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Fabelheim: Roman (German Edition)

Fabelheim: Roman (German Edition)

Titel: Fabelheim: Roman (German Edition)
Autoren: Brandon Mull
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man, wenn Menschen starben, einen Präparator engagieren sollte, der sie für einen letzten Auftritt zurechtmachte? Sie hätte die beiden lieber lebend in Erinnerung behalten als in dieser grotesken Zurschaustellung im Sonntagsstaat. Die Larsens waren ihre Großeltern, ein Teil ihres Lebens. Sie hatten oft die Ferien miteinander verbracht.
    Kendra konnte sich kaum daran erinnern, Zeit mit Oma und Opa Sørensen verbracht zu haben. Etwa gleichzeitig mit der Heirat ihrer Eltern hatten sie einen Besitz in Connecticut geerbt. Die Sørensens hatten sie nie dorthin zu Besuch eingeladen, und nur selten waren sie selbst nach Rochester gekommen. Wenn sie kamen, dann für gewöhnlich einzeln, nur zweimal waren sie zusammen da gewesen. Die Setrensens waren nett, aber ihre Besuche waren zu selten und zu kurz gewesen für eine echte Bindung. Kendra wusste, dass Oma an irgendeinem College Geschichte unterrichtet hatte und dass Opa viel herumgekommen war und ein kleines Importgeschäft betrieb. Das war so ziemlich alles.
    Alle waren überrascht, als Opa Sørensen bei der Beerdigung auftauchte. Seit sie das letzte Mal einer der Sørensens besucht hatte, waren achtzehn Monate vergangen. Opa hatte seine Frau entschuldigt, die nicht zu der Beerdigung kommen konnte, weil sie sich krank fühlte. Es schien immer irgendeine Ausrede zu geben. Manchmal fragte sich Kendra, ob sie vielleicht heimlich geschieden waren.
    Als die Totenwache ihrem Ende entgegenging, hatte Kendra mit angehört, wie Mom Opa Sørensen zu beschwatzen versuchte, auf die Kinder aufzupassen. Sie standen in einem Flur, und gleich um die Ecke war der
Raum mit den offenen Särgen. Kendra trat auf den Flur und hörte sie reden, da blieb sie stehen und lauschte.
    »Warum können sie nicht bei Marci bleiben?« zu
    »Normalerweise würden wir es ja so machen, aber Marci kommt mit auf die Kreuzfahrt.«
    Kendra spähte um die Ecke. Opa Sørensen trug eine Fliege und ein braunes Jackett mit Flicken auf den Ellbogen.
    »Wohin gehen denn Marcis Kinder?«
    »Zu ihren Schwiegereltern.«
    »Was ist mit einem Babysitter?«
    »Zweieinhalb Wochen sind eine lange Zeit für einen Babysitter. Hattest du nicht einmal erwähnt, dass du sie zu dir einzuladen wolltest?«
    »Ja, ich erinnere mich daran. Aber muss es denn Ende Juni sein? Warum nicht Juli?«
    »Die Kreuzfahrt liegt zeitlich nun mal so. Außerdem, welchen Unterschied würde das machen?«
    »Um diese Zeit haben wir immer besonders viel zu tun. Ich weiß nicht, Kate. Ich bin aus der Übung, was Kinder betrifft.«
    »Stan, ich bin nicht scharf auf diese Kreuzfahrt. Sie war meinen Eltern wichtig, deshalb fahren wir. Ich will dich nicht unter Druck setzen.« Mom klang so, als wäre sie den Tränen nahe.
    Opa Serensen seufzte. »Ich nehme an, wir könnten einen Platz finden, wo wir sie einschließen können.«
    An diesem Punkt hatte Kendra genug gehört, und seither hatte sie sich im Stillen vor dem Besuch bei Opa Sørensen gefürchtet.
    Nachdem sie die Stadt hinter sich gelassen hatten, erklomm der SUV eine steile Anhöhe. Dann führte die Straße um einen See herum und verlor sich zwischen
niedrigen, bewaldeten Hügeln. Ab und zu kamen sie an einem Briefkasten vorbei. Manchmal konnte man ein Haus durch die Bäume sehen, manchmal auch nur eine lange Einfahrt.
    Sie bogen in eine schmalere Straße ab und fuhren weiter. Kendra beugte sich vor und überprüfte den Benzinstand. »Dad, unser Tank zeigt nur noch ein Viertel voll an«, bemerkte sie.
    »Wir sind fast da. Wir tanken, nachdem wir euch abgesetzt haben.« zu
    »Können wir nicht mit auf die Kreuzfahrt?«, fragte Seth. »Wir würden uns in den Rettungsbooten verstecken. Ihr könntet uns heimlich Essen bringen.« zu
    »Ihr werdet bei Oma und Opa Sørensen viel mehr Spaß haben«, sagte Mom. »Wartet’s nur ab. Gebt den beiden eine Chance.«
    »Da wären wir«, sagte Dad.
    Sie bogen von der Straße ab in eine Schottereinfahrt. Kendra konnte keine Spur von einem Haus entdecken, nur die Einfahrt, die sich nach einer Biegung zwischen den Bäumen verlor.
    Kies knirschte unter den Reifen, und sie kamen an mehreren Schildern vorbei, die klarstellten, dass sie sich auf Privatbesitz befanden. Andere Schilder dienten offensichtlich dazu, Eindringlinge abzuschrecken. Sie kamen zu einem niedrigen Metalltor. Es stand offen, man konnte es jedoch schließen, um die Zufahrt zu versperren.
    »Das ist ja die längste Einfahrt der Welt!«, jammerte Seth.
    Je weiter sie fuhren, desto ungewöhnlicher
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