahmen betrachten, mich zwangsweise glücklich fühlen, sagen, Ich liebe dich, doch er fand den verdammten Wagen nicht, doch er hatte wie üblich den Block, den Bürgersteig, den genauen Platz des Nummernschildes vergessen, und so lief er aufs Geratewohl herum, schaute sich bang die parkenden Autos an, ein leichter Angstschweiß näßte ihm die Haare an der Stirn, seine Eingeweide protestierten, und ein starker Drang zu urinieren verhärtete ihm die Beine, machte ihm die Kniegelenke steif, Inês, an der die Öle herunterliefen, liebkoste nun langsam mit Nase und Kinn das Haardreieck der Freundin, knabberte winselnd an ihren Lenden, dem Bauchnabel, der Wurzel der Schenkel, ein verkrüppelter Losverkäufer verfolgte den Leutnant ein paar Meter weit mit klebriger Fliegenbeharrlichkeit, er sah einen Kühlergrill, einen Scheinwerfer, einen grünen Kotflügel, Das ist er, und es war weder dieser da noch der danach, weder der andere noch der nächste, fünf Uhr zwanzig,
fünf Uhr einundzwanzig, fünf Uhr dreiundzwanzig, fünf Uhr siebenundzwanzig, die Zwergin müßte jetzt, ein Pflaster im Nacken, auf den Küchenwecker schauen und ebenfalls die Minuten zählen, zittern, zornig werden, wütend werden, mit einem schweren Gegenstand in der Hand zur Diele kullern, Sind Sie immer noch da? brüllte überrascht Hauptmann Mendes, haben Sie noch nicht genug gesunden Menschenverstand aufbringen können, um sich in Bewegung zu setzen?, Es dauert nicht lange, dann ist Abend, dachte der Oberstleutnant, eine kühle Brise trabte dicht über dem Gras, die Flut stieg wie eine einatmende Brust, die Umrisse des Wasserflugzeugs hoben sich jetzt sehr viel deutlicher gegen die Farbe von aufgewühltem Schlamm des Wassers ab, in den Häusern des Slums brannten schon Lichter, Feuer, Gerenne von heimkehrenden Hühnern und Hunden, Halb sechs, sagte sich der Leutnant, die Zwergin erwartete ihn hinter der Tür wie eine Bulldogge, in der Faust eine Flasche, wieder der Losverkäufer und seine elenden Kleider, sein ständiges Schniefen, seine Papierstreifen, sein nicht enden wollendes Säufergegreine, der Oberstleutnant ging den rutschigen Hang zur Straße hinunter, stolperte über die Steine, ein unsichtbarer Hund heulte, die Wolkenrollen, die schräg den Himmel durchquert hatten, verblaßten, Fünf Uhr vierzig, und es ist nun nicht mehr nur die Blase, sondern auch der Darm, stellte der Leutnant fest, wenn ich mein Auto nicht finde, setze ich mich an den Rinnstein und mach mir in die Hose, Adelaide bringt mich um, Herr Hauptmann, die gibt mir einen mit der kleinen Bronzestatue zwischen die Hörner, zig, Hunderte, Tausende parkende Autos umzingelten ihn, engten ihn ein, umringten ihn, umschlossen ihn, wartende Autos mit leeren Sitzen, spöttisch, vage, sarkastisch, etwas Flüssiges entwich seinem Pimmel oder seinem Anus, er lehnte sich mit der Handfläche an einen Baum, Ich werde mich übergeben, ein Typ mit Zigarette im Mund und Ziehharmonikahosen, den ein Polizist in Uniform begleitete, half ihm mit kleinen Klapsen auf den Rücken beim Erbrechen, ein Lieferwagen mit einem Licht auf dem Dach wartete,
die Räder am Bürgersteig, gelassen auf sie, der Oberstleutnant (Wie schnell es dunkel wird, verdammt) machte einen lächerlichen kleinen Satz zur Seite, um einer Schlammpfütze auszuweichen, und der Schlag des älteren Rhinozerosses traf ihn direkt im Gesicht (Steigen Sie ein, steigen Sie ein, forderte ihn der mit der Zigarette auf), und im Fallen bemerkte er, wie das Wasserflugzeug von Cabo Ruivo aufflog wie ein erschöpfter Erzengel, mühsam die hohlen Stufen des Abends in Richtung Meer erklomm.

Die Originalausgabe erschien 1983
    unter dem Titel Fado Alexandrino
    bei Publicações Dom Quixote, Lissabon.
     
    Die
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