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Expedition Mikro

Expedition Mikro

Titel: Expedition Mikro
Autoren: Alexander Kröger
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Fundamente zerfressen, die Häuser zum Absacken gebracht.
    Viele Gebäude konnten gerettet werden. Neue eingepreßte Grundfesten trugen sie. Zwar pulsierte das Leben noch nicht so wie früher. Eine Frage der Zeit…
    »Hier wird es schwer für uns«, bemerkte Chris. »Hier werden wir auch die Genträger vernichten müssen…«
    Hinter der Stadt zog sich die Stromspur wieder zusammen.
    Sie zeigte sich breiter als vorher, ausgefranst an den Rändern.
    Unausgereifte Eindämmungsmethoden, Experimente hatten diesen Abschnitt gekennzeichnet.
    Dann begann endgültig die Wüste. Chris Noloc wurde immer einsilbiger. Hal hatte alle Hände voll zu tun, um auf der Trasse zu bleiben. Kein Band zeigte sich unten, allenfalls eine Inselkette, mitunter mehrere Kilometer breit. Hier hatte sie noch niemand bemerkt, sie hatten sich nach dem Nahrungsangebot ausgebreitet – bis sie auf das verlassene Camp und die Betonstraße, die nach Boutilimit führt, trafen.
    Hal flog immer langsamer und tiefer, und trotzdem hatte er die Spur bald aus den Augen verloren. Im Grunde flog er nur noch nach den Weisungen von Chris Noloc und Karl Nilpach.
    Dann fragte er: »Wie findet ihr sie immer noch?«
    »Die Genträger sind geimpft – radioaktiv. Und außerdem fehlt dort, wo sie langgegangen sind, Aluminiumoxid im Boden«, erläuterte Karl Nilpach.
    »An meinem Zähler merke ich nichts«, sagte Hal und konnte sich vorstellen, wie beide lächelten. Sie antworteten nicht. Was sollten sie auch.
    Aber dann wurde es auch für die Kleinen schwieriger. Sie überflogen ein Dünengebiet. Unten zog feiner Flugsand in stetem Gleiten dahin – soweit das Auge reichte. Es flirrte.
    Außer den typischen Windschummerungen zeigte sich nichts.
    Hal bekam immer häufiger Weisungen, tiefer und langsamer zu fliegen. Schon längst ging es nicht mehr geradeaus. Sie flogen im Zickzack, manchmal auch eine Strecke zurück.
    Dann kam die Bitte zur Landung, inmitten des Dünengebietes. Aber sie wollten lediglich, daß er den Transopter außerhalb des Gleiters anbringe. Die Wandung verschlucke zuviel von der Strahlung. Eine heiße Welle schlug Hal entgegen. Schwitzend erfüllte er den Wunsch.
    Tatsächlich ging es nach dem Umzug eine Weile flott weiter, aber dann begann es wieder. Bald hatte Hal den Eindruck, die Spur sei endgültig verloren. Doch die beiden ließen ihn landen und flogen mit dem eigenen Hubschrauber weiter. Von Zeit zu Zeit holten sie Hal per Funk nach. Es wurde eintönig für ihn.
    Er zweifelte, daß sie jemals Erfolg haben würden, daß sie den Ursprung des Stroms und damit eine Spur der »Ozean I« fänden. Aus Langeweile befaßte er sich, da er immer seltener nachgerufen wurde, mit dem Kursschreiber und stellte fest, daß in geringer Entfernung von seinem Standort die Transtrarza, die moderne Plastbelagstraße, die Nouakchott über Aleg mit Moudjeria im Inneren des Landes verband, vorbeiführte.
    Beim nächsten Start sah Hal sie. Ein endlos scheinendes Band, mäßig befahren, in sanfte Bögen gelegt.
    Hal wurde neben das ausgebrannte Wrack eines Großtankwagens gerufen. Um dieses Wrack kreiste Chris’ Minischrauber.
    Niemand konnte sagen, wie die »Ozean I« in den Tanker gekommen war. Fest stand lediglich, daß sie ursprünglich an der Küste landete. Hatte sie der Begleiter des Tankers aufgehoben und als merkwürdiges Spielzeug mitgenommen? Warum war der Brand ausgebrochen? Ein ungewöhnliches Ereignis bei leitbandgesteuerten Großfahrzeugen, aber, wie es das Wrack bewies, trotzdem geschehen. Hatten vielleicht sogar die Teilnehmer der Expedition den Brand verschuldet, vielleicht bei einem Versuch, sich aus einer mißlichen Lage zu befreien?
    Die Explosion mußte zum augenblicklichen Tod der Menschen, der kleinen und großen, geführt haben. So wurden wohl auch die Organismen frei.
    Von der »Ozean I« war eine leere, ausgeglühte, durchlöcherte Metallhülse geblieben, überzogen von Asche und geschmolzenen Plasten des Tankers.
    Der Flug in die Wüste brachte eine schmerzhafte Gewißheit für die Kleinen. Während sie zurückflogen, blieben Chris und Karl wortkarg, Hal – obwohl viele Fragen drängten – respektierte das.
    Als sie schon fast den Organismenstrom erreicht hatten, hörte Hal Karl Nilpach sagen: »Es ist gut, daß Gela nicht dabei war. Es hätte alles aufgefrischt. Wie ich sie kenne, hatte sie lange mit dem Bild der Katastrophe zu kämpfen. Es ist schon gräßlich…«
    Es entstand wieder eine Weile Schweigen. Dann sagte Chris zu Hal:
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