Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Expedition Mikro

Expedition Mikro

Titel: Expedition Mikro
Autoren: Alexander Kröger
Vom Netzwerk:
»Hab ich es euch schon gesagt? Auf der ›Ozean I‹ befand sich Gelas Freund…«
    Sie waren etwa sechs Stunden auf der Suche nach der »Ozean I« gewesen. Als sie die Front des Stromes wieder erreicht hatten, oder besser, den Ort, an dem sie sich befunden hatte, stand Chris’ Helikopterflotte wohlgeordnet auf dem Plastestück, zum Zeichen, daß es offenbar nichts mehr zu tun gab.
    Hal landete den Gleiter unmittelbar vor der gut sichtbaren Linie, die vor kurzem noch die Front war. Oberflächlich betrachtet hatte sich nichts verändert. Beim genaueren Hinsehen gewahrte man die Ruhe am Boden. Dort rieselte nichts mehr, brach kein Gras, verrauchte nichts. Es gab keine Front mehr.
    Das Angreiferheer war vernichtet.
    Hal traf eine begeisterte Res. Sie saß grätschbeinig im Gras und sortierte mit Eifer Filme, dazu sprach sie in ihren Recorder. Als Hal zu ihr trat, sah sie kurz auf und sagte unvermittelt:
    »Jetzt soll noch einer kommen! Dagegen«, sie klopfte auf das Material, »gegen dieses ist kein Kraut gewachsen!«
    Hal beriet sich mit Chris. Dann zogen sie Res’ Leitungskollektiv hinzu, das – mit Ausnahme von Marc – ratlos das Ergebnis zur Kenntnis nahm. Nur noch Marc wußte inzwischen, daß hier die Kleinen in Aktion gewesen waren. Und Hal betrachtete es nicht als seine Aufgabe, Aufklärung zu geben. Er vermittelte Chris’ Vorstellungen weiter, wie die Genträger einzusammeln beziehungsweise zu vernichten waren, wobei den Großen im wesentlichen nur die Absicherung der Aktion zufiel.
    Die Mitglieder des Kollektivs schienen so beeindruckt zu sein, daß sie nicht nur akzeptierten, was Hal vorschlug, sondern auch begeistert zusagten, daß alles minutiös ausgeführt werden würde. Hal wurde es peinlich, hier so unfair eingegriffen zu haben und scheinbar Verdienste und Mühen mit einem Handstreich hinwegzufegen. Das konnte den Eindruck eigenen Versagens hinterlassen. Er nahm sich erneut vor, so bald als möglich mit Gwen diese Angelegenheit zufriedenstellend zu klären.
    Obwohl Hal darauf brannte, schnellstens zu den Leewards zurückzukehren, akzeptierte er Chris’ Wunsch, die Gen-Aktion selbst zu leiten. Auch Res wäre ihm sicher gram gewesen, hätte er auf einen sofortigen Aufbruch bestanden.
    Nach all dem Trubel der letzten Zeit schienen Hal ein paar Stunden der Entspannung nicht das verkehrteste zu sein, und er beschloß, sich in Nouakchott, der geretteten Stadt, gründlich umzutun. Er bedauerte ein wenig, daß Djamila nicht dabeisein konnte, dann nahm er sich, nach einer genauen Verabredung mit Res und Chris, ein Zimmer.
    Am Abend sollte es ein Fest anläßlich der Abwendung der Gefahr geben. Es versprach afrikanisches Temperament, ausgelassene Fröhlichkeit.
    Hal wollte sich bewußt davon einfangen lassen, mitmachen, abschalten.
    Er pfiff auf ernste Gedanken, die im Unterbewußtsein zu einer Entscheidung drängten. Er wußte, daß er ihr nicht aus dem Weg gehen konnte. Aber nicht ausgerechnet heute sich ihr stellen, meinte er. Ein wenig wurde ihm unwohl, als er an die Kollegen im Kombinat dachte, die sich weiter mit den Katalysatoren plagten, bereits beeinflußt von seiner Idee und deshalb im Streit mit Royl. Wenn er sich aber vorstellte, die Tätigkeit bei Gwen aufzugeben… Er nahm sich vor, in Ruhe mit Gwen und Djamila darüber zu sprechen, und verscheuchte diese Gedanken endgültig.
    Hal überreichte fröhlich all seine Kleidungsstücke dem Automaten, stürzte sich mit Wohlbehagen in den Kosmetiktrakt, wählte danach sorgfältig eine neue Kleidung, gestand sich ein, daß sie ein wenig versnobt war, und begab sich in ein Manuell-Restaurant. Er suchte pedantisch die Zutaten zusammen, garte sie und gönnte sich ein Schlemmermenü.
    Als er das Restaurant verließ, lief er geradewegs einer hüpfenden Kette ausgelassener afrikanischer Schönheiten in den Weg. Sie behängten ihn mit Bändern, machten aus ihm ein Glied ihrer Kette und zogen ihn mit sich fort.
    So eine konstruktive Serie von Zusammenkünften hätte sie noch nicht erlebt, meinte Djamila. Hal verzichtete auf die Aufzeichnungen und ließ sich von ihr berichten.
    »Du sollst übrigens in dem Forschungskomplex bei Res mitwirken,« sagte sie obenhin. »Anwendung der Errungenschaften der Kleinen in der Makrowelt.«
    »Hm«, brummte Hal, und er war es zufrieden. Es war da möglicherweise beides drin: Die Fortsetzung der betrieblichen Arbeit und der Kontakt mit der Miniwelt. »Und was wird mit dir?« fragte er Djamila.
    »Ich soll zunächst eine Weile
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher